Tesla verpasst weiteres Rekordquartal – dennoch Milliarden-Gewinne

Tesla hat seine Geschäftszahlen für das zweite Quartal 2022 vorgelegt. Der wochenlange Produktionsstopp in der Giga Shanghai hat seine Spuren in der Bilanz hinterlassen: Trotz eines starken Junis ging der Quartalsgewinn zurück.

Zwischen Anfang April und Ende Juni konnte Tesla insgesamt 16,93 Milliarden Dollar Umsatz erwirtschaften, davon stammen 14,6 Milliarden Dollar aus der Automobilsparte. Zum Vergleich: Im Q2 2021 waren es 11,96 Milliarden Dollar, im Auftaktquartal 2022 noch 18,76 Milliarden Dollar.

Auch beim Quartalsgewinn muss Tesla einen Rückgang verbuchen: Statt 3,32 Milliarden Dollar im Q1 stehen nun 2,26 Milliarden Dollar in der Bilanz. Dennoch ist es rund doppelt so viel – genau genommen +98 Prozent – wie vor Jahresfrist: Im zweiten Quartal 2021 hatte Tesla zum ersten Mal überhaupt in einem Vierteljahr mit 1,14 Milliarden Dollar die wichtige Milliarden-Marke geknackt.

Der ausschlaggebende Grund für den Rückgang im Vergleich zum Auftaktquartal: Im Q1 war die Produktion in der Giga Shanghai nur wenige Tage eingeschränkt. Im zweiten Quartal wurde hingegen im gesamten April bis Mitte Mai kein einziges Model 3 oder Model Y in China gebaut. Die ersten Model Y aus der Giga Texas und weitere Model Y Performance aus Grünheide konnten das zwar ein wenig ausgleichen, dennoch ging der Absatz wie berichtet um 55.353 Einheiten auf 254.695 Teslas zurück.

Angesichts der 2,26 Milliarden Dollar Gewinn im zweiten Quartal darf man nicht vergessen, dass Elon Musk die im Hochlauf befindlichen Fahrzeugwerke in Brandenburg und Texas noch als „gigantische Geldverbrennungsöfen“ bezeichnet hatte. Ohne Probleme beim Hochlauf der Produktion (gerade in Austin sind 4680-Batteriezellen knapp) wäre das Quartalsergebnis womöglich etwas besser ausgefallen.

Tesla erzielt höhere Fahrzeugpreise

Zur höheren Profitabilität soll auch ein erhöhter durchschnittlicher Fahrzeugpreis beigetragen haben. Tesla hat in den vergangenen Monaten in zahlreichen Ländern die Preise erhöht und auch bei der Priorisierung der Produktion teurere Modelle bevorzugt: Die Lieferzeiten für Basismodelle ohne weitere Ausstattung ist inzwischen etwas länger. Kunden, die ihr Auto früher haben wollen, geben so womöglich mehr Geld aus.

Doch schon im Vorfeld der Bekanntgabe der Quartalszahlen hatten sich Analysten positiv geäußert. Die starken Produktionszahlen aus dem Juni haben sie zuversichtlich gestimmt – und da die Lieferzeiten bei Tesla im Branchenvergleich immer noch kurz sind, könnten sich in den kommenden Monaten weitere Kunden für einen Tesla entscheiden. Mit den Kosten für die Hochläufe in Austin und Grünheide legt Tesla schließlich die Grundlage für künftiges Wachstum.

Im Q2-Ergebnis ist von der Analysten-Hoffnung auf künftige Neukunden und höhere Margen natürlich noch nichts zu sehen. Stattdessen ist die Rekord-Marge von 19,2 Prozent aus dem Q1 auf 14,6 Prozent und damit auf das Niveau des Q3 2021 gefallen – die Produktionsprobleme haben Stückzahlen gekostet, zudem ist der Produktions-Hochlauf in gleich zwei neuen Werken bekanntlich teuer. Das Feintuning der Maschinen kostet Zeit, neue Mitarbeitende müssen angelernt werden, zudem werden die Anlagen optimiert: Der Produktionsstopp für die Umbauarbeiten im Juli wird aber erst im dritten Quartal einfließen.

Grünheide hatte im Q2 positive Bruttomarge

Zum Gewinn im Q2 haben aber Einnahmen aus dem Verkauf von CO2-Zertifikaten (regulatory credits) beigetragen. Im Geschäftsbericht stehen für das zweite Quartal 344 Millionen Dollar als Einnahmen in der Bilanz – bei quasi null Ausgaben. Aber: Auch ohne diesen Betrag hätte Tesla einen deutlichen Gewinn erzielt, während vor einigen Jahren die Einnahmen aus den CO2-Zertifikaten noch maßgeblich an den ersten Quartalsgewinnen beteiligt waren.

