Niedersachsen: H2-Züge von Alstom in Passagierbetrieb

In Niedersachsen ist jetzt das weltweit erste Netz mit Wasserstoffzügen im Passagierbetrieb gestartet. Auf der Strecke zwischen Cuxhaven, Bremerhaven, Bremervörde und Buxtehude fahren nun 14 mit Wasserstoff betriebene Regionalzüge vom Typ Coradia iLint. Sie ersetzen 15 Dieselzüge.

Der Betrieb erfolgt durch die Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser (evb) im Auftrag der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG). Die Bestellung der 14 Coradia iLint ist bereits im Jahr 2017 erfolgt, bereits im September 2018 waren die ersten beiden Exemplare auf der Strecke zwischen Cuxhaven und Buxtehude unterwegs. Damals handelte es sich aber noch um Vorserienzüge.

In dieser Woche ist nun die komplette Flotte aus 14 Coradia iLint im Serientrimm in den Passagierbetrieb gegangen, das Projekt hat bisher ein Gesamtvolumen von über 93 Millionen Euro. „Dieses Projekt hat weltweit Vorbildcharakter, es ist ein hervorragendes Beispiel für eine erfolgreiche Transformation Made in Niedersachsen“, sagt Ministerpräsident Stephan Weil. „Als Land der Erneuerbaren Energien setzen wir damit einen Meilenstein auf dem Weg zur Klimaneutralität im Verkehrssektor.“

Für die H2-Züge wurde in Bremervörde eine Wasserstofftankstelle errichtet, die von Linde betrieben wird. Die Anlage verfügt über eine Speicherkapazität von 1.800 Kilogramm Wasserstoff, verteilt auf 64 500-bar-Hochdruckspeicher. Sechs Wasserstoff-Verdichter versorgen die beiden Zapfsäulen, an denen die Züge rund um die Uhr Wasserstoff tanken können. Vorerst wird der Wasserstoff zugeliefert, später soll der Wasserstoff vor Ort mittels Elektrolyse und regenerativ erzeugtem Strom erzeugt werden – entsprechende Erweiterungsflächen für diese Anlage sind vorhanden.

Da die Züge mit einer Tankfüllung auf eine Reichweite von 1.000 Kilometern kommen, können sie ihre tägliche Laufleistung ohne Tankstopp zurücklegen – dieser erfolgt einmal pro Tag außerhalb der Betriebszeiten. Pro Jahr sollen auf diese Weise 1,6 Millionen Liter Diesel nicht mehr verbraucht werden.

Die Landes-Tochter LNVG hatte sich bereits 2012 auf die Suche nach Alternativen zu Dieselzügen gemacht. Das Unternehmen betreibt noch 126 Dieselzüge, will aber laut Carmen Schwabl, Sprecherin der Geschäftsführung der LNVG, keine neuen Dieselfahrzeuge mehr kaufen. Aufgrund des frühen Engagements für die H2-Technik ist Schwabl überzeugt, dass man „so einen Impuls für die Entwicklung der Wasserstoffzüge in Deutschland gegeben“ habe. „Auch sind wir davon überzeugt, dass Diesel-Züge in Zukunft nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben sind. Wir freuen uns, mit den Partnern Linde und Alstom sowie der evb jetzt einen weiteren Meilenstein erreicht zu haben“, sagt die LNVG-Geschäftsführerin.

„Emissionsfreie Mobilität ist eines der wichtigsten Ziele für eine nachhaltige Zukunft, und Alstom hat die klare Ambition, weltweit führend bei alternativen Antrieben auf der Schiene zu werden. Der erste Wasserstoffzug der Welt, der Coradia iLint, zeugt von einem klaren Bekenntnis zu grüner Mobilität in Verbindung mit modernster Technologie“, sagt Henri Poupart-Lafarge, Chairman und CEO von Alstom.
alstom.com

2 Kommentare

zu „Niedersachsen: H2-Züge von Alstom in Passagierbetrieb“
Emobilitätsberatung-berlin K.D.Schmitz
26.08.2022 um 11:13
Hört sich nach einem Musterbeispiel im Bahnsektor an. Die Heidekrautbahn, hier in Berlin, soll ja auch wieder reaktiviert werden, und mit Wasserstoff fahren. Batterie-Züge sollen aber im direkten Wettbewerb dazu stehen. Scheint wie bei den LKW zu sein. Einen klaren Sieger gibt es wohl nur Strecken abhängig.
KarlosSeins
26.08.2022 um 12:35
ein schönes Beispiel wo es mit Wasserstoff (vor allem wenn er tatsächlich grün ist) funktionieren wird. Wie überall wo man große Mengen lagern und transportieren kann (Zug, Schiff, eventuell LKW auf Langstrecke) aber definitiv nicht am PKW...

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