Weltpremiere des EQE SUV: Mercedes komplettiert das Quartett
Im Umfeld des Pariser Autosalons hat Mercedes-Benz das EQE SUV vorgestellt – als „Vielzweck-Variante der Business-Limousine EQE“. Das vierte Modell auf Basis der reinen Elektro-Plattform EVA II kommt gleich zum Start auch in einer sportlichen AMG-Variante. Wir haben alle Daten und Infos.
Eine Info vorab: Die Weltpremiere des EQE SUV fand zwar am Sonntagabend in Paris statt, auf dem am Montag beginnenden Pariser Autosalon wird das neue E-SUV aber nicht zu sehen sein. Denn Mercedes hat – wie alle deutschen Hersteller mit Ausnahme von Next.e.GO Mobile – keinen Stand auf dem Messegelände gemietet. Stattdessen haben die Stuttgarter ausgenutzt, dass Journalisten aus aller Welt ohnehin in die französische Hauptstadt gereist sind und Mercedes hat seine eigene Veranstaltung im Musée Rodin angesetzt.
Zum Fahrzeug selbst: Nach den bereits bekannten E-Limousinen EQS und EQE sowie dem im April enthüllten EQS SUV gibt es beim EQE SUV wenig Überraschungen. Die Antriebstechnik entstammt der gemeinsam von den vier Modellen genutzten Plattform EVA II, beim Design fügt sich das neue Modell nahtlos in die Designsprache der EQE- und EQS-Reihe ein.
Blicken wir auf das, was neu ist: Mit 4,86 Metern ist das EQE SUV das kürzeste der vier Modelle, der Radstand ist mit 3,03 Metern sogar neun Zentimeter kürzer als bei der EQE Limousine. Da er mit 1,69 Metern deutlich höher ist, soll er laut der Mercedes-Mitteilung „zu den geräumigsten Vertretern seiner Klasse“ gehören. Da das neue Modell die „wesentlichen Innovationen des EQS“ erhält und gleichzeitig dynamischer (und mit einem cW-Wert von 0,25 auch aerodynamischer) als das größere EQS SUV ist, soll der EQE SUV Mercedes zufolge besonders vielseitig sein – ohne Abstriche bei Hightech und Luxus zu machen.
Ein Hecktriebler und vier Allradler
Bei den Antrieben gibt es zum Start fünf Versionen: Das EQE 350+ ist das einzige Modell mit Hinterradantrieb, dort ist nur eine permanenterregte Synchronmaschine an der Hinterachse verbaut – diese leistet wie in der Limousine 215 kW und bietet 565 Nm Drehmoment. Bei allen anderen Varianten handelt es sich um Allradantriebe mit zwei E-Motoren. Die beiden zivilen Versionen hören auf die Bezeichnungen EQE 350 4MATIC (mit ebenfalls 215 kW) und EQE 500 4MATIC mit den aus der Limousine bekannten 300 kW Leistung. Übrigens: Sobald es um die Motorisierungen geht, verzichtet Mercedes auf das SUV-Kürzel in der Namensgebung.
Die Modellbezeichnung EQE 350+ hat bereits verraten, dass der Hecktriebler die Version mit der höchsten Reichweite ist – erkennbar an dem „+“. Alle Varianten des EQE SUV teilen sich den bekannten Akku mit 90,56 kWh Netto-Energiegehalt. Im 350er sorgt das für bis zu 590 Kilometer Reichweite nach WLTP, im 500er sind immerhin noch bis zu 547 Kilometer möglich. Das gilt aber jeweils nur für die sparsamste Ausstattung. Ordert man größere Felgen oder andere Features, welche Energieverbrauch, Gewicht oder Luftwiderstand erhöhen, sinkt selbst die WLTP-Reichweite auf bis zu 459 Kilometer.
Über diesen drei Motorisierungen sortieren sich noch zwei sportliche Ableger ein. Das Mercedes-AMG EQE SUV wird als 43er und 53er angeboten. Der EQE 43 4MATIC leistet mit seinen zwei E-Motoren bis zu 350 kW, im EQE 53 4MATIC+ (hier steht das „+“ für den vollvariablen Allradantrieb) sind es bis zu 505 kW, wenn man das optionale „AMG Dynamic Plus Paket mit Boost-Funktion“ bestellt hat. Beide Modelle verfügen nicht nur über AMG-spezifische Elektromotoren, sondern auch ein AMG-Luftfahrwerk mit spezieller Wankstabilisierung sowie die Hinterachslenkung, die bei den unter der Marke Mercedes-Benz vertriebenen Varianten des EQE SUV nur optional ist.
Wie auch schon die Testfahrt mit der EQE Limousine gezeigt hat, ist diese Hinterachslenkung durchaus empfehlenswert: Der Wendekreis sinkt bei den vollen zehn Grad auf 10,5 Meter und damit auf Kompaktwagen-Niveau. Ohne Hinterachslenkung sind es fast zwei Meter mehr.
Gehen wir nochmals kurz auf die Batterie ein: Sie arbeitet mit 400 Volt Systemspannung und wird aus zehn Modulen zusammengesetzt (im EQS sind bis zu zwölf Module möglich). Die Zellen nutzen eine NCM811-Chemie, auf die Batterie gibt Mercedes-Benz zehn Jahre oder 250.000 Kilometer Garantie. Geladen wird in Europa serienmäßig mit 11 kW AC, optional sind auch 22 kW möglich – in den USA ist die AC-Ladeleistung aufgrund des Stromnetzes auf 9,6 kW ausgelegt. Beim CCS-Schnellladen sind bis zu 170 kW möglich – Mercedes verspricht hier, dass dank des Temperatur- und Lademanagements die hohen Ladeströme lange gehalten werden können. Für das Thermomanangement verfügt das EQE SUV auch ab Werk über eine Wärmepumpe. Ist die Navigation mit Electric Intelligence aktiviert, wird die Batterie bei Bedarf während der Fahrt vorgewärmt oder gekühlt.
Wie schon in den anderen Modellen werden drei Ladeprogramme angeboten – Standard, Home und Work. In diesen lassen sich Parameter wie Abfahrtszeit, Klimatisierung und maximaler Ladezustand voreinstellen. Die Ladeprogramme Home & Work können standortbasiert aktiviert werden. Das heißt, sie werden automatisch eingeschaltet, sobald das Fahrzeug an den im System hinterlegten Positionen an einem Ladepunkt abgestellt wird.
Während das SUV bei vielen Funktionen und Ausstattungsmerkmalen wie etwa dem im EQE nur optionalen Hyperscreen, den Komfort-Funktionen wie zum Beispiel den Massage-Sitzen und den zahlreichen Fahrassistenz-Systemen viel Bekanntes übernimmt, wurde für das Modell am Fahrwerk nochmals Hand angelegt und eine eigene Abstimmung definiert. Übrigens: Bei den 3,03 Metern spricht Mercedes in der Mitteilung von einem „vergleichsweise kurzen Radstand“ – das war vor einigen Jahren noch S-Klasse-Niveau. Da der Radstand aber in der Tat kürzer ist als bei den anderen EQE- und EQS-Modellen, soll bereits das Basis-Setup „besonders agil und wendig“ sein.
520 bis 1.675 Liter Stauraum
Ab Werk steht das EQS SUV auf Stahlfedern, optional ist ein Luftfahrwerk mit kontinuierlicher Verstelldämpfung erhältlich. Mit dem Luftfahrwerk kann das Fahrzeug bei Bedarf auch 30 Millimeter angehoben werden, um die Bodenfreiheit zu vergrößern. In den Fahrmodi „Comfort“ und „Sport“ wird das Fahrwerk hingegen über 120 km/h automatisch um zehn bzw. 20 Millimeter abgesenkt, um den Luftwiderstand zu verringern und die Fahrstabilität zu erhöhen.
Doch was ist mit der Vielseitigkeit, die Mercedes bewirbt? Die Platzverhältnisse in der ersten und zweiten Sitzreihe dürften ungefähr jenen aus der Limousine entsprechen – man sitzt natürlich etwas höher. Vor allem im Fond ist die Kopffreiheit größer, da die Dachlinie nicht abfällt, dafür wird es (aufgrund des neun Zentimeter kürzeren Radstands) an den Knien etwas enger. Sind die Lehnen der Rücksitze in der Komfort-Stellung, passen 520 Liter nach VDA-Norm (also bis zur Fenster-Unterkante) in den Kofferraum. Mit der aufrechteren Cargo-Stellung sind es bis zu 580 Liter. Klappt man die Rücksitzlehnen ganz um, fasst das Ladeabteil bis zu 1.675 Liter. Eine optionale dritte Sitzreihe gibt es nicht – diese ist nur im größeren EQS SUV erhältlich. Auch auf einen Frunk unter der Fronthaube hat Mercedes bei dieser Plattform verzichtet, dort sitzt der große HEPA-Filter der Klimaanlage.
Einen weiteren Unterschied zum EQS SUV gibt es bei der Anhängelast: Da das größere Modell ausschließlich mit Allrad zu haben ist, bieten dort alle Versionen 1,8 Tonnen Anhängelast. Beim EQE SUV fällt der 350+ mit Heckantrieb durchs Raster – er bietet nur 750 Kilogramm, die Allradmodelle aber ebenfalls 1,8 Tonnen.
Preise für das neue Modell nennt Mercedes-Benz zur Premiere noch nicht. Die Produktion der Serienfahrzeuge soll im Dezember anlaufen, das EQE SUV wird neben dem EQS SUV im US-Werk Tuscaloosa für die Weltmärkte gebaut. Die Fertigung des größeren Modells ist Ende August angelaufen.
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