Baut VW zweite US-Fabrik in Chattanooga?
Volkswagen plant laut einem Medienbericht den Bau eines zweiten Werks in den USA. Es könnte unmittelbar neben der aktuellen Fabrik in Chattanooga entstehen. Demnach wird auch ein eigenes Batteriezellenwerk in der Umgebung erwogen. Eine Entscheidung gibt es noch nicht, der Schritt hatte sich aber seit Monaten angedeutet.
Dass Volkswagen sich wieder verstärkt dem US-Markt zuwenden will, um die Abhängigkeit von China zu verringern, hatte sich in den vergangenen Wochen und Monaten angedeutet. Nun wird es wohl bald konkret: Nach Informationen des „Manager Magazins“ plant Konzernchef Herbert Diess ein zweites US-Werk.
Die Anlage könnte unmittelbar neben der aktuellen Fabrik in Chattanooga entstehen, wie nicht näher genannte Beteiligte dem Magazin bestätigt haben sollen. Nordöstlich der derzeitigen Produktionshalle gibt es noch eine Brachfläche in ähnlicher Größe. Mit einem zweiten Werk könnte die US-Produktionskapazität auf bis zu 600.000 Fahrzeuge steigen.
Die Insider geben an, dass Diess „fest entschlossen“ sei, das US-Geschäft zu stärken – besonders mit Blick auf die Kernmarke Volkswagen Pkw. Eine finale Entscheidung gibt es aber noch nicht. Aus dem Bericht geht nicht hervor, bis wann eine solche Entscheidung fallen soll.
VW will Großteil des Nordamerika-Portfolios auch dort bauen
Ähnliches gilt für den Bau eines Batteriewerks, welches „wahrscheinlich in der Nähe des Werks in Chattanooga“ entstehen soll. Hier wird noch nicht einmal eine mögliche Kapazität genannt oder ob VW die Batterie-Produktion in Eigenregie oder zusammen mit einem Zellhersteller hochziehen will. Für die im Herbst 2022 startende US-Produktion des ID.4 im derzeitigen Chattanooga-Werk beziehen die Wolfsburger die Zellen bekanntlich von SK Innovation.
Die Pläne für ein Batteriewerk überraschen nicht: Bereits vor einigen Wochen kündigte der Konzern an, den Aufbau einer Batteriezellenproduktion in den USA anzustreben. Eine Entscheidung soll noch in diesem Jahr fallen, derzeit bewerte man „Governance- und Finanzmodelle“ rund um die geplante Batteriefabrik, die nicht nur für die Marke VW produzieren soll. Neu ist hingegen, dass die Zellfabrik in der Nähe von Chattanooga entstehen soll.
Grundsätzlich hatte sich der Schritt, dass VW die Produktionskapazitäten in Nordamerika erweitern wird, angedeutet. Im März gab VW-Nordamerika-Chef Scott Keogh an, dass im Jahr 2030 90 Prozent des VW-Portfolios für Nordamerika auch in Nordamerika gebaut werden soll. Damals bestätigte Keogh, dass bis zur Mitte dieses Jahrzehnts, auch die Werke in Mexiko – die Autofabrik in Puebla und das Motorenwerk in Silao – für die Fertigung von Elektroautos bzw. Komponenten wie E-Motoren umgerüstet werden.
Ein mögliches Modell, welches in Chattanooga in dem Erweiterungsbau produziert werden könnte, gibt es schon: Wie eine der Angelegenheit nahestehende Quelle der Nachrichtenagentur Reuters sagte, könnte dort der ID. Buzz vom Band laufen. Dem MEB-Van mit Retro-Anleihen wird in Wolfsburg viel Potenzial auf dem US-Markt bescheinigt.
Der ID. Buzz wird zwar in den USA auf den Markt kommen, wird zunächst aber wie der ID.4 aus Deutschland importiert – nur eben aus Hannover und nicht aus Zwickau. Reuters zitiert einen nicht namentlich genannten Top-Manager, der im März angegeben haben soll, dass der ID. Buzz für Nordamerika später auch in den USA oder Mexiko montiert werden könnte. Seitens VW bestätigt ist das aber noch nicht.
Außerdem schreibt Reuters unter Berufung auf den Insider, dass VW künftig auch einen elektrischen Pickup in Chattanooga bauen könnte. Weitere Details hierzu werden in der Meldung nicht genannt. VW hatte zwar erst kürzlich ein Rendering eines ID. Buzz mit Pickup-Heck veröffentlicht – ob ein solches Modell aber in Serie kommt, ist offen.
Erst in dieser Woche hatte Lars Krause, Vertriebsvorstand von VW Nutzfahrzeuge, bestätigt, dass die nächste Generation des Amarok auch als Elektroversion kommen soll. Der Amarok wurde aber auf Basis des Ford Ranger entwickelt und soll von Ford in Südafrika gebaut werden. Zudem gelten Pickups von der Größe eines Ranger oder Amarok in den USA eher als klein.
Der VW-Konzern hatte bereits angekündigt, in den kommenden Jahren mehrere Milliarden Euro in Nordamerika zu investieren und dort bis 2030 25 neue Elektromodelle auf den Markt zu bringen – diese sollen dann die 55 Prozent des US-Umsatzes ausmachen.
manager-magazin.de, reuters.com
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