Audi plant auch E-Kleinwagen
Die VW-Tochter Audi wird laut Entwicklungsvorstand Oliver Hoffmann bis 2027 alle Kernsegmente elektrifizieren. Dazu zählt der Manager laut Aussagen in einem Interview auch Batterie-elektrische Premium-Kleinwagen.
„Wir werden bis 2027 alle Kernsegmente elektrifizieren“, sagte Hoffmann der „Automobilwoche“. „Dazu gehört auch das A-Segment, in dem wir auch in Zukunft ganz klar den Bedarf an Premium-Fahrzeugen sehen.“ Konkrete Modelle kündigte Hoffmann aber noch nicht an. Für Audi wäre ein Serienmodell im A-Segment ein Novum: Selbst der Audi A1 auf MQB-Basis ist eher dem B-Segment zuzuordnen.
Hoffmann bestätigte zwar die Entscheidung, dass es für den A1 und das kleine SUV Q2 keine direkten Nachfolger geben werde. Weiter äußerte er sich zu den Kleinwagen-Plänen aber nicht. Angesichts der Konzern-Logik scheint es aber naheliegend, dass das neue Modell kein Audi-Alleingang wird, sondern auf dem VW ID.2 basieren dürfte – die Studie ID. Life hatte VW auf der IAA 2021 vorgestellt. Bis zur Serienreife des VW dürfte es aber noch etwas dauern. Bisher war man eher von einem Seat/Cupra-Ableger des ID.2 ausgegangen, mit der Audi-Beteiligung könnte die Wirtschaftlichkeit erhöht werden.
Kurzfristig arbeitet Audi aber an größeren E-Baureihen. Die Nachfrage nach dem Q4 e-tron und dem e-tron GT ist laut Hoffmann hoch, von den Modellen auf der PPE-Plattform erhofft sich Audi einen weiteren Schub. Ab 2023 wird das E-SUV Q6 e-tron in Ingolstadt gebaut, im selben Jahr soll der A6 e-tron als E-Limousine in Produktion gehen. 2024 wird dann der A6 Avant e-tron folgen, dessen seriennahe Studie in der vergangenen Woche vorgestellt wurde. Gegenüber der Konkurrenz von BMW und Mercedes, die teilweise schon mit Modellen wie dem EQE auf den Markt drängen, müsse sich Audi „überhaupt nicht verstecken“.
Im Rahmen der Jahrespressekonferenz hatte Audi-Chef Markus Duesmann den Elektro-Kombi enthüllt. „Der Audi A6 Avant e-tron concept zeigt, wie dynamisch und elegant die elektrisch angetriebene Oberklasse bei Audi aussehen wird“, so Duesmann. „Mit dem späteren Serienmodell bauen wir unser E-Modell-Portfolio in einem für uns entscheidenden Segment aus.“ Auch Hoffmann bekräftigte auf direkte Nachfrage, dass Audi weiter auf den klassischen Kombi setzt, während bei Mercedes wohl kein solches Modell auf EQE_Basis geplant ist. „Schöne Kombis heißen Avant, das wird auch in der elektrischen Welt so sein“, so Hoffmann. „Die Avant-Modelle sind wichtige Volumen-Modelle von Audi.“
Ein wichtiger Absatzmarkt für die PPE-Modelle wird China sein. „Die Audi FAW NEV Company nimmt eine zentrale Rolle in unserer Elektrifizierungsstrategie in China ein“, sagte Duesmann. Im Februar hat Audi wie berichtet man die Planungs- und Genehmigungsphase abgeschlossen. Weitere Details zu den geplanten Modellen gab es aber noch nicht.
Bei der Elektro-Entwicklung will Audi innerhalb der Premium-Markengruppe des VW-Konzerns Bentley und Lamborghini enger an sich binden. „Lamborghini und Bentley profitieren beim Übergang zur E-Mobilität ganz klar von Audi: Für diese Marken wären die Investitionen alleine kaum stemmbar“, sagte Duesmann.
Während es zum ersten rein elektrischen Lamborghini noch keine weiteren Aussagen gibt, ist klar, dass es sich beim ersten Elektro-Bentley um den Ableger des Artemis-Porjekts handeln wird – mit Karosseriefertigung in Hannover und Endmontage in Crewe. „Das erste Fahrzeug aus dem Artemis-Projekt ist ab 2025 sicher ein Leuchtturm für uns“, sagt Hoffmann über die entsprechende Audi-Limousine. „Es wird konsequent von innen nach außen entwickelt und die Designsprache der Zukunft zeigen.“
automobilwoche.de (Hoffmann-Interview), audi-mediacenter.com (Duesmann-Aussagen)
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