Volvo präsentiert Brennstoffzellen-Lkw mit 1.000 km Reichweite
Volvo Trucks hat einen elektrischen Langstrecken-Lkw vorgestellt, der mit einer Wasserstoff-Brennstoffzelle auf bis zu 1.000 Kilometer Reichweite kommen soll. Wann ein solches Fahrzeug in Serie gehen könnte, lassen die Schweden noch offen – erste Testträger sind aber schon unterwegs.
Dass Volvo neben seinen aktuellen Batterie-elektrischen Lastwagen bei der Dekarbonisierung der Transportbranche auch auf die Brennstoffzelle setzt, ist lange bekannt. So haben die Schweden – nicht zu verwechseln mit dem weitgehend unabhängigen Autobauer Volvo Cars – gemeinsam mit Daimler Truck das Joint Venture Cellcentric gegründet, welches in seiner künftigen Fabrik in Weilheim/Teck Brennstoffzellen für die Langstrecken-Lastwagen der beiden Lkw-Hersteller produzieren soll.
Nur: Anders als Partner Daimler Truck mit dem GenH2 Truck hatte Volvo Trucks bisher noch kein konkretes Modell für die Cellcentric-Brennstoffzellen angekündigt.
Den Elektro-Lkw mit Wasserstoff-betriebenen Brennstoffzellen will Volvo „in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts“ in sein Produktportfolio aufnehmen. Angesichts des gemeinsamen Lieferanten der Brennstoffzellen überrascht es kaum, dass Daimler Truck den gleichen Zeitraum als Premiere für seinen H2-Lkw anpeilt. Allerdings werden bereits vor der Serien-Premiere in der Pilotphase Kunden den schwedischen Wasserstoff-Lkw einsetzen – ein in der Transportbranche verbreitetes Vorgehen.
Bei den technischen Daten zu dem Brennstoffzellen-Lkw – zumindest der Prototyp basiert auf dem Volvo FH Electric – hält sich Volvo noch recht bedeckt. Neben der Reichweite auf dem Niveau eines Diesel-Lkw gibt der Hersteller nur an, dass die beiden Brennstoffzellen in der Lage sein sollen, 300 kW Strom zu erzeugen – wie im GenH2 Truck. Mit der zur Verfügung stehenden Leistung könne das Gesamtgewicht „rund 65 Tonnen oder sogar mehr“ betragen, so Volvo.
Ebenfalls eine wichtige Zahl: Der Wasserstoff-Vorrat an Bord soll in weniger als 15 Minuten aufgefüllt werden können. Um wie viele Kilogramm Wasserstoff es sich dabei handelt, erwähnen die Schweden nicht. Dennoch sind die 15 Minuten ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zu dem Brennstoffzellen-Lkw von Daimler Truck: Die Deutschen bevorzugen für das Serienmodell bekanntlich tiefgekühlten, flüssigen Wasserstoff. Der auf -253 Grad Celsius gekühlte Wasserstoff wird dann LH2 genannt und kann wie eine Flüssigkeit in wenigen Minuten getankt werden. Zudem ist in den ebenfalls auf diese Temperatur gekühlten Tanks die Energiedichte höher – um die selbe Menge Wasserstoff zu speichern, wird also weniger Bauraum benötigt.
Der Haken: Die Wasserstoff-Infrastruktur ist derzeit auf die gasförmige Speicherung unter hohem Druck ausgelegt – für Nutzfahrzeuge bei 350 bar und für Pkw bei 700 bar. H2 Mobility, in Deutschland der größte Betreiber von Wasserstoff-Tankstellen, plant in seiner nächsten Ausbaurunde zwar einen Fokus auf H2-Nutzfahrzeuge, aber eben auch mit Tankstellen für gasförmigen Wasserstoff. Dennoch ist man bei H2 Mobility offen für LH2. Es ist ein großer Vorteil, dass Daimler Truck einer unserer Shareholder ist, daher sind wir stetig in einem engen Austausch zu verschiedenen Technologien und können frühzeitig reagieren“, sagte der H2-Mobility-Geschäftsführer Nikolas Iwan im März im Gespräch mit electrive.net.
Derzeit setzt Volvo auf die gasförmige Speicherung. Wie auch bei anderen H2-Lkw, wie etwa dem Hyundai XCIENT, sind die Wasserstoff-Drucktanks hinter dem Fahrerhaus platziert. Volvo stapelt die Drucktanks hier nicht horizontal, sondern hat fünf große Tanks vertikal nebeneinander platziert. Auf der Fahrerseite der klar zu erkennenden Tank-Einheit ist auch der Tankanschluss verbaut.
Für die gemeinsam mit Daimler Truck produzierten Brennstoffzellen ist es kein Problem, wie der Wasserstoff an Bord gespeichert wird – in der Brennstoffzelle selbst kommt das H2 ohnehin gasförmig an. „Die Brennstoffzelle kann sowohl flüssigen als auch gasförmigen Wasserstoff verarbeiten, da gibt es keinen Unterschied“, sagte Daimler-Truck-CEO Martin Daum im vergangenen Jahr. „Die Tankstellen werden nur eine Technologie unterstützen können – gasförmig oder flüssig. Die Industrie muss also eine Entscheidung treffen.“
Roger Alm, Präsident von Volvo Trucks, äußert sich zur Frage der Speicherung nicht – in der Mitteilung ist kein Wort über den Einsatz von flüssigem Wasserstoff zu finden. Alm betont stattdessen die Wichtigkeit der Energie, mit der der Wasserstoff erzeugt wird. „Wir gehen davon aus, dass die Versorgung mit umweltfreundlichem Wasserstoff in den nächsten Jahren deutlich zunehmen wird, da viele Industrien davon abhängen werden, um CO2-Emissionen zu reduzieren. Wir können die Dekarbonisierung des Transportbereichs jedoch nicht mehr hinauszögern, denn bereits jetzt sind wir sehr spät dran“, so Alm. „Meine klare Botschaft an alle Transportunternehmen lautet also: Schlagen Sie den Weg heute mit Batterieelektrik, Biogas und den anderen verfügbaren Optionen ein. Die Lkw mit Brennstoffzellen werden in wenigen Jahren eine wichtige Ergänzung für längere und schwerere Transporte sein.“
Neben der Langstrecke sieht Alm die Brennstoffzelle auch als Option für Ländern, „ in denen die Möglichkeiten zum Laden von Batterien begrenzt sind“. „Das vielseitige Angebot an Elektro-Lkw mit Batterien und anderen mit Brennstoffzellen wird es unseren Kunden ermöglichen, sich gänzlich von CO2-Emissionen zu befreien, unabhängig von den jeweiligen Transportaufgaben“, sagt der Volvo-Manager.
Quelle: Info per E-Mail
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