Tesla will Semi-Auslieferungen noch 2022 starten
Elon Musk hat angekündigt, dass noch in diesem Jahr die ersten Exemplare der elektrischen Tesla-Sattelzugmaschine an Kunden ausgeliefert werden soll – und das gleich in der Version mit der größeren Batterie für 500 Meilen oder 800 Kilometer Reichweite.
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Es war der Juli 2016, als Elon Musk erstmals einen E-Lkw erwähnte. In seinem „Masterplan Part Deux“ gab der Tesla-Chef an, dass die Menschheit neben elektrischen Privat-Pkw zwei weitere Arten von Elektrofahrzeugen benötige: schwere Lkw und Fahrzeuge für den Stadtverkehr mit Platz für viele Passagiere. „Beide befinden sich bei Tesla in den frühen Entwicklungsstadien und sollen nächstes Jahr zur Enthüllung bereit sein“, so Musk 2016.
Zumindest bei dem E-Lkw hielt er Wort: Im November 2017 enthüllte Tesla den Sattelschlepper Semi. Angekündigt wurden zwei Batteriegrößen für 480 bzw. 800 Kilometer Reichweite sowie eine umfassende Vernetzung und Fahrassistent. Falls Sie sich erinnern: Das war jenes Event, bei dem zum Ende der Präsentation noch der Roadster 2 aus dem Anhänger des Semi schoss.
Seit jenem November-Abend hat Tesla zwar viele Vorbestellungen für seinen E-Lkw eingesammelt, aber bis heute noch kein Exemplar im Serien-Trimm ausgeliefert. Das soll aber noch im Jahr 2022 geschehen, wie Musk nun per Tweet verbreitete. Und zwar nicht in der Basis-Version, sondern mit der 800-Kilometer-Batterie. Im November 2017 hatte der Tesla-Chef den Produktionsstart noch für 2019 angekündigt.
Aus 2019 wird Ende 2022
Die Gründe für die mehrjährige Verzögerung sind vielfältig. Als Tesla Ende April 2019 angab, dass der Semi doch erst 2020 in Produktion gehen soll, stand noch nicht einmal fest, wo der Lkw montiert werden soll. Inzwischen wissen wir, dass das in der Giga Texas in Austin geschehen wird – die ihrerseits erst im April 2022 eröffnet wurde.
Ein weiterer Flaschenhals waren die Batterien: Um die hohe Reichweite zu schaffen, gleichzeitig aber nicht die Nutzlast aufgrund zu schwerer Batterien zu reduzieren, hat Tesla intern früh auf den nächsten Batterie-Entwicklungsschritt gesetzt: die 4680-Zelle. Diese größere Rundzelle soll nicht nur günstiger zu produzieren sein, sondern eben auch so verbaut werden können, dass ausreichend Energie an Bord gespeichert werden kann. Nur: Die weltweite Produktion von 4680-Rundzellen ist nur schleppend angelaufen, erst jetzt bringen die asiatischen Zellhersteller ihre Pilotlinien an den Start. Bereits Anfang 2021 gab Musk an, dass man den Semi jetzt bauen könnte – wenn da nicht der Flaschenhals der Batteriezellen wäre. Damaliger Zwischenstand: Die Serienfertigung soll Ende 2021 beginnen.
Im Dezember wurde dann bekannt, dass Tesla tatsächlich die ersten Semi gebaut hat. Aber nicht das Serienmodell in Texas, sondern Vorserien-Exemplare in einer neuen Halle an der Gigafactroy 1 in Nevada. Dabei handelte es sich um Fahrzeuge für interne Tests, aber auch für Flotten-Einsätze bei Kunden.
Die aktuelle Twitter-Aussage, dass tatsächlich noch in diesem Jahr (und nicht wie von Musk zwischenzeitlich selbst angekündigt im Jahr 2023) die ersten Serien-Fahrzeuge ausgeliefert werden, ist angesichts der bisherigen Entwicklungen wohl gut möglich. Tesla hat inzwischen Erfahrungen aus den Flotten-Tests gesammelt, skaliert die eigene 4680-Zellproduktion weiter und die Giga Texas ist inzwischen in Betrieb. Aber: Die finalen technischen Daten sind immer noch nicht bekannt – etwa ob Tesla wie zwischenzeitlich angedeutet auf ein 800-Volt-System geht oder nicht.
Glauben kann man das allerdings erst, wenn wirklich der erste E-Lkw von Tesla in Kundenhand ist. Und selbst dann bleibt abzuwarten, wie viele Fahrzeuge Tesla bauen kann und wie der Ramp-up bei einem Nutzfahrzeug läuft – ob die Learnings aus der Pkw-Produktion mit 4680-Zellen ausreichen oder ob dort noch gänzlich neue Herausforderungen auf die Produktions-Ingenieure zukommen.
Ein Gutes hat die Verzögerung: Tesla hat so wohl einen weiteren Flaschenhals für den Durchbruch des Semi umschifft. Die Rede ist von der Ladeinfrastruktur. Passend zum Semi wurde 2017 der Megacharger angekündigt, an dem der E-Lkw in 30 Minuten Strom für 400 Meilen Reichweite nachladen können sollte – also rund 640 Kilometer.
Seitdem ist es um den Megacharger aber ähnlich still geworden wie um den Semi selbst. Es gab zwar immer mal wieder Zwischenstände und es wurden auch Semi-Prototypen an neuartigen Ladesäulen gesichtet – etwa in Nevada. Von einem Megacharger-Netzwerk, auf das sich die Kunden ähnlich wie die Supercharger für Pkw (halbwegs) verlassen können, ist Tesla aber noch weit entfernt. Zwar weniger weit als zum angepeilten Produktionsbeginn 2019, aber auch 2022 sollten sich die Kunden wohl selbst Gedanken darüber machen, wo und wie sie ihre Semis laden wollen. Zumindest bei den ersten Kunden unterstützt dabei Tesla: Auf einem kalifornischen Werksgelände von FritoLay, einer Tochter von PepsiCo, wurden in diesem Jahr wohl vier Megacharger installiert.
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