VW-Batterietochter PowerCo und Umicore gründen JV
PowerCo, das neue Batterieunternehmen des Volkswagen-Konzerns, und der belgische Materialtechnologie-Konzern Umicore haben ein Joint Venture für die Kathoden- und Vormaterialproduktion in Europa gegründet. Ab 2025 soll das Gemeinschaftsunternehmen die europäischen Batteriezellfabriken der PowerCo mit Schlüsselmaterialien versorgen.
++ Dieser Beitrag wurde aktualisiert. Sie finden die neuen Infos ganz unten. ++
Bis zum Ende des Jahrzehnts wollen die Partner Kathoden- und Vormaterial für 160 Gigawattstunden Zellkapazität pro Jahr produzieren. Das entspricht einer jährlichen Produktionskapazität, die für rund 2,2 Millionen vollelektrische Fahrzeuge ausreicht, wie Volkswagen in der Mitteilung vorrechnet.
Das Gemeinschaftsunternehmen wird seinen Sitz in Brüssel haben und soll laut den Angaben aus der Mitteilung drei Milliarden Euro in den Aufbau der eigenen Aktivitäten rund um Entwicklung und Produktion der Kathoden und anderen Vormaterialien investieren. Mit dem Sitz in Brüssel wird das noch namenlose Joint Venture in der Nähe des Umicore-Hauptsitzes angesiedelt, der sich ebenfalls in Brüssel befindet. Das globale Headquarter der PowerCo befindet sich bekanntlich in Salzgitter neben der deutschen Batteriefabrik des Unternehmens, für die im Juli der Grundstein gelegt wurde.
VW sieht für die eigene Batterieproduktion das Kathodenmaterial als „zentralen technologischen Hebel“ für die Batterieleistung und eben auch als bedeutendsten Kostenfaktor. Daher werde die langfristige Partnerschaft mit Umicore den Schwerpunkt auf die Produktion von Vor- und Kathodenmaterialien in Europa legen, „die für die Batterie-Wertschöpfung von zentraler strategischer Bedeutung sind“. Im Rahmen weiterer Vereinbarungen wollen Umicore und PowerCo auch bei der nachhaltigen und verantwortungsvollen Beschaffung von Rohstoffen zusammenarbeiten.
Produktion ab 2025, Standort aber unklar
Die Gründung des Gemeinschaftsunternehmens kommt nicht überraschend: Ein solches Joint Venture hatte Volkswagen bereits im Dezember 2021 angekündigt. Bereits damals wurden die anfängliche Produktionskapazität zum Fertigungsbeginn 2025 von 20 GWh als auch die finale Kapazität von 160 GWh genannt. Neu sind nun der Sitz des Unternehmens sowie die Gesamtinvestition. Wo die Produktion angesiedelt werden soll, ist aber nach wie vor offen.
Umicore hatte erst in der vergangenen Woche seine erste eigene Kathodenmaterial-Produktion in Nysa in Polen eröffnet – zu den Kunden für Kathodenmaterial gehört auch ACC, das Batterie-Joint-Venture von Stellantis, Total und Mercedes-Benz. Die PowerCo baut wie erwähnt derzeit die erste Batteriefabrik in Salzgitter, ein weiteres, baugleiches Werk wird in Sagunt nahe Valencia entstehen. Zudem soll die Einheitszelle auch bei Northvolt in Schweden produziert werden, auch ein noch nicht näher spezifizierter Standort in Osteuropa ist geplant. Für die PowerCo-Batteriefabriken fünf und sechs gibt es noch keine näheren Angaben.
Klar ist: PowerCo erhält „in erheblichem Umfang und zu wettbewerbsfähigen Preisen“ Zugang zu nachhaltig beschafften und maßgeschneiderten Batteriematerialien für die Einheitszelle des Konzerns und profitiert zudem von dem Produktions-Knowhow des Partners. Umicore sichert sich im Gegenzug „über verbindliche Take-or-Pay-Vereinbarungen“ Zugang zu einem erheblichen Anteil des europäischen Marktes für Kathodenmaterial für E-Fahrzeuge. Umicores geistiges Eigentum und Know-how werden dem Joint-Venture per Lizenzvereinbarung zur Verfügung stehen, um die Position als Technologieführer zu sichern.
Im Bereich der Rohstoff-Beschaffung wird Umicore laut der Mitteilung für die PowerCo auch Raffinations-Dienstleistungen erbringen. Zudem streben beide Partner „auf Basis der Technologie und Expertise von Umicore“ an, zu einem späteren Zeitpunkt Veredelungs- und Recyclingaktivitäten in das Joint Venture einzubringen. Volkswagen betreibt am Standort Salzgitter bekanntlich auch seine Pilot-Recyclinganlage.
„Kathodenmaterial ist für die Batterieproduktion ein unverzichtbarer strategischer Rohstoff, der für ungefähr 50 Prozent des Gesamtwerts der Zelle steht“, sagt VW-Technikvorstand Thomas Schmall. „Unmittelbarer und langfristiger Zugang zu umfangreicher Kapazität stellt daher einen klaren Wettbewerbsvorteil dar. Wir bauen eine nachhaltige und transparente Lieferkette mit hohen Umwelt- und Sozialstandards auf und verorten die Wertschöpfung hier in Europa.“
„Diese Partnerschaft ist ein starkes Zeichen der Anerkennung unserer Produkt- und Prozessexpertise und belegt den Erfolg unserer Strategie, nachhaltige, großangelegte und in sich geschlossene Batteriematerial-Wertschöpfungsketten in Schlüsselregionen aufzusetzen“, ergänzt Umicore-CEO Mathias Miedreich. „Wir unterstützen unsere Kunden von Anfang an auf dem Weg in die Elektrifizierung ‒ und freuen uns sehr über die Partnerschaft mit PowerCo und darüber, Volkswagen bei seiner schnellen Transformation in Richtung nachhaltiger Elektromobilität begleiten zu dürfen.“
Update 23.03.2023: PowerCo, das Batterieunternehmen des Volkswagen-Konzerns, und der belgische Materialtechnologie-Konzern Umicore haben sämtliche behördlichen Genehmigungen für ihr im September 2022 angekündigtes Joint Venture erhalten. Alle aktuellen Informationen haben wir in diesem Artikel aufbereitet.
volkswagen-newsroom.com
0 Kommentare