In dem Quartalsbericht geht Tesla zudem auf den Produktionshochlauf in Grünheide und Austin ein. Die Giga Berlin-Brandenburg hat den Meilenstein von über 1.000 produzierten Autos pro Woche erreicht, was aber bereits bekannt war. Was neu ist: Das Werk hat im Q2 bereits eine positive Bruttomarge erzielt – deren Höhe gibt Tesla aber nicht an. Zur Giga Texas heißt es nur, dass die ersten Fahrzeuge mit selbst hergestellten 4680-Zellen an US-Kunden ausgeliefert worden sind – was ebenfalls bereits bekannt war.

„Wir investieren weiterhin in die Kapazitätserweiterung unserer Fabriken, um die Produktion zu maximieren“, so Tesla. Konkret wird angekündigt, dass die nächste Generation der „4680-Zell-Maschinen“ in Texas installiert worden sei, womit die Produktion steigen soll. Auch in Shanghai werden Updates installiert, ebenso wie oben erwähnt in Grünheide.

Giga Shanghai wird auf 750.000 Fahrzeuge ausgebaut

Dieses Wachstum drückt Tesla nun auch in Zahlen aus, im Bericht zum ersten Quartal wurden die beiden neuen Gigafactories als „Ramp-up“ bezeichnet – ohne Angabe ihrer Kapazität. Nun werden beide Fabriken mit mehr als 250.000 Einheiten pro Jahr angegeben. Für die wichtige Giga Shanghai ist die Angabe von bisher über 450.000 Fahrzeuge auf über 750.000 Einheiten gestiegen. Zusammen mit den 100.000 Model S/X und 550.000 Model 3/Y aus Fremont gibt Tesla also in Summe eine Produktionskapazität von 1,9 Millionen Autos pro Jahr an – auf seine derzeit vier Baureihen verteilt. Der Cybertruck, Semi, Roadster 2, „Robotaxi und andere“ sind da noch nicht mitgerechnet. Beim Cybertruck mache man Fortschritte bei der Industrialisierung – die Produktion soll nach dem Model-Y-Rampup im Austin beginnen.

Am Stichtag 30. Juni 2022 verfügte Tesla über 3.971 Supercharger-Standorte weltweit, was gegenüber dem Q1 ein Zuwachs von 6,6 Prozent ist – im Vergleich zum Q2 2021 (2.966) sind es 34 Prozent mehr. An den Standorten sind insgesamt 36.165 Ladepunkte installiert (+7,4 Prozent zum Q2 2021).

Bleibt der Blick auf das Energiegeschäft mit Solardächern und stationären Speichern. „Das Energiegeschäft machte auch im zweiten Quartal bedeutende Fortschritte und erzielte höhere Volumina bei stärkerer Wirtschaftlichkeit der Einheiten. Dies führte zu einem Gesamtrohertrag auf Rekordniveau“, so Tesla. „Das Kundeninteresse an unseren Speicherprodukten bleibt stark und liegt weit über unserer Produktionsrate.“

Im Falle der Solardächer konnten im Q2 106 MW Leistung installiert werden, was das beste und einzige dreistellige Ergebnis der vergangenen fünf Quartale ist. Bei den stationären Speichern konnten 1.133 MWh installiert werden. Das ist zwar ein Zuwachs zum Q4 2021 und Q1 2022, aber elf Prozent unter den 1.274 MWh aus dem Vorjahresquartal.

Für die wichtige Autosparte gibt sich Tesla selbst trotz des etwas schlechteren zweiten Quartals optimistisch, da es sich bei dem Lockdown in Shanghai vor allem um einen externen Einmaleffekt gehandelt hat. „Da jede der Fabriken in Fremont und Shanghai ihre bisher höchsten Produktionsmonate und das Wachstum neuer Fabriken erreicht, konzentrieren wir uns auf eine rekordverdächtige zweite Hälfte des Jahres 2022“, so das Unternehmen.
tesla.com (PDF)

1 Kommentar

zu „Tesla verpasst weiteres Rekordquartal – dennoch Milliarden-Gewinne“
Sebastian
22.07.2022 um 21:54
erstaunlich ist es eigentlich, das man mit 1,5 ausgelutschten Fahrzeugen ( Model 3 und sein höheres Relikt Model Why) solche Ergebnisse einfahren kann. Kann auch sein, das viele noch ein FSD gebucht haben, was ja bekanntlich in two weeks, online sein soll. Respekt dennoch. . ein wenig Hoffnung sehe ich beim neuem Model S und den Stückzahlen in den USA. Seinerzeit der Grund warum man Tesla gekauft hat.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lesen Sie auch