Besondere H2-Tankstelle in Erlangen eröffnet
Am Wochenende ist in Erlangen eine besondere Wasserstoff-Tankstelle in Betrieb gegangen. Die neue Station von Betreiber H2 Mobility bietet Wasserstoff in den zwei gewohnten Druckstufen von 350 und 700 bar – die Besonderheit ist die Wasserstoff-Speicherung vor Ort.
Die Tankstelle liegt in der Henri-Dunant-Straße 2 auf dem Campus der Siemens AG. Laut H2 Mobility profitiere die neue Anlage „von den vielen Aktivitäten der Region rund um das Thema Wasserstofferzeugung und -speicherung“. Ein Beispiel dafür sei das Engagement der Stadt, die den Betrieb von diversen Wasserstoff-Fahrzeugen, u.a. Müllsammelfahrzeuge und Busse, zugesagt habe.
Während das Tanken von Brennstoffzellenautos mit 700 bar und der Nutzfahrzeuge mit 350 bar bereits gewohnt ist, ist die Wasserstoff-Versorgung der Tankstelle neu. Neben einem Drucktank wird die Tankstelle von dem Unternehmen Hydrogenious LOHC Technologies Mit Wasserstoff versorgt. Das Unternehmen setzt auf die namensgebende LOHC-Technologie. Bei LOHC handelt es sich um einen flüssigen organischen Wasserstoffträger (Liquid Organic Hydrogen Carrier).
Hydrogenious nutzt in seinem Verfahren Benzyltoluol als Trägerflüssigkeit, an die der molekulare Wasserstoff mittels einer katalytischen Reaktion chemisch gebunden wird. Das flüssige Trägermaterial lässt sich unter Umgebungsbedingungen in der konventionellen Infrastruktur – z.B. per Tankwagen, Schiff oder Zug – transportieren. Zudem kann LOHC mehrfach genutzt und immer wieder mit Wasserstoff be- und entladen werden.
An der Tankstelle in Erlangen wird die Trägerflüssigkeit in konventionellen Erdtanks gelagert. Für die Rückgewinnung und Einspeisung des LOHC gespeicherten Wasserstoffs sorgt die an der Station installierte Freisetzungsanlage von Hydrogenious. Anschließend wird der Wasserstoff komprimiert und über die Zapfsäule abgegeben.
Bei dem Einsatz in den Tankstellen sieht Hydrogenious den großen Vorteil der Skalierbarkeit – die ausschließlich mit Druckwasserstoff versorgten Wasserstofftankstellen hätten „begrenzte Bevorratungskapazitäten und einen hohen Platzbedarf“. LOHC lässt sich – im Gegensatz zur Druckspeicherung von Wasserstoff – auch unterirdisch lagern, was den Platzbedarf an der Oberfläche weiter verringert.
Die Bereitstellung von LOHC an der Erlanger Wasserstofftankstelle ist Teil des weiter gefassten Pilotprojekts H2Sektor von Hydrogenious, das vom bayerischen Wirtschafts- und Energieministerium gefördert wird. In dessen Rahmen wird eine lokale LOHC-Lieferkette aufgebaut: Der PEM-Elektrolyseur am Hauptsitz von Hydrogenious in Erlangen erzeugt aus PV-Strom grünen Wasserstoff. Dort folgt direkt die Wasserstoffeinspeicherung in das LOHC. Anschließend transportiert ein konventioneller Tankwagen das LOHC an die neue Erlanger Wasserstofftankstelle, wo es in Erdtanks (je 30 Kubikmeter) gelagert wird und damit eine Bevorratung von 1.500 Kilogramm Wasserstoff ermöglicht. Zum Vergleich: Die Tankstelle mit aktueller Technik von Linde kann in ihrem Drucktank 400 Kilogramm Wasserstoff speichern.
„Der Erfolg bayerischer Energieforschung kommt heute mit der Eröffnung der weltweit ersten Wasserstofftankstelle, die die von uns geförderte LOHC-Technologie nutzt, zum Tragen und setzt Maßstäbe für den anstehenden Markthochlauf“, wird Bayerns Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger in der Mitteilung von H2 Mobiltiy zitiert – Aiwanger musste die Eröffnung am Wochenende krankheitsbedingt absagen. „Dank der LOHC-Technologie lässt sich Wasserstoff nun problemlos vor Ort in erheblichem Umfang speichern und auch wieder zur Nutzung einsetzen. Hiermit ist uns ein Durchbruch gelungen.“
Unabhängig von dem LOHC-Projekt: Mit Erlangen gibt es in Deutschland 95 H2-Stationen, 21 davon in Bayern. Die Tankstelle Erlangen liegt verkehrsgünstig in unmittelbarer Nähe zum Autobahnkreuz Fürth/Erlangen und damit zur A73 und A3. In der Region gibt es nun neben Berg bei Hof, Nürnberg und Fürth mit Erlangen insgesamt acht Wasserstofftankstellen-Standorte.
Quelle: Info per E-Mail
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