Telekom verkündet Verbrenner-Aus bei neuen Geschäftsautos

Paukenschlag: Die Deutsche Telekom bestellt für ihre Mitarbeiter in Deutschland ab dem 1. Januar 2023 nur noch Geschäftsfahrzeuge mit Elektroantrieb. Zur Auswahl stehen 33 rein elektrische Modelle. Der Schritt ist in breitere Initiativen des Konzerns zur Betriebsmobilität und zur Klimaneutralität eingebettet.

Das Aus für den Verbrennungsmotor bei neuen Geschäftsfahrzeugen gab das Unternehmen gestern bei seinem ersten Nachhaltigkeitstag bekannt. Wichtig: „Das Aus bezieht sich auf einen Teil der Fahrzeugflotte, nämlich die Geschäftswagen“, so ein Sprecher des Konzerns auf Anfrage. Nicht also beispielsweise auf die Servicefahrzeuge. Dafür kommt der Umbruch schnell: Bereits ab dem Jahreswechsel gilt die neue Beschaffungsregel in Deutschland. Sie soll „ein erster Schritt sein, um die gesamte Fahrzeugflotte auf Elektromotoren umzustellen“, wie die Telekom in einer Mitteilung angibt.

Das Potenzial ist beträchtlich: Laut der für den Fuhrpark zuständigen Telekom Mobility Solutions (TMS) – einer 100-prozentigen Konzerntochter – umfasst die Telekom-Flotte 23.000 Dienst- und Geschäftsfahrzeuge. Damit ist sie eine der größten Firmenflotten Deutschlands. Olga Nevska, Geschäftsführerin der Telekom Mobility Solutions, bezeichnet das Verbrenner-Aus auf ihrem LinkedIn-Profil als einen „wichtigen Meilenstein auf dem Weg zur nachhaltigen, vernetzten und bedarfsgerechten Mitarbeitermobilität.“ Mit 33 rein elektrischen Modellen im Portfolio sei für jeden etwas Passendes dabei.

Vor den aktuell langen Lieferzeiten ist die Telekom dabei natürlich nicht gefeit. Erst vor gut einem Monat beklagte Nevska gegenüber dem „Handelsblatt“, dass die langen Lieferzeiten ein Problem sind. „Dabei wird manchmal vom Hersteller noch die Ausstattung verändert. Das macht den Bestellenden unzufrieden und erschwert unsere Arbeit“, so ihr O-Ton. Zu jenem Zeitpunkt wartete die Telekom dem „Handelsblatt“ zufolge bereits auf 550 Elektroautos, von denen die meisten im Frühjahr 2023 eintreffen sollen.

Unabhängig davon wird der Umstieg auf vollelektrische Fahrzeuge bei der Telekom mit einer Laufzeitverlängerung bei den Geschäftsfahrzeugen von drei auf vier Jahre einhergehen. Auch dies „mit Blick auf die Nachhaltigkeit“. Grundsätzlich lag der CO2-Ausstoß der Geschäftsfahrzeuge der Deutschen Telekom in Deutschland nach eigenen Angaben Ende 2021 bei rund 21.400 Tonnen. Durch die Elektrifizierung sollen die Emissionen bis Ende 2026 um 76 Prozent auf rund 5.000 Tonnen CO2 reduziert werden.

Die TMS entwickelt sich laut ihrer Geschäftsführerin parallel vom Flotten- zum Mobilitätsprovider. Insofern ist die Elektrifizierung auch nur einer von mehreren Wandlungsprozessen unter dem Slogan der Betriebsmobilität. „Wir nehmen unsere Verantwortung als Arbeitgeber sehr ernst und arbeiten seit Jahren daran, unseren Mitarbeitenden eine nachhaltige und bedarfsgerechte Mobilität anzubieten. Dabei spielt der Umstieg vom Verbrennungs- auf den Elektromotor eine zentrale Rolle. Gleichzeitig entwickeln wir attraktive Angebote, die den Pendelverkehr auf unseren Straßen reduzieren und einen komfortablen Umstieg auf öffentliche, geteilte Mobilitätsformen ermöglichen werden“, so Nevska.

