Faraday Future verschiebt FF-91-Produktion wegen Geldmangel
Das US-Unternehmen Faraday Future hat den Produktionsstart seines Luxus-Elektroautos FF 91 erneut verschoben. Das Startup hofft nun, bis zum Jahresende eine Finanzierung von 325 Millionen US-Dollar aufzubringen, um die Produktion doch noch in 2022 starten zu können. Die Lage ist offenbar sehr ernst.
Der zuletzt kommunizierte Zeitplan sah vor, dass die ersten FF 91 noch im Juli an Kunden ausgeliefert werden sollen. Aufgrund der Geldprobleme gibt das Unternehmen nun an, mit den Auslieferungen „im dritten oder vierten Quartal 2022“ beginnen zu wollen – aber auch dafür benötige man noch zusätzliches Kapital.
Frühere Angaben, wonach das Unternehmen für den Produktionsanlauf keine zusätzlichen Mittel benötige, waren also nicht zutreffend bzw. die Entwicklung der Preise für viele Komponenten in den vergangenen Monaten könnte die Kalkulationen ebenfalls nichtig gemacht haben.
Wie aus einer Einreichung bei der US-Börsenaufsicht SEC hervorgeht (Faraday ist seit dem Juli 2021 per SPAC-Fusion börsennotiert), ist die finanzielle Lage sehr ernst. „Das Unternehmen benötigt zusätzliche Barmittel, um den FF 91 kommerziell auf den Markt zu bringen, und versucht derzeit, zusätzliches Kapital aufzubringen, um seinen Betrieb bis zum 31. Dezember 2022 zu finanzieren“, heißt es in dem Dokument. Es geht also auch darum, überhaupt den Betrieb fortsetzen zu können. In einer Investorenpräsentation bezifferte das Unternehmen laut Bloomberg den Kapitalbedarf bis Jahresende auf 325 Millionen Dollar.
Faraday Future steht nicht nur kurz vor dem Produktionsbeginn seines ersten Serienmodells, sondern steckt auch mitten in einem Machtkampf. Im Zuge der letzten großen Re-Strukturierung, als Ex-BMW-Manager und -Byton-CEO Carsten Breitfeld den Chefposten übernahm, war Unternehmensgründer Jia Yueting in die zweite Reihe getreten. Nun versucht er offenbar, wieder seinen Einfluss zu stärken: Eine ihm verbundene Aktionärsgruppe hatte Ende Juni die Abberufung eines Direktors des Unternehmens gefordert. Es geht dabei offenbar um Brian Krolicki, einen früheren Gouverneur des US-Bundesstaats Nevada, der zwischenzeitlich Vorsitzender des Verwaltungsrats (Board of Directors) war. Da Krolicki wohl unverbindliche Vorbestellungen als verbindliche Aufträge dargestellt haben soll und so Anleger in die Irre geführt habe, ermittelt die SEC. Krolicki trat als Vorsitzender des Verwaltungsrats zurück, blieb aber dessen Mitglied.
Laut dem Unternehmen soll die Investorengruppe dem Direktor sogar einen Vertrag über bis zu 700.000 Dollar angeboten haben, damit er zurücktritt. Mitte Juli hatten die Investoren den Druck erhöht: Man habe eine Investition über „mindestens 100 Millionen Dollar“ angeboten, wenn der besagte Manager zurücktritt. Einige Tage später beschuldigte die Gruppe das Startup, das Angebot nicht „mit der Ernsthaftigkeit, Dringlichkeit und Fairness behandelt zu haben, die es angesichts seiner finanziellen Situation verdient“.
Faraday Future wurde 2014 gegründet und wollte den ersten Plänen zufolge den FF 91 bereits ab 2018 bauen und ausliefern. Aufgrund mehrerer Probleme mit dem Fahrzeug und Investoren musste die Auslieferung mehrmals verschoben werden.
heise.de, bloomberg.com
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