Volvo-Experte für induktives Laden: „Taxis sind ein guter Startpunkt, weil sie Geld verdienen, wenn sie fahren“

Volvo testet mit Partnern drei Jahre lang das Laden von E-Taxis mit kabellosen Ladestationen. Im Interview mit electrive.net spricht Robert Eriksson, Senior Technical Expert Wireless Charging bei Volvo, über die Erwartungen an das Projekt, die Kosten für induktives Laden und das zentimetergenaue Rangieren für den Ladevorgang.

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In Göteborg sind für das Projekt Volvo XC40 Recharge unterwegs, die vom Taxiunternehmen Cabonline eingesetzt werden. Ausgestattet sind sie mit einem induktiven Lade-Pad von Momentum Dynamics, mit dem die Fahrzeuge an speziellen Ladestationen mit mehr als 40 kW geladen werden können. Steht das Auto dort zehn Minuten auf dem Taxistand, können theoretisch 6,6 kWh nachgeladen werden. Das reicht im XC40 für rund 25 Kilometer – und damit mehr als genug für die meisten innerstädtischen Taxifahrten.

Nur für Taxis lohnt sich die Entwicklung eines solchen Systems eher nicht. Welches Potenzial sieht Volvo also in dem Projekt? Wir haben mit Robert Eriksson, Senior Technical Expert Wireless Charging bei Volvo Cars, über das induktive Laden gesprochen.

Das Projekt in Göteborg ist auf drei Jahre angesetzt, also weit mehr als ein Proof-of-Concept. Wie kam es zu dieser Projektdauer?

Wir wollen Langzeit-Erfahrungen sammeln – sowohl bei der Zuverlässigkeit als auch der Akzeptanz durch die Taxi-Fahrer. Die Taxis kommen auf sehr hohe Laufleistungen, das ist für uns ein gutes Testfeld. Und die Taxi-Betreiber wollen die Gewissheit, dass es wirklich funktioniert und den Einsatz von E-Fahrzeugen besser macht. Eine Fehlinvestition könnte ihr Geschäft bedrohen.

Auf welche Bereiche fokussiert sich Volvo in dem Projekt?

Wir können und wollen eine Menge Daten erheben – nicht nur beim Laden, sondern auch während der Fahrt. Das wird für unsere Entwicklungsingenieure ein wichtiger Daten-Pool. Uns geht es aber nicht nur um die Technik, sondern wie das induktive Laden von den Taxi-Fahrern angenommen wird, dazu werden wir über die Projektdauer regelmäßig Interviews führen, um ihre Erfahrungen, Wünsche und Vorschläge zu erfassen. Es ist ja die zusätzliche Option neben kabelgebundenem AC- und DC-Laden, was die Fahrer auch weiterhin parallel nutzen werden und müssen. Die Entscheidung, wo und wann sie laden, steht ihnen frei.

Wie viele induktive Ladestationen gibt es für den Test?

Derzeit haben wir nur einen Taxistand mit dieser Ladelösung, weitere sind aber geplant. Es macht also aktuell noch keinen Sinn, speziell zum Laden dorthin zu fahren. Dazu wollen wir in dem Projekt die Möglichkeiten schaffen, dass sie an vielen Orten kurze Zwischenladungen machen können.

Sind die Fahrzeuge über das Lade-Pad hinaus modifiziert?

In der Taxi-Testflotte verwenden wir ein ähnliches System zum Sammeln und Speichern von Daten, wie wir es normalerweise für die Qualitätsverfolgung verwenden. Aber auch die Ladestationen erfassen natürlich Daten zur Nutzung.

Sehen Sie weitere Einsatzmöglichkeiten für induktives Laden neben den Taxis?

Taxis sind ein guter Startpunkt, weil sie Geld verdienen, wenn sie fahren – und nicht, wenn sie laden. Mit dem Ladesystem, das wir in Göteborg einsetzen, zielen wir mehr auf den Flottenmarkt. Für Privatkunden kann induktives Laden auch interessant werden, aber dann in einer geringeren Leistungsklasse. Für die Zukunft schauen wir natürlich auf das automatisierte Fahren, das auch automatisierte Ladelösungen erfordert. Ein Auto lässt sich günstiger und vor allem sehr viel nachhaltiger nutzen, wenn es mehr unterwegs ist und nicht viele Stunden am Tag steht.

Wie teuer ist die Technik im Auto und in der Infrastruktur?

Das lässt sich aktuell schwer beantworten, da wir im derzeitigen Stadium über sehr kleine Stückzahlen reden – es ist noch sehr teuer. Mit höherem Volumen werden die Kosten natürlich stark sinken. Natürlich ist es etwas teurer, neben der nötigen Ladetechnik noch das Lade-Pad im Boden zu vergraben als einfach eine Säule aufzustellen. Aber damit können wir die Ladetechnik etwas weiter weg vom Auto verbauen und haben keine Säule und Kabel direkt am Auto. Es kann also städtebauliche Vorteile geben, die einer Gemeinde vielleicht den Preis für die zusätzlichen Arbeiten wert ist.

Es ist aber klar: Der Aufbau solcher Stationen muss sehr vorsichtig vonstatten gehen und der Standort gut gewählt sein. Auch das wollen wir im Laufe des Projekts lernen.

In der Pressemitteilung hieß es, dass für die Positionierung des Autos über dem Lade-Pad die 360-Grad-Kamera genutzt wird. Ist das ein automatisierter Vorgang?

Die Positionierung der beiden Lade-Pads zueinander ist wichtig, aber nicht kritisch. Wir haben in alle Richtungen einen Spielraum von +/- acht Zentimetern. Mit der 360-Grad-Kamera kann der Fahrer das Auto sehr gut in der Breite positionieren und dann über das Lade-Pad fahren. Solange er dann in den 16 Zentimetern Toleranz ist, startet der Ladevorgang ohne Probleme automatisch. Man muss ein bisschen vorsichtig sein, aber es ist auch ohne automatisierten Prozess für den Fahrer gut machbar.

Ist die Positionierung wichtig für die Übertragungseffizienz?

Nach unseren bisherigen Erfahrungen nicht. Solange die Lade-Pads im entsprechenden Bereich ausgerichtet sind, dass der Ladevorgang startet, ist die Effizienz konstant. Innerhalb der Ausrichtung gibt es keine großen Unterschiede.

1 Kommentar

zu „Volvo-Experte für induktives Laden: „Taxis sind ein guter Startpunkt, weil sie Geld verdienen, wenn sie fahren““
Wolfbrecht
26.03.2022 um 07:33
Anstatt über mehr oder weniger große Unterschiede der Positionierung zu schwadronieren, wäre viel interessanter, die Frage nach der generellen Effizienz mal klar zu beantworten! Und über die notwendige magnetische Abschirmung – der Fahrer hält sich beim Laden ja meist IM Fahrzeug auf – wird erst gar nicht gesprochen.

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