Neben der Beschaffung und dem Betrieb von klassischen Dienstwagen oder Servicefahrzeugen beschäftigt sich die TMS also viel mit Sharing-Konzepten und On-Demand-Lösungen. Man betreibe eine eigene Carsharing-Flotte, 8.000 Gehaltsumwandlungs-Fahrräder, einen Shuttle-Service on Demand für rund 120.000 Personen jährlich sowie Mikromobilitäts-Angebote in Form von Pool-Bikes, Scooter und mehr, teilt das Unternehmen auf seiner Webseite mit.

Grundsätzlich soll die Betriebsmobilität immer enger vernetzt werden. „Für alle, die ganz auf ihr Geschäftsfahrzeug verzichten wollen, geht in Kürze unsere MaaS-Plattform an den Start, die unterschiedlichste Verkehrsmittel in einer App bündelt und allen Pendlerinnen und Pendlern den Umstieg auf öffentliche, geteilte Mobilitätsformen erleichtert“, kündigt die TMS-Chefin an. Ihren Angaben zufolge kommen unter allen Mitarbeitern aktuell gut 60 Prozent nach wie vor mit dem eigenen Auto zur Arbeit. Ein Wert, der weiter fallen soll.

Zu den neuen Elektro-Geschäftsautos bietet die Telekom übrigens eine Ersatzmobilität an. Heißt also, man kann sich im Bedarfsfall einen Verbrenner „leihen“. Laut Nevska setzen sich im Konzern auch Autoabo-Modelle mehr und mehr durch. Diese erlaubten, jederzeit auf den Fahrzeugtyp umzusteigen, der zur aktuellen Situation passe. Bereits im Frühjahr 2022 seien auf diese Weise 40% der Neubestellungen auf Elektrofahrzeuge entfallen, teilte die Geschäftsführerin in einem früheren Interview mit.

Als Vorreiter im Konzern agiert übrigens die Geschäftskundensparte T-Systems. Sie hatte bereits Anfang 2022 begonnen, ihre Geschäftsfahrzeugflotte weltweit auf E-Antrieb umzustellen. Die international tätige IT-Dienstleistungstochter der Deutschen Telekom plant, das Vorhaben für die rund 1.400 Dienstwagen in Deutschland bis 2025 abzuschließen.

Als Gesamtkonzern will die Telekom bis 2040 entlang der gesamten Wertschöpfungskette klimaneutral sein („Scope 3″). Für den eigenen Geschäftsbetrieb soll dieses Ziel bereits 2025 gelten (Scope 1-2). Dazu müssen die CO2-Emissionen im Vergleich zu 2017 um rund 95 Prozent runter.

„Unsere Kundinnen und Kunden aber auch unsere Investorinnen und Investoren legen Wert auf eine nachhaltige Entwicklung des Geschäfts“, äußert Telekom-Vorstandsvorsitzender Tim Höttge. „Sie fragen nicht nur nach dem Preis für das Produkt, sondern auch nach dem Preis für die Umwelt. Darum verstärken wir die Anstrengungen zum Beispiel beim Erreichen der Klimaneutralität und der Kreislaufwirtschaft.“

Quelle: Infos per E-Mail, telekom.com, de.linkedin.com, telekom-mobilitysolutions.de (Ersatzbeschaffung), telekom-mobilitysolutions.de (Mitarbeitermobilität), telekom-mobilitysolutions.de (Flottengröße)

3 Kommentare

zu „Telekom verkündet Verbrenner-Aus bei neuen Geschäftsautos“
ThN
14.10.2022 um 19:08
Warum geht das nicht für alle Dienstwagen im öffentlichen Dienst? Und für alle steuerlich geförderten Dienstwagen in der Wirtschaft?
Urs
15.10.2022 um 08:10
Ist die Liste von 33 Fahrzeugen irgendwo einsehbar? Ich finde nichts
Frank Nolte
11.10.2023 um 13:39
Baut die Telekom eine Wallbox zuhause ein ? ist die Liste von 33 Fahrzeugen irgendwo einsehbar?

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lesen Sie auch