Oli: Citroëns Vision eines künftigen Elektro-Familienautos
Citroën präsentiert mit dem Oli (gesprochen: all-ë) ein elektrisches Concept Car, das einem kompakten SUV ähnelt, aber mit einem Fahrzeuggewicht von rund 1.000 kg deutlich leichter ist als Autos mit ähnlichen Maßen. Die Franzosen wollen sich damit dem Trend zu schweren, komplexen und teuren emissionsfreien Familienfahrzeugen widersetzen.
Citroëns Ami erhält einen Freund. Schon mit dem gänzlich abgespeckten Elektro-Leichtfahrzeug Ami ging der Hersteller 2020 einen völlig anderen Weg als die meisten Mitbewerber. Der Oli ist nun mit vier Sitzen und Maßen von 4,20 m Länge, 1,65 m Höhe und 1,90 m Breite gewissermaßen eine Familien-taugliche Weiterentwicklung. Wichtig zu unterscheiden: Während der Ami im Markt ist, handelt es sich beim Oli um ein Konzept, das in dieser Form nicht eins-zu-eins in die Serie gehen wird.
„Der Oli ist eine Arbeitsplattform, um geniale Ideen zu erforschen, die für eine zukünftige Produktion realistisch sind“, kommentiert Laurence Hansen, Direktorin Citroën Produkt und Strategie. „Sie werden nicht alle verwirklicht werden, aber das hohe Maß an Innovation, das hier gezeigt wird, inspiriert zukünftige Fahrzeuge von Citroën.“
Welche Innovationen das sind, hat Citroën heute auf einer Presseveranstaltung in Paris enthüllt. Starten wir aber zunächst mit den Leistungsdaten: Der vollelektrische Antriebsstrang des Oli benötigt nur eine 40-kWh-Batterie, um dem verhältnismäßig leichten Fahrzeug eine Reichweite von bis zu 400 Kilometern zu ermöglichen. Zum E-Antriebsstrang selbst gibt es in der Mitteilung der Franzosen keine Details. Nur so viel: Durch die Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit auf 110 km/h zur Maximierung der Effizienz sei ein Verbrauch von 10 kWh/100 km realistisch, teilt Citroën mit. Die Aufladung des Akkus von 20 auf 80 Prozent soll 23 Minuten dauern.
Ein Experimentierfeld des Oli ist das bidirektionale Laden. Er sei V2G- und V2L-fähig und kann laut Unternehmensangaben mit einer Steckdosenleistung von 3,6 kW (das entspricht einer 230-V-16-AmpereHaushaltssteckdose) theoretisch ein externes 3.000-Watt-Elektrogerät etwa 12 Stunden lang mit Strom
versorgen.
Die sehr eckige und gewöhnungsbedürftige Silhouette aus flacher Motorhaube, geradem Dach und hinterer Ladefläche ist der Tatsache geschuldet, dass die Franzosen nach der Reduktion von Material, Komplexität, Einzelteilen, Gewicht und Kosten streben. Sie betonen, dass beim Oli „die Ästhetik absichtlich übertrieben wurde“ und zwar, um die Funktionalität und Vielseitigkeit zu verstärken. Wie der Ami zeigte er offen seinen einfachen und intuitiven Ansatz.
Weite Teile der Karosserie des Concept Cars bestehen aus recycelter Wellpappe, die zu einer wabenförmigen Struktur zwischen Glasfaser-Verstärkungsplatten geformt und die mit einem speziellen Kunstharz und Sprühsystem überzogen wurde. Zur Entwicklung dieses Materials kooperiert Citroën mit BASF. „Die Platten sind sehr steif, leicht und tragfähig – so tragfähig, dass ein Erwachsener darauf stehen kann. Das Gewicht ist im Vergleich zu einer entsprechenden
Stahldachkonstruktion um 50% reduziert“, heißt es.
Statt auf Aerodynamik („Leute, die diese Art von Fahrzeug fahren, fahren nicht mit 200 km/h“) achteten die Entwickler auch bei der Windschutzscheibe durch deren vertikalen Aufbau auf geringen Materialverbrauch und weniger Sonneneinstrahlung, durch die „der Strombedarf der Klimaanlage vom oli um bis zu 17% gesenkt werden kann“. Und: Um die Effizienz zu steigern, verfügt die Elektro-Studie über ein experimentelles „Aero Duct“-System zwischen dem
vorderen Teil der Motorhaube und dem flachen Deckblech, das die Luft in Richtung der Windschutzscheibe
bläst und so einen Vorhang-Effekt erzeugt, der den Luftstrom über das Dach lenkt.
Weitere Innovationen: Die Türen sind analog zum Ami auf beiden Seiten identisch, wenn auch unterschiedlich montiert. Die schmaleren hinteren Türen sind am Heck des Fahrzeugs angeschlagen und verfügen über eine vertikale
Verglasung. Die Kunststoff-Frontsitze – ebenfalls ein Ergebnis der Zusammenarbeit mit BASF – bestehen aus nur acht Teilen; die Rückenlehnen stammen aus dem 3D-Drucker. Und die in Kooperation mit Goodyear entstandene 20-Zoll-Rad-Reifen-Kombination ist 15 Prozent leichter als vergleichbare Vollstahlräder und in der Herstellung vorteilhafter als Vollaluminiumräder.
Im Cockpit wartet der Oli mit einem einzigen symmetrischen Armaturenträger auf, der auf einer Seite die Lenksäule und das Lenkrad, auf der anderen Seite eine Smartphone-Dockingstation und in der Mitte fünf Kippschalter für die Klimaanlage beherbergt. Wie der Ami soll das gesamte Infotainment über das persönliche Smartphone der Nutzer erfolgen. „Wir alle haben unsere Telefone bei uns und nutzen bereits Apps für Navigation und Unterhaltung, also sahen wir eine Chance, die Duplizierung und das Gewicht integrierter Systeme zu sparen“, so das Credo bei Citroën.
„Citroën ist der Ansicht, dass Elektrifizierung nicht teuer sein darf und dass umweltbewusstes Verhalten nicht durch
Einschränkung unserer Mobilität oder durch weniger attraktive Fahrzeuge bestraft werden darf“, resümiert Citroën CEO Vincent Cobée. „Wir müssen die Trends umkehren, indem wir die Fahrzeuge leichter und preiswerter machen und erfinderische Wege finden, um die Nutzung zu maximieren. Andernfalls werden sich Familien die Freiheit der Mobilität nicht mehr leisten können, wenn vollelektrische Fahrzeuge die einzige Option für sie werden. Der oli zeigt eindrucksvoll, wie Citroën diesen Konflikten mit Optimismus begegnet.“
Vor dem Oli sei schon der eigenwillige und unkomplizierte Ami ein wichtiger Schritt in diese Richtung, heißt es bei dem Hersteller – während weitere elektrifizierte und vollelektrische Citroën-Modelle wie der ë-C4 und der neue ë-C4-X sowie leichte Nutzfahrzeuge wie der ë-Berlingo und der ë-Spacetourer eher dem gängigen Bild klassischer Fahrzeuge entsprechen.
Quelle: Infos per E-Mail
6 Kommentare