Über 300.000 neue E-Fahrzeuge im 1. Halbjahr 2022
Im ersten Halbjahr dieses Jahres wurden in Deutschland über 300.000 E-Fahrzeuge neu zugelassen. Obwohl dies zwei Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum sind, konnte der Marktanteil auf fast 25 Prozent gesteigert werden.
Über alle Antriebsarten hinweg kamen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres insgesamt 1.237.975 Pkw neu auf die Straße, elf Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2021 (1.390.889 Neuwagen). Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 besteht im aktuellen Jahresverlauf sogar ein Absatzdefizit in Höhe von 33 Prozent.
Weiterhin limitieren der Mangel an Vor- und Zwischenprodukten, hohe Rohstoffpreise und die allgemeine Verunsicherung aufgrund des anhaltenden Krieges in der Ukraine den Markt und die Produktion, wie der VDA mitteilt. Doch auch die Elektroautos sind davon betroffen, wie es in einem Bericht beim „Handelsblatt“ heißt: „Die Chipkrise ist längst im Elektrosegment angekommen und bremst dort die Produktion“, so Autoexperte Peter Fuß von der Unternehmensberatung EY. Ein Ende der Krise sei nach wie vor nicht abzusehen. Das heißt: Auch bei den Elektroautos spiegeln die Neuzulassungen die tatsächliche Nachfrage kaum wider. Die Hersteller bauen so viele Autos, wie sie können– aber nicht so viele, wie die Kunden wollen.
Im ersten Halbjahr 2022 wurden insgesamt 306.143 E-Fahrzeuge hierzulande neu zugelassen. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum (312.287 Neuzulassungen) ist das ein Minus von etwa zwei Prozent. „Die Elektromobilität hat den Übergang in den Massenmarkt geschafft: Das 1-Million-Ziel wurde 2021 erreicht und in diesem Jahr werden wir bereits nah an die zwei Millionen herankommen“, so Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Bei dieser Zahl hat Habeck allerdings die PHEV noch mit eingerechnet. Blickt man allerdings nur auf die reinen Elektroautos (BEV), ergibt sich ein anderes Bild.
Die Batterie-elektrischen Pkw kamen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres auf 167.263 Neuzulassungen, was einem Marktanteil von 13,5 Prozent entspricht. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (148.716 Neuzulassungen, Anteil von 10,7 Prozent) konnte dieses Segment nach absoluten Zahlen entgegen dem Gesamtmarkt um 12,5 Prozent zulegen. Allein im Juni waren es 32.234 neue Elektro-Pkw. Bei den Plug-in-Hybriden sieht es hingegen etwas anders aus. Dieses Segment kam im ersten Halbjahr 2022 auf 138.880 Neuzulassungen und einem Marktanteil von 11,2 Prozent. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2021 (163.571 Neuzulassungen, Anteil von 11,8 Prozent) ist dies nach absoluten Zahlen ein Rückgang von 15,1 Prozent. Die Brennstoffzellen-Pkw kamen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres auf insgesamt 240 Neuzulassungen.
Fiat 500 und Ford Kuga an der Spitze
Mit Blick auf die einzelnen Modelle ergibt sich folgendes Bild: Bei den BEV-Pkw konnte Fiat mit dem rein elektrischen 500 den ersten Tabellenplatz einnehmen. Von dem E-Kleinstwagen kamen insgesamt 11.278 Exemplare neu auf die Straße. Dahinter folgt das Tesla Model 3 mit 10.801 Neuzulassungen. Der Hyundai Kona Elektro schaffte es mit 7.587 Neuzulassungen auf den dritten Rang. Bei den Plug-in-Hybriden liegt der Ford Kuga mit 9.311 Neuzulassungen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres vorne. Der Formentor der Seat-Marke Cupra konnte mit 8.076 Neuzulassungen den zweiten Platz einnehmen. Der Mitsubishi Eclipse Cross kam auf insgesamt 7.262 Neuzulassungen – macht Platz drei.
Bei den BEV als auch PHEV steht somit kein deutsches Modell an der Spitze. In den Top 10 sich, wer derzeit liefern kann und wer eher nicht – das beste Modell eines deutschen Herstellers liegt bei den BEV auf Platz 5. Eine Übersicht zu den derzeitigen Lieferzeiten liefert Carwow. Das Portal spricht dort auch bei einigen Modellen von einem „vorübergehenden Bestellstopp“. Betroffen davon soll auch der Fiat 500 sein. Mit die kürzesten Lieferzeiten hat aber u.a. Tesla. Aber auch der US-Hersteller musste zwischenzeitlich seine Lieferzeiten anpassen.
Eine Besonderheit sollte noch erwähnt werden: Bei vielen Modellen gibt es neben einer Pkw- auch eine Transporter-Variante. Jedoch werden diese beim KBA bei den Pkw-Zulassungen nicht aufgelistet – dementsprechend auch nicht in unserem eMobility-Dashboard. So gab es bei den Pkw-Zulassungen in den vergangenen Monaten beispielsweise keine Zulassungen für den Opel Vivaro-e. Der Nissan e-NV200 wird zwar aufgeführt, dabei handelt es sich aber nur um die Pkw-Zulassungen. Dieser Umstand gilt auch für alle anderen Hersteller. Bedeutet: In Deutschland sind mehr Elektrofahrzeuge unterwegs, als es die Statistik der Pkw-Neuzulassungen aussehen lässt.
Großteil der PHEV-Neuzulassungen sind gewerblich
Von den insgesamt 167.263 Elektroautos gingen 83.310 Exemplare auf das Konto von privaten Haltern. Bei den restlichen 83.833 Neuzulassungen handelt es sich um gewerbliche Zulassungen, wovon 19.844 dem Kfz-Handel, 6.258 den Kfz-Herstellern und 5.273 der Kfz-Vermietung zuzuordnen sind. Hier wird deutlich, dass bei den BEV in den ersten sechs Monaten dieses Jahres die privaten als auch gewerblichen Halter fast gleichauf lagen.
Ein anderes Bild ergibt sich bei den Plug-in-Hybriden: Von den 138.880 Neuzulassungen gingen lediglich 46.257 Exemplare an private Halter (33,3 Prozent) und 92.488 Neuzulassungen wurden auf ein Gewerbe zugelassen (66,7 Prozent). Unter den letztgenannten Gewerbe-Zulassungen sind 19.295 dem Kfz-Handel, 9.674 den Kfz-Herstellern und 7.963 der Kfz-Vermietung zuzuordnen.
Plug-in-Hybride fallen aus der Förderung
Plug-in-Hybride werden übrigens nur noch in diesem Jahr mit dem Umweltbonus gefördert: Das BMWK hat in dieser Woche die Eckpunkte zu den Regelungen für den Umweltbonus ab dem Jahr 2023 mitgeteilt – PHEV fallen dann komplett raus . Demnach greift die angekündigte Reduzierung des Fördersatzes auf 4.500 bzw. 3.000 Euro (bis 40.000 bzw. 65.000 Euro Netto-Listenpreis) bei rein elektrischen Fahrzeugen zum 1. Januar 2023. Ab dem 1. Januar 2024 werden dann nur noch BEV und FCEV bis zu einem Netto-Listenpreis von 45.000 Euro gefördert. Für teurere Fahrzeuge – und Stand heute alle auf dem Markt erhältlichen FCEV – gibt es 2024 keine Förderung mehr.
Der Kreis der Antragsberechtigten ändert sich im nächsten Jahr nur bis zum 31. August nicht. Danach beschränkt sich die Förderung auf Privatpersonen. Eine Ausweitung auch auf Kleingewerbetreibende und gemeinnützige Organisationen wird vom BMWK derzeit noch geprüft. Heißt also: Unternehmen können- wie auch Privatpersonen – mit Zulassung ab dem 1. Januar 2023 keine Förderanträge für Plug-in-Hybride mehr stellen und ab dem 1. September im Falle der Gewerbe auch nicht mehr für Batterie- oder Brennstoffzellenautos.
Maßgeblich bleibt laut dem Ministerium weiterhin das Datum des Förderantrags, der die Zulassung voraussetzt – es gibt angesichts der Lieferzeiten keine Änderung auf das Bestelldatum. Das BMWK spricht sogar von Planungssicherheit, die nun entstehe, „denn die Lieferzeiten der meisten Elektrofahrzeug-Modelle liegt unterhalb von zwölf Monaten. So können bereits bestellte batterieelektrische Fahrzeuge in der Regel noch gefördert werden, wenngleich zu leicht reduzierten Fördersätzen.“
Und genau da liegt aber das Problem: Es gibt keine Planungssicherheit. Die Lieferzeiten ändern sich derzeit immer wieder – nach hinten. Der PHEV-Förderstopp trifft somit Unternehmen, aber ab September auch eben die Hälfte der BEV – also ein wichtiger Teil des kommenden E-Gebrauchtwagenmarktes. Inwiefern Unternehmen nun sogar gezwungen sein könnten, ihre Bestellungen zu stornieren, bleibt abzuwarten. Auch mit Blick auf getätigte Anträge bei anderen Förderprogrammen.
kba.de, kba.de
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