US-Startup Fleetzero zeigt Container-Batterien für E-Schiffe

Das US-amerikanische Startup Fleetzero hat ein Konzept zur Elektrifizierung der Schifffahrt entwickelt. E-Schiffe sollen in Frachtcontainern verstaute Akkus erhalten und diese in Häfen gegen Container mit vollen Batterien austauschen.

Gemäß dem Konzept des in New Orleans ansässigen Unternehmens sollen die Schiffe mehr Stopps an kleineren Häfen einlegen, wo die leeren Batterien abgegeben und nur so viele neue aufgenommen werden, um die E-Schiffe zu ihrem nächsten Ziel zu bringen. Die kleineren Häfen sollen in diesem Konzept also quasi als Ladestationen und Austauschstellen fungieren.

Auf diese Weise sollen selbst größere Containerschiffe elektrifiziert werden können. Das würde aber auch eine Umplanung der Routen bedingen: Anstatt etwa den direkten Weg quer durch den Pazifik zu fahren, müssten die Schiffe der Küste folgen, um regelmäßig die Batterien zu tauschen. Was auf der Landkarte nach einem großen Umweg aussieht, ist aufgrund der Erdkrümmung aber nur ein kleiner Umweg. In der Binnenschifffahrt ist das Konzept natürlich einfacher umzusetzen.

„Die seltsame Ökonomie dabei ist, dass je mehr Schiffe Sie haben und je mehr Stopps Sie haben, desto niedriger sind Ihre Kosten“, wird Steven Henderson, einer der beiden Köpfe hinter Fleetzero, von „Techcrunch“ zitiert. „Der Schlüssel liegt darin, die Batterien austauschbar zu machen – das würde bei einem Plug-in-Schiff nicht funktionieren.“

batt diagram

Die Beispielrechnung des Unternehmens: Bräuchte ein Schiff den Strom aus drei Batterien, um von einem Start-Hafen zu seinem Ziel-Hafen zu kommen, wären für einen Dauer-Betrieb insgesamt neun Batterie-Pakete nötig – drei an Bord sowie jeweils drei Tausch-Batterien in den beiden Häfen, die an Land geladen werden. Oder das Schiff lädt seine drei Batterien über viele Stunden in den Häfen nach. Würde man das Schiff jedoch nur mit einer Tausch-Batterie beladen und dafür auf dem Weg zum Ziel-Hafen zwei Stopps zum Batterietausch einplanen, würden deutlich weniger Batterien benötigt, um die selbe Menge Fracht zu transportieren. In dem Beispiel mit zwei Zwischenstopps könnten insgesamt sechs Schiffe mit jeweils einer Batterei betrieben werden. Zusammen mit den vier Batterien in den Häfen – jeweils eine im Start- und im Ziel-Hafen sowie eine an jedem Zwischenstopp – würde im Schnitt nur 1,67 Batterien je Schiff benötigt.

Laut Mitgründer Mike Carter gebe es einen „idealen Punkt für die Schiffsgröße“. Das seien Containerschiffe mit Platz für 3.000 bis 4.000 Container. Zum Vergleich: Die „Ever Given“, die 2021 den Suez-Kanal blockierte, kann 20.000 Container laden. Da die von Fleetzero bevorzugten Schiffe kleiner sind, können sie auch die angepeilten kleineren Häfen anlaufen – womit die Idee der regelmäßigen Batteriewechsel erst möglich wird.

Aufgrund ihrer Brandsicherheit ist die Wahl übrigens auf LFP-Zellen gefallen, in die Batterie-Container ist auch ein eigenes Brandbekämpfungssystem integriert. Ein 20-Fuß-Container wiegt acht Tonnen und kann bis zu 2 MWh Strom speichern. Das Gewicht der Batterien ist laut Fleetzero kein Problem, da der schwere Schiffsdiesel und die riesigen Treibstoff-Tanks wegfallen.

Einige Fragen sind aber noch offen, etwa wie teuer der Aufbau eines solchen Netzwerks wäre, wie schnell und zuverlässig die Batteriewechsel ablaufen (Zeit ist Geld) und nicht zuletzt, wie teuer der Container-Transport mit einem solchen System ausfallen würde. Einigen Investoren ist es aber Geld wert, diese Fragen zu beantworten: Bisher hat Fleetzero 3,5 Millionen US-Dollar eingesammelt und will 2025 mit dem Umbau von Schiffen beginnen.
techcrunch.com, maritime-executive.com

2 Kommentare

zu „US-Startup Fleetzero zeigt Container-Batterien für E-Schiffe“
Jakob Sperling
17.03.2022 um 19:52
Ich sehe wirklich wenig Gründe, anstelle eines Wasserstoff-Containers (wofür es auch schon Standards gibt), einen Batterie-Container zu benutzen. Das Problem liegt im Grunde ja darin, dass Batterien so schlechte Speicher für lange Leistungsabgaben sind, dass ein grosses Containerschiff gerade etwa die ganze Nutzlast brauchen würde, um die notwendigen Batterien für eine Reise von Shanghai nach Hamburg mitzunehmen. Da würde ich dann eher Brennholz und einen Holzvergaser nehmen; es hat einen mehrfach höheren Energiegehalt pro Gewicht und pro Volumen. Oder eben Wasserstoff. Was die meisten Schiffsbauer auch tun. Die Frage ist eigentlich einzig, ob H2 in Form von komprimiertem Gas, als Flüssigkeit, als Ethanol (H mit C) oder als Ammoniak (H mit N).
Jensen
22.03.2022 um 08:27
Der Artikel beschreibt, dass die Schiffe nicht von Shanghai nach Hamburg fahren sollen, sondern eben eher auf kürzeren Strecken unterwegs und somit entsprechend kleiner sind. Ein wie ich finde sehr interessanter Ansatz, quasi im Linienverkehr, bei einem planmäßigen Stop mit gelerenten Abläufen Container auszutauschen die dann (hoffentlich) wieder mit grünem Strom aufgeladen werden.

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