Bosch testet zu BZ-Transportern umgerüstete E-Fahrzeuge
Bosch hat zwei Transporter mit Brennstoffzellen-Technik ausgerüstet und den Testbetrieb auf der Straße gestartet. Partner im Projekt ist das Unternehmen Abt eLine, das die Fahrzeuge zusammen mit Bosch Engineering umgebaut hat. Die BZ-Transporter wird Bosch nächste Woche auch zur IAA Transportation bringen.
Die technische Basis beider Fahrzeuge bilden „frei am Markt erhältliche, rein elektrisch angetriebene Transporter“, wie der Konzern in einer Mitteilung schreibt. Den mitgelieferten Fotos zufolge handelt es sich um den VW e-Crafter und den MAN eTGE. „Mit den beiden Brennstoffzellen-Transportern erweitern wir unser Systemverständnis und zeigen, dass die Brennstoffzelle auch bei leichten Nutzfahrzeugen eine passende Antriebslösung sein kann“, äußert Dr. Markus Heyn, Bosch-Geschäftsführer und Vorsitzender des Unternehmensbereichs Mobility Solutions.
Für das Brennstoffzellensystem haben die Entwickler nach Unternehmensangaben fast durchgängig auf Bosch-Komponenten zurückgegriffen. Zum Einsatz sei ein sogenanntes Fuel Cell Kit gekommen, das den Stack, das Anoden-Versorgungsmodul inklusive Wasserstoff-Dosierventil und Rezirkulationsgebläse, das Steuergerät, den elektrischen Luftkompressor und Speicherkomponenten bis zu einer Vielzahl an Sensoren umfasst. Beim Umbau hat das Entwicklerteam dann die Batterien samt Peripherie der beiden E-Transporter durch die Brennstoffzelle, fünf Speichertanks für insgesamt über zehn Kilogramm Wasserstoff und eine kleinere Batterie ersetzt.
„Die Brennstoffzellen-Komponenten im vorhandenen Bauraum unterzubringen war eine große Herausforderung“, führt Dr. Uwe Gackstatter, Vorsitzender des verantwortlichen Bosch-Geschäftsbereichs Powertrain Solutions, aus. Partner ABT eLine habe dabei unter anderem die Kühlung sowie die Fahrzeugsteuerung und das elektrische Bordnetz angepasst; Bosch das Brennstoffzellen-System ausgelegt, es zusammen mit dem Wasserstoff-Speichersystem ins Fahrzeug integriert und die zugehörige Ansteuerung entwickelt.
Nach den erforderlichen technischen Prüfungen ist den Fahrzeugen die Straßenzulassung erteilt worden. Das Projekt liefert laut Bosch bereits wichtige Erkenntnisse: „Auch beladen kommen die Fahrzeuge bis zu 540 Kilometer weit, nach sechs Minuten sind sie wieder vollgetankt.“ Für Flottenbetreiber, deren Transporter besonders weite Strecken am Tag zurücklegen und abends auf den Betriebshof zurückkehren, könne die Brennstoffzelle künftig damit eine gute Ergänzung zum Batterie-elektrischen Antrieb sein.
Beide BZ-Transporter wird Bosch nun auch zur IAA Transportation nach Hannover bringen. Dort will das Unternehmen Fahrten anbieten, um die Testfahrzeuge für jedermann erlebbar zu machen.
Grundsätzlich will Bosch durch das Projekt den Weg ebnen, um weitere BZ-Komponenten zur Marktreife zu entwickeln. „Dafür brauchen wir möglichst viele Daten aus dem realen Fahrbetrieb“, so Gackstatter. Dank Cloud-Anbindung lieferten die beiden Testfahrzeuge diese nun in Echtzeit auf die Rechner der Entwickler und ergänzten damit die Messwerte der Prüfstände. Für den Durchbruch der Brennstofftechnik bedarf es aus seiner Sicht allerdings noch weiterer Schritte: „Industrie und Politik müssen gemeinsam Hindernisse für Wasserstofftechnologien aus dem Weg räumen“, mahnt Gackstatter. So blieben unter anderem der Aufbau einer Tank-Infrastruktur und die Produktion von grünem Wasserstoff in größeren Mengen Aufgaben, die nur gemeinsam gelöst werden können.
Bosch verzeichnete im Jahr 2021 im Bereich Elektromobilität erstmals ein Auftragsvolumen von über zehn Milliarden Euro. Bereits im Zuge dieser Bilanz kündigte der Zulieferer im Mai 2022 an, künftig weitere Wasserstoff-Komponenten anbieten und überdies in die Entwicklung von Komponenten für Elektrolyseure einsteigen zu wollen. Dieses Jahr will Bosch unter anderem mit der Serienproduktion von Brennstoffzellen-Antrieben für Lkw beginnen. Dazu sagte Heyn im Mai: „Am Standort Bamberg wollen wir bis Mitte der Dekade Stacks mit einem Gigawatt Leistung produziert haben. 2030 soll der Betrieb eines Brennstoffzellen-Trucks nicht mehr kosten als ein Diesel – das ist unser Ziel.“ Die Investitionen in die mobile Brennstoffzelle hatte Bosch im Mai nochmal gesteigert – auf nahezu eine Milliarde Euro zwischen 2021 und 2024.
bosch-presse.de
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