Die Dienstwagen-Neuheiten vom Pariser Autosalon

Wie alle großen Automessen hat auch der Pariser Autosalon an Bedeutung verloren, viele Hersteller blieben der Messe fern. Wir haben uns dennoch in den Hallen der Expo Porte de Versailles umgesehen – und trotz des Aussteller-Schwunds zahlreiche Modelle entdeckt, die künftig in der ein oder anderen Firmenflotte zu finden sein dürften.

***

Die dem Namen nach bekannteste Premiere aus Paris hat genau genommen mit der Messe nur wenig zu tun. Denn Mercedes hat sein EQE SUV nicht an der Porte de Versailles enthüllt, sondern im Rahmen einer eigenen Veranstaltung in der französischen Hauptstadt – einen Messestand hatten die Stuttgarter gar nicht gebucht. Als elektrisches Pendant zum GLE oder (um in der EQ-Welt von Mercedes zu bleiben) als vielseitige Variante zur EQE Limousine zielt das E-SUV natürlich eher auf das gehobene Dienstwagen-Segment und wird eher bei Abteilungsleitern oder Geschäftsführern statt im Fahrzeug-Pool einer Firma zu finden sein. Preise hat Mercedes noch nicht genannt – alle bekannten technischen Daten haben wir in diesem Artikel aufbereitet.

Der Pariser Autosalon ist traditionell das Aushängeschild für die französischen Hersteller. In Sachen Flotten gab es in diesem Jahr aber ein eher differenziertes Bild. Blicken wir zunächst auf Renault: Im Zentrum des Messe-Auftritts stand die Studie 4EVER Trophy, die frühestens 2025 im Serienmodell R4 münden wird. Aufgrund des frühen Stadiums ist die Flotten-Relevanz schwer einzuschätzen – die Studie ist noch mehr auf Geländewagen als auf SUV ausgelegt. Der Nutzwert- und Laderaum-Charakter des alten R4 scheint zumindest bei der Studie eher nachrangig zu sein. Messe-Premiere hatte auch die Pkw-Version des Renault Kangoo E-Tech. Die Kastenwagen-Version mit großem Laderaum dürfte für gewerbliche Kunden aber relevanter bleiben.

Beim Stellantis-Konzern mit seinen französischen Marken wie Peugeot, Citroën und DS standen eher Updates im Vordergrund. Die Teilzeit-Stromer des DS 7, DS 9 und DS 4 wurden überarbeitet, den Peugeot 408 gibt es nun auch als PHEV. Hinzu kamen die bereits vor der Messe angekündigten Antriebs-Updates bei den rein elektrischen e-CMP-Modellen wie etwa dem DS 3 oder Peugeot e-208. Die Batterie kommt dank neuer Zellen statt auf 50 auf 54 kWh, der 100 kW starke E-Motor von Vitesco wird durch ein 115 kW starkes Modell des Stellantis-Joint-Ventures mit Nidec ersetzt. Auffällig: Citroën glänzte in den Messehallen mit Abwesenheit.

Das einzig neue Modell aus der Stellantis-Welt war passenderweise dann auch nicht von einer französischen Marke, sondern von Jeep. Mit dem Avenger hat die US-Marke ihr erstes BEV vorgestellt. Das kompakte E-SUV basiert zwar auf der erwähnten e-CMP und kombiniert auch den 115-kW-Antrieb mit der 54-kWh-Batterie. Um den Marken-Kern wenigstens etwas zu erfüllen, betont Jeep die besondere Auslegung und Offroad-Systeme des Avengers.

Eine Überraschung gab es am Messestand von BYD: Denn der chinesische Hersteller hatte nicht nur sein europäisches E-Trio Atto 3, Han und Tang in Paris ausgestellt, sondern auch die Elektro-Limousine Seal. Wie am Rande der Messe durchsickerte, war die Wahl der Ausstellungsmodelle kein Zufall: Im Laufe des kommenden Jahres will BYD auch den Seal und womöglich den Dolphin nach Europa bringen. Als E-Limousine im Format eines Tesla Model 3 oder 4,15 Meter langer Kompaktwagen passen die beiden Modelle nicht nur gut nach Europa, sondern auch in europäische Firmenflotten!

Wenn wir gerade bei chinesischen Herstellern sind: Die Great-Wall-Marke Ora hatte den Funky Cat in Paris dabei – also jenes Modell, welches bereits 2021 auf der IAA Mobility in München gezeigt wurde. Während der Auftritt in München mit der Ankündigung des Europa-Eintritts zusammenfiel, wird parallel zum Auftritt