Daimler Trucks zeigt Serienversion des eCascadia für Nordamerika

Daimler Trucks North America (DTNA) hat nach ausgiebigen Tests von Vorserienmodellen bei Kunden nun die Serienversion seines Batterie-elektrischen Lkw-Modells Freightliner eCascadia präsentiert. Die Produktion soll im Laufe dieses Jahres in der Fabrik von Freightliner in Portland (Oregon) anlaufen. Freightliner liegen bislang rund 700 Bestellungen für den E-Lkw vor.

Erste Prototypen des eCascadia hatte Daimler bereits 2018 in Kundenhand gegeben, seit August 2019 sind die ersten Vorserienmodelle in der Flottenerprobung. Seitdem haben die 40 Fahrzeuge über eine Million Meilen oder 1,6 Millionen Kilometer zurückgelegt.

Diese Erfahrungen sind in das Serienmodell des Klasse-8-Sattelschleppers eingeflossen, den Daimler Trucks North America nun auf der Advanced Clean Transportation Expo in Kalifornien enthüllt hat. Optisch entspricht das Fahrzeug dabei weitgehend dem Verbrenner-Modell bzw. den Vorserien-Exemplaren. Ein Unterschied: Da der Kühlbedarf deutlich geringer ist, haben die Designer einen geschlossenen Kühlergrill an der Front verbaut.

Dafür sind jetzt die Antriebs- und Reichweitenoptionen bestätigt. Die Kunden können zwischen drei Batterie-Optionen wählen: 194 kWh, 291 kWh und 438 kWh. Letztgenannte Version soll auf eine Reichweite von bis zu 230 Meilen oder 370 Kilometer kommen. An einer Schnellladestation kann die kleinste Batterie in 90 Minuten auf 80 Prozent geladen werden, bei den beiden größeren Optionen gibt Freightliner die Ladezeit mit 120 Minuten an. Die vollständige Ladung auf 100 Prozent dauert bei der 438-kWh-Batterie bis zu sechs Stunden – über Nacht kann die Batterie also auf 100 Prozent geladen werden.

37,2 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht

Angetrieben wird der eCascadia von einer in den USA entwickelten E-Achse, die bei der Daimler-Tochter Detroit ePowertrain entstanden ist. Diese E-Achse gibt es mit Einzel- oder Doppelmotor. Die Variante mit einem Motor leistet maximal 145 kW, jene mit Doppelmotor bis zu 295 kW. Hierbei handelt es sich um die maximale Leistung der Achsen, nicht des eCascadia: Hier gibt Freightliner die Spanne mit 238 bis 350 kW an. Bei der Leistung des Fahrzeugs kommt es nicht nur auf die Antriebseinheiten, sondern auch das Zusammenspiel mit der Batterie an.

Mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 82.000 lbs oder umgerechnet 37,2 Tonnen uns seiner Reichweite von maximal 370 Kilometern ist der eCascadia nicht als Langstrecken-Lkw gedacht, sondern for die Last-Mile-Logistik, lokalen und regionalen Verteilverkehr sowie den Transfer von Fracht zwischen zwei Lagern. Die Nutzlast gibt Freightliner in der Mitteilung nicht an.

Für den „erfolgreichen Frachtbetrieb“ mit einem E-Lkw ist laut Freightliner nicht nur der Antrieb wichtig, sondern auch die Konnektivität. Für den eCascadia wurde daher ein Portal namens „Detroit Connect eServices“ entwickelt, welches unter anderem ein Charger Management System (CMS) enthält. Das CMS soll den Unternehmen Infos zu der Depot-Auslastung geben, nötige Daten zur Einhaltung von Förder-Vorgaben sammeln und das Laden managen. Hier kann das System unter anderem ein gestaffeltes Laden mehrerer Fahrzeuge planen, oder das Laden hinsichtlich Kosten oder Netzbelastung optimieren.

Beim Umstieg auf E-Lkw soll ein eRange-Vorhersagetool helfen. Dieses berechnet die Reichweite automatisch und zeigt sie im Verlauf einer vorgeschlagenen Fahrt an. Um möglichst genaue Angaben zu machen, analysiert das Tool laut Daimler Trucks mehrere Dateneingaben, darunter Fahrzeugparameter, Ladung, Wetter, Verkehr und Steigungen/Gefälle. „Die eRange Prediction ermöglicht das Testen von ‚Was-wäre-wenn‘-Szenarien und führt Analysen durch“, heißt es in der Mitteilung.

In diesem Jahr soll eine überarbeitete Vorserie in Produktion gehen, die auf die maximale Reichweite von 230 Meilen kommen soll. Diese Fahrzeuge sollen dann bei den Kunden Exemplare der ersten Vorserie ersetzen, die nur bis zu 150 Meilen weit kamen. Im kommenden Jahr soll dann die Serienproduktion des eCascadia anlaufen. Noch in 2022 will DTNA die Serienversion des eM2, einem mittelschweren Elektro-Lkw der Klasse 6, vorstellen.

Und auch bei eCascadia ist die Entwicklung mit dem Serienstart nicht abgeschlossen: Zusammen mit Cummins arbeitet Daimler Trucks North America derweil daran, den  Verbrenner-Lkw Freightliner Cascadia mit einem Brennstoffzellen-Antriebsstrang für den Einsatz in Nordamerika auszurüsten. Nach erfolgreicher Validierung beabsichtigen die Unternehmen, im Jahr 2024 erste Einheiten für ausgewählte Kunden verfügbar zu machen. Leistungsdaten und Reichweiten-Ziele werden in der Mitteilung aber noch nicht genannt.
freightwaves.com, prnewswire.com (beide eCascadia), businesswire.com (BZ-Kooperation mit Cummins)

1 Kommentar

zu „Daimler Trucks zeigt Serienversion des eCascadia für Nordamerika“
Sebastian
13.05.2022 um 16:39
letzte Meile bedeutet in Amerika aber immer noch 400 bis 600 KM, in Deutschland eher 90 KM.

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