Norwegen schmilzt erste E-Auto-Förderung ab

Norwegens Regierung hat im Rahmen der Vorlage ihres Nachtragshaushalts angekündigt, zum 1. Januar 2023 die Mehrwertsteuerbefreiung für Elektroautos abzuschaffen, die mehr als 500.000 Kronen (umgerechnet derzeit knapp 49.000 Euro) kosten. Über weitere Maßnahmen wird wohl nachgedacht.

Das Prinzip der neuen Steuer-Regelung: Je teurer ein Elektroauto über dieser Grenze ist, desto mehr Mehrwertsteuer soll ab dem kommenden Jahr gezahlt werden müssen. Wie das norwegische Portal „The Local“ berichtet, sollen E-Autos mit einem Preis von beispielhaft 600.000 Kronen (58.550 Euro) mit bis zu 25.000 Kronen (2.440 Euro) besteuert werden. Fahrzeuge mit einem Preis von mehr als einer Million Kronen (97.600 Euro) sollen mit 12,5 Prozent besteuert werden. Das entspricht immer noch einer deutlichen Subvention: Der Mehrwertsteuersatz liegt in Norwegen sonst bei 25 Prozent.

„Wir werden weiterhin diejenigen unterstützen, die sich ein normales Elektroauto kaufen möchten, aber es ist nicht die Aufgabe der Gemeinschaft, den Kauf der teuersten und schönsten Elektroautos für diejenigen zu finanzieren, die es sich leisten können. Elektroautos mit hoher Reichweite kann man heute in allen Preisklassen kaufen“, erklärte Finanzminister Trygve Slagsvold Vedum. „Wir halten es daher für richtig, dass diejenigen, die sich für die teuersten Autos entscheiden, auch einen Teil der Mehrwertsteuer an die Gemeinschaft zahlen.“

Der norwegische E-Auto-Verband kritisiert die Einführung der Mehrwertsteuer: „Die gesamte Elektroauto-Politik steht auf dem Spiel. Das ist eine unfassbar schlechte Idee“, wird Verbandschefin Christina Bu zitiert.

Kürzlich war bereits durchgesickert, dass Norwegen eine Abschaffung oder Reduzierung der Privilegien für Elektrofahrzeuge bei der Steuer und der Maut in größeren Städten erwägt.

Die großzügige Steuerpolitik für E-Autos hat in den vergangenen Jahren dazu beigetragen, dass sich BEV in Norwegen sehr viel schneller durchgesetzt haben als in anderen Märkten. Dementsprechend wurde auch die Ladeinfrastruktur schnell und umfassend ausgebaut. Im April waren in Norwegen 7.207 von 9.725 neu zugelassenen Autos rein elektrisch, was einem Anteil von 74,1 Prozent entspricht. Im März waren es sogar 86,1 Prozent aller Neuzulassungen.
thelocal.no, regjeringen.no (Mitteilung auf Norwegisch)

4 Kommentare

zu „Norwegen schmilzt erste E-Auto-Förderung ab“
Gunnar
13.05.2022 um 09:40
Richtiger und sinnvoller Schritt bei den hohen Zulassungsquoten. Bin gespannt, wie sich das im nächsten Jahr auf die Marktanteile auswirken wird. Ich gehe davon aus, dass es nicht weniger wird sondern mindestens das 2022-Niveau gehalten werden kann.
Sebastian
09.06.2022 um 17:41
wenn etwas gut und sinnig ist, ist jeder Cent Förderung einfach unfassbar dämlich und dient letztlich nur den Gewinnen von Konzernen. . was wichtig ist, eine richtig gute Förderung im Ausbau von Ökostrom und Ladeinfrastruktur. Nur leider kommt da absolut nix. So mästet man nur weiterhin fette träge Konzerne im Quartalsdenken.
ottonorma
25.04.2023 um 14:39
Wer Geld hat, kann auch fördern. Und Norwegen hat durch seine Öl und Gasförderung genug Geld. Ist also für uns in Sachen E-Auto nicht nachzuahmen und somit kein Vorbild. Da geht´s nach dem alten Spruch : "Mit vollen Hosen ist gut stinken".
Heinz Barfuss
22.09.2023 um 20:17
wir haben auch genug Geld. Es wird nur falsch ausgegeben.

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