Amazon und Rhenus werden Test-Kunden für eActros LongHaul
Amazon und Rhenus werden den Batterie-elektrischen Fernverkehrs-Lkw Mercedes-Benz eActros LongHaul ab dem kommenden Jahr im Realbetrieb testen. Die beiden Unternehmen haben dafür jeweils eine Absichtserklärung mit Mercedes-Benz Trucks unterzeichnet.
Amazon und Rhenus planen den eActros LongHaul als Teil des Versuchsprojekts „Hochleistungsladen im Lkw-Fernverkehr“ (HoLa) zu testen. Den aktuellen Stand zum Ausbau der HoLa-Standorte zunächst mit CCS-Säulen und später mit MCS-Ladegeräten haben wir in diesem Artikel zusammengefasst.
Die Serienreife des eActros LongHaul, der 2020 erstmals als Studie vorgestellt wurde, ist laut Daimler Truck für das Jahr 2024 geplant. Ein „Konzept-Prototyp“ des Fahrzeugs soll laut der Mitteilung auch das Messe-Highlight von Mercedes-Benz Trucks auf der diesjährigen IAA Transportation in Hannover sein. Zur IAA gibt es auch ein aktuelles Teaserbild von der Front des Fahrzeugs: Es bleibt bei der geschlossenen und glatten Fläche, die Scheinwerfer erinnern aber stärker an den bekannten Actros als bei dem Rendering von 2020.
Auch beim eActros für den regionalen Verteilverkehr hatte der Hersteller unter der Bezeichnung „Innovationsflotte“ vorab Testfahrzeuge an potenzielle Kunden zur Praxiserprobung gegeben. „Wie bei all unseren E-Trucks setzen wir auch beim eActros LongHaul auf frühzeitige Praxistests bei Kunden“, sagt Michael Scheib, Leiter Produktmanagement, Mercedes-Benz Trucks. „So können unsere Ingenieure die wertvollen Erkenntnisse aus dem Realbetrieb – insbesondere auch im Hinblick auf das Hochleistungsladen – direkt in die Entwicklung des Serienfahrzeugs einfließen lassen.“
Der eActros LongHaul soll mit einer Batterieladung auf eine Reichweite von etwa 500 Kilometern kommen. Damit die große Batterie in der in der EU vorgeschriebenen Pause von 45 Minuten nach 4,5 Stunden Lenkzeit ausreichend geladen werden kann, unterstützt der E-Lkw das sogenannte Megawatt-Laden mit dem neuen Standard MCS – welcher im Rahmen von HoLa erprobt werden soll.
In der aktuellen Mitteilung gibt Daimler Truck an, dass der eActros LongHaul LFP-Zellen nutzen wird. Diese stammen von Zell-Partner CATL, der Energiegehalt der Zellen oder der Gesamt-Batterie werden aber nicht genannt. Die Zellen zeichnen sich „vor allem durch eine hohe Lebensdauer und mehr nutzbare Energie aus. Die hohe Reichweite mit einer Batterie-Aufladung in Verbindung mit dem Megawatt-Laden soll Gesamtreichweiten auf dem Niveau konventioneller Lkw und damit den Einsatz im Zweischichtbetrieb ermöglichen“, so Daimler Truck. Konkret wird eine Ladezeit von unter 30 Minuten von 20 auf 80 Prozent genannt.
Bei den Exemplaren für Amazon und Rhenus soll es sich sowohl um Fahrzeuge für den Transport von Seecontainern als auch um einen Planen-Auflieger handeln. Bei dem Online-Händler mit seiner eigenen Logistik-Sparte und dem Logistikdienstleister sollen die eActros LongHaul auf ihre Funktionalität und Einsatztauglichkeit im Alltag getestet werden. Da die Tests die HoLa-Infrastruktur nutzen sollen, werden die Fahrzeuge wohl vorrangig auf der A2 eingesetzt.
„Amazon hat sich dazu verpflichtet, bis 2040 im gesamten Unternehmen CO2-neutral zu werden, also Netto-Null. Der Transportbereich ist zentral auf diesem Weg“, sagt Andreas Marschner, Vice President, Amazon Transportation Services. „Wegen der bestehenden Reichweitenbeschränkungen von Batterien ist der Ladeprozess hierbei eine zentrale Herausforderung, die wir angehen müssen. Der Aufbau von Lösungen zum Hochleistungsladen ist ein vielversprechender Ansatz und wir freuen uns, ihn gemeinsam mit unseren Partnern zu testen.“
Sascha Hähnke, Geschäftsführer Rhenus Transport, ergänzt: „Natürlich bildet das sogenannte Depot-Laden die Basis für den Einsatz Batterie-elektrischer Nutzfahrzeuge. Aber wenn wir in Deutschland zukünftig deutlich höhere Stückzahlen flächendeckend und vor allem auch auf weiteren Distanzen einsetzen wollen, werden wir jede weitere Ladealternative nutzen müssen. Und dazu gehört selbstverständlich auch das Hochleistungsladen unterwegs und im besten Fall in den gesetzlich festgelegten Ruhezeiten. Nur so können optimale Kapazitätsauslastungen der Lkw erreicht werden.“
Für die Testfahrten werden die Fahrer eine umfangreiche Einweisung für den Umgang mit Fahrzeug und Ladesystem erhalten. In Form von regelmäßigen Interviews und Fragebögen werden die Rückmeldungen der Fahrer konsolidiert und für die Weiterentwicklung der Prototypen und der Ladetechnologie ausgewertet. Außerdem werden Messinstrumente in die E-Lkw eingebaut, die während der Fahrt Daten erheben und sie an Mercedes-Benz Trucks zur Auswertung übermitteln. Ausgewählte Daten werden im Anschluss beteiligten Forschungseinrichtungen zur Verfügung gestellt.
daimlertruck.com
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