Zwickau: VW nimmt HPC-Park mit 2nd-Life-Speicher in Betrieb
Volkswagen hat an seinem Elektroauto-Werk in Zwickau einen Schnellladepark in Betrieb genommen, der seine Energie zu einem großen Teil aus einem sogenannten Power Storage Container (PSC) bezieht. Die Lösung soll künftig etwa auch in Wohngebieten eingesetzt werden, da kein Mittelspannungs-Trafo für die HPC aufgebaut werden muss.
Der Stromspeicher besteht aus 96 Zellmodulen mit insgesamt 570 kWh Kapazität netto, die in Vorserienfahrzeugen des ID.3 und ID.4 verbaut waren und nun eine „stationäre Anschlussverwendung“ erhalten, wie es in der Mitteilung heißt. Der PSC sei eine „kostengünstige Alternative zur Trafo-Station“. Bis Jahresende sollen drei Schnellladeparks auf dem Werksgelände in Betrieb sein.
Der Ladepark am Zwickauer Tor West besteht aus vier Ladesäulen mit je zwei Ladepunkten. Jede Säule bietet bis zu 150 kW Leistung oder 2x 75 kW, wenn beide Ladepunkte belegt sind. Der Strom für den Ladepark wird unter anderem auf der direkt nebenan liegenden PV-Anlage gewonnen und ansonsten aus dem Netz bezogen – da Volkswagen Sachsen bereits seit 2017 Grünstrom bezieht, werden alle Fahrzeuge somit zu 100 Prozent mit regenerativer Energie geladen.
Volkswagen Sachsen setzt beim PSC auf eine Lösung, die Audi im Ersteinsatz beim Audi Charging Hub bereits erfolgreich in Nürnberg betreibt. Die Container-Würfel bestehen aus gebrauchten Lithium-Ionen-Batterien, die (im Falle von Nürnberg) aus demontierten Audi-Erprobungsfahrzeugen stammen und als Pufferspeicher für Gleichstrom dienen.
Welche Anschlussleistung der 570 kWh große PSC in Zwickau benötigt, wird in der Mitteilung nicht angegeben. Mit einem Speicher dieser Größe sind aber mehrere Schnellladevorgänge möglich – das Netz wird hingegen nur mit der geringeren Anschlussleistung belastet. VW nennt in der Mitteilung noch einen weiteren Vorteil: Durch die Zwischenspeicherung der Energie sollen hohe Grundkosten vermieden werden, die sonst im Standby-Betrieb anfallen – auch wenn keine Fahrzeuge laden. Die an das Mittelspannungsnetz angeschlossenen Trafo-Stationen von Schnellladeparks laufen rund um die Uhr, zudem sind für diese Geräte hohe Anfangsinvestitionen möglich.
Wie auch Audi sieht VW Sachsen den ersten Ladepark mit 2nd-Life-Speicher als Pilotprojekt, um Erfahrungen mit der Technologie zu sammeln. „Überall dort, wo die Anschlussleistung zu gering, aber der Bedarf an leistungsstarker Ladeinfrastruktur nötig ist, könnte diese automobile Powerbank künftig zum Einsatz kommen. Mögliche Einsatzorte sind zum Beispiel Wohngebiete“, heißt es in der Mitteilung. Aber: Die Skalierbarkeit solcher Ladelösungen mit 2nd-Life-Speicher hängt natürlich von der Verfügbarkeit ausgedienter Batteriezellen an. Würden in den Pufferspeichern neue Zellen verbaut, wäre die Anfangsinvestition auch hier deutlich höher.
„Die Weiterverwendung von Batterien ist ein wichtiges Zukunftsthema, das eng mit dem Hochlauf der Elektromobilität verbunden ist“, sagt Karen Kutzner, Geschäftsführerin Finanz & Controlling bei Volkswagen Sachsen. „Mit dem Power Storage Container zeigt Volkswagen Sachsen einen praktischen, kostengünstigen und nützlichen Anwendungsfall, ausgedienten Zellmodulen ein zweites Leben zu ermöglichen. Der wichtige Aufbau von Schnelllade-Infrastruktur kann durch solche innovativen Ideen einen neuen Schub bekommen.“
volkswagen-newsroom.com
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