Mahle entwickelt ausdauerstarken E-Motor für Autos und Lkw

Der Automobilzulieferer Mahle hat den nach eigenen Angaben ausdauerstärksten E-Motor entwickelt. Die Besonderheit: Dank eines neuen Kühlkonzepts soll der SCT (Superior Continuous Torque) unbegrenzt lange mit hoher Leistung arbeiten können.

Bei dem Kühlkonzept spricht der Zulieferer in der Mitteilung von einem „Technologiesprung“. Dabei handelt es sich laut Mahle um eine integrierte Ölkühlung, die nicht nur die Kühlung selbst übernimmt, sondern gleichzeitig auch die Nutzung der entstehenden Abwärme im Gesamtsystem des Fahrzeugs ermöglicht.

Laut „jüngsten Messergebnissen“ soll der SCT auf eine Dauerleistung kommen, die bei über 90 Prozent der Spitzenleistung liegt. Absolute Zahlen nennt Mahle aber nicht. Üblicherweise ist die Dauerleistung geringer, da der Antrieb bei hoher Belastung überhitzt und die Leistung zurückgefahren werden muss. Ein zufällig von der Redaktion gewähltes Beispiel: Der BMW i4 M50 kommt auf eine Spitzenleistung von 400 kW, steht nach ECE R 85 aber mit einer Dauerleistung von 125 kW in den Zulassungspapieren.

Zudem betont Mahle, dass der SCT (auch dank der integrierten Ölkühlung) besonders kompakt und leicht sein soll. „Große E-Motoren zu bauen, die kurzfristig hohe Leistungen erbringen, ist einfach. Was am Markt bisher noch fehlte, um E-Fahrzeuge uneingeschränkt alltagstauglich zu machen, waren ausdauernde und gleichzeitig kompakte Antrieb“,” sagt Martin Berger, Leiter Konzernforschung und -vorausentwicklung bei Mahle. „Unser neuer SCT E-Motor ist die Lösung.“

In der Praxis soll das einige Vorteile bieten, etwa beim Einsatz unter anspruchsvollen Bedingungen. „Klassische Beispiele sind die Fahrt eines E-Lkw über Gebirgspässe oder wiederholte Sprints eines Batterie-elektrischen Pkw. Diese Szenarien sind mit den bisher am Markt erhältlichen E-Motoren nur unzureichend abgedeckt“, so Mahle.

Grundsätzlich ist der SCT als permaneterregter Synchronmotor ausgelegt, der eben die kompakte Bauform mit hoher Energiedichte ermöglicht. Bei einer solchen PSM sind im Rotor Permanentmagnete mit Neodym verbaut. „Für eine größere Unabhängigkeit von Rohstoffpreisen und geopolitischen Entwicklungen“ kann der SCT auf Kundenwunsch auch magnetfrei und somit ohne seltene Erden geordert werden. Hier setzt Mahle dann auf Kundenwunsch die Technologie ein, die im vergangenen Jahr in dem „hocheffizienten und magnetfreien“ E-Motor vorgestellt wurde.

Geeignet ist die Neuentwicklung für Pkw, Nutzfahrzeuge sowie Baumaschinen und Traktoren. Vorgestellt wird die Neuheit erstmals auf der IAA Transportation im September 2022 in Hannover.
mahle.com

6 Kommentare

zu „Mahle entwickelt ausdauerstarken E-Motor für Autos und Lkw“
Peter
04.07.2022 um 13:29
Um beim Beispiel des im Artikel genannten BMW zu bleiben: Stünde einer Dauerleistung von >300kW nicht auch eine entsprechende Leistungsaufnahme (aus dem Akku) gegenüber? Ernsthafte Frage. Falls ja: welche Alltagsszenarien bieten sich für so eine Leistung (und den daraus resultierenden Leistungshunger) an? Oder nur spezielle Sonderanwendungen?
Flo
04.07.2022 um 19:51
LKW (beladen) bergauf...
Peter
05.07.2022 um 12:50
Danke. Stimmt. Hätte ich auch im Artikel lesen können.
Mathias
05.07.2022 um 15:33
Naja, 90% der Spitzenleistung ist keine Kunst. Man muss nur die Leistungselektronik unterdimensionieren, dann sinkt die Spitzenleistung bei gleichbleibender Dauerleistung. Der Vergleich zum PKW hinkt insofern, als da eben hohe kurzzeitige Leistungen gefordert sind, das Verhältnis von Leistungselektronik und Motor also ein ganz anderes ist.Nicht falsch verstehen, es wäre spannend und toll, wenn es hier wahre Innovation gäbe. Aber alles was ich lese ist Marketing und mit einfachsten Maßnahmen machbar. Ich bin gespannt, ob man von dem Wundermotor weiterhin hört.
Hörbi
27.07.2022 um 17:48
Nöö, mit der Leistungselektronik hat das erst mal nichts zu tun, sondern mit der Erwärmung des Motors. Wenn ein Motor mit 100kW angesteuert wird und einen Wirkungsgrad von 90% hat, bleiben nun mal 10KW als Abwärme im Motor, die man mit Luftkühlung von Außen nu mal nicht weg kriegt. Mit Öl sieht das anders aus. Mahle kühlt zuerst den Rotor und dann den Stator mit Flüssigkeit (Öl) die nun mal wesentlich besser kühlt als Luft und auch den Rotor inne gut kühlen kann. Der Nachteil, den ich sehe, ist der Rückschritt zur Ölkühlung wie beim Verbrenner. Dafür kann der Motor allerdings wesentlich kleiner, leichter und kostengünstiger gebaut werden. Es wird sich zeigen, ob die Vorteile den Nachteil aufwiegen.
D.Ing. W. Doppler
05.07.2022 um 19:04
Zum Kommentar von Mathias !Habe mich genau mit diesen Problemen in einer der grössten und bekanntesten Transportationfirmen seit etwa 1980 intensive beschäftigt ! Alles was Herr Mathias schreibt ist praktisch eine Zusammenfassung meiner Gedanken ! Bravo !

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