Baut Tesla erst ab 2024 Batteriezellen in Grünheide?

Bild: Tesla

Die von Tesla bestätigte Verzögerung des Beginns der Batteriezellenfertigung am deutschen Standort Grünheide hat offenbar auch einen technischen Grund, konkret die Trockenbeschichtung der Elektroden. Das könnte laut einem Medienbericht den Produktionsbeginn weiter verzögern als gedacht.

Wie das „Handelsblatt“ unter Berufung auf insgesamt fünf Experten, von denen zwei Tesla nahestehen, berichtet, laufen Versuchsanlagen mit der Technologie zwar derzeit recht erfolgreich, es hapere aber an der Umsetzung in Großserie. „Der Ausschuss ist einfach zu groß“, wird einer der dem Unternehmen nahestehenden Experten zitiert. Laut den Insidern ist frühestens 2024 mit einer Serienproduktion zu rechnen.

Bisher wurden vor allem die niedrigeren Energiekosten und die von Präsident Biden im August unterzeichnete Novelle der US-Steuergutschrift vor Elektroautos als wichtigste Gründe gesehen, weshalb Tesla in seinem deutschen Werk nun vorerst doch keine komplette Zellfertigung hochzieht. Die bereits bestellten Produktionsmaschinen wurden stattdessen in die Giga Texas in Austin umgeleitet.

Der „Handelsblatt“-Bericht lässt aber offen, ob von der angeblichen Verzögerung bis 2024 auch die Zellfertigung im großen Maßstab in der Giga Texas betroffen sein soll oder nicht – da etwa der E-Lkw Tesla Semi, der kürzlich in Produktion gegangen ist, ebenfalls auf diese Batteriezellen setzt, wären die Auswirkungen einer solchen Verzögerung groß. Bisher fertigt Tesla seine 4680-Zellen für den Semi und das Model Y aus der Giga Texas in der Pilotanlage Tera in Fremont. Die Produktionskapazität dort ist allerdings begrenzt. Wie hoch der Ausschuss ist, ist nicht bekannt.

Die 4680-Zellen von Tesla sollen nicht nur eine höhere Energiedichte aufweisen, sondern auch günstiger zu produzieren sein. Kernstück der günstigeren Produktion ist die Art und Weise, wie die Elektroden beschichtet werden. Bei der Nassbeschichtung werden die Aktivmaterialien (im Falle einer NCM-Kathode Lithium, Nickel, Kobalt und Mangan) in Pulverform gemischt, mit Lösungsmitteln und weiteren Chemikalien zu einer Paste (engl. Slurry) vermischt und auf die Trägerfolie aus Kupfer oder Aluminium aufgetragen. Die Paste dient aber nur dem gleichmäßigen Auftragen der Aktivmaterialien. Direkt im nächsten Produktionsschritt wird die Elektrode getrocknet, damit die Flüssig-Bestandteile der Paste verdampfen. Dazu sind große, energieintensive Öfen erforderlich, die in einem ebenfalls großen Reinraum stehen. Könnte man die Elektroden direkt trocken beschichten, würde nicht nur der Energieverbrauch der Öfen entfallen, auch der Reinraum könne bedeutend kleiner werden.

Wie das „Handelsblatt“ nun unter einen der Tesla nahestehenden Experten angibt, will der Autobauer damit die Kapitalausgaben für eine Fertigungskapazität von 30 Gigawattstunden um mehr als eine Milliarde Euro senken. In Grünheide sind potenziell über 50 GWh geplant, es geht also um enorm hohe Einsparungen.

Die Baugenehmigung für die Batteriezellfabrik in Brandenburg hält übrigens bis 2025, bis dahin muss die Anlage in Betrieb genommen werden. Unter Zeitdruck steht Tesla aber nicht: Die Frist kann auch verlängert werden.
handelsblatt.com

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