Audi erwägt Elektroauto-Werk in den USA
Die VW-Tochter Audi prüft den Bau eines Werks für Elektroautos in den USA. Wie Entwicklungsvorstand Oliver Hoffmann angab, soll eine Entscheidung Anfang des kommenden Jahres fallen – Hintergrund sind natürlich die neuen Förderregeln für E-Autos in den USA.
Gegenüber der „Automotive News“ sagte Hoffmann: „Wir schauen uns gerade mit unserem VW-Konzern im Hintergrund als starkem Partner links und rechts um, wie wir auf die neuen Möglichkeiten in den USA reagieren können.“ Die neue Förderung von Elektroautos in den USA „wird einen großen Einfluss auf unsere Strategie haben“, so der Entwicklungsvorstand.
Im August hatte US-Präsident Joe Biden den „Inflation Reduction Act“ unterzeichnet. Dieser umfasst auch die Reform der Steuergutschrift für Elektrofahrzeuge in den USA. Demnach sind nur noch BEV und PHEV förderfähig, die in Nordamerika montiert werden. Andere Anforderung der reformierten Steuergutschrift, wie die zur Herkunft der Batteriematerialien, werden erst später in Kraft treten.
Im VW-Konzern erfüllt derzeit nur der im US-Werk Chattanooga (Tennessee) gebaute VW ID.4 diese Vorgaben. Die BEV von Audi werden derzeit per Schiff von Europa nach Amerika gebracht. Der e-tron quattro wird in Brüssel gebaut, der e-tron GT in Neckarsulm und der Q4 e-tron in Zwickau. Im kommenden Jahr soll die Fertigung des Q6 e-tron in Ingolstadt anlaufen. Audi verfügt zwar über ein Werk in Nordamerika, im mexikanischen San José Chiapa wird der Q5 gebaut, der auf der Verbrenner-Plattform MLB evo basiert.
Laut dem Bericht der „Automotive News“ geht es aber bei den aktuellen Überlegungen um einen Neubau, nicht einen Umbau des mexikanischen Werks. Eine Entscheidung hierzu soll demnach Anfang 2023 fallen. „Wir haben eine sehr starke Geschichte in den USA, aber das ist eine große Chance, im Land mit unseren Premium-Elektromodellen weiter zu wachsen“, wird Hoffmann zitiert.
Möglich erscheint auch ein Mehr-Marken-Werk, nicht nur aufgrund der Andeutung Hoffmanns „mit unserem VW-Konzern im Hintergrund als starkem Partner“. Denn der Entwicklungsvorstand sagte auch: „Mit unseren plattformübergreifenden Strategien ist das eine große Chance für uns. Wir werden uns genau ansehen, wo genau wir in Zukunft unsere Autos bauen.“ Auf eine Region oder Bundesstaaten grenzt Hoffmann die Überlegungen aber nicht ein.
Der Q4 e-tron und dessen Sportback-Ableger basieren wie der VW ID.4 auf dem MEB. Für das kompakte E-SUV könnte Audi auch eine Erweiterung des VW-Werks in Chattanooga nutzen, wie sie von VW erwogen wird – dort könnten zusätzliche MEB-Kapazitäten entstehen. Deutlich margenträchtiger wären aber die kommenden PPE-Modelle wie der erwähnte Q6 e-tron, die E-Limousine A6 e-tron oder das größere E-SUV Q8 e-tron, welches in Europa als Nachfolger des e-tron quattro in Brüssel gebaut werden soll. Eine PPE-Produktionsstätte in Nordamerika hat auch noch keine andere VW-Marke angekündigt – ein möglicher Partner könnte Porsche werden, die auf PPE-Basis den e-Macan bauen werden.
automobilwoche.de, autonews.com (Paywall)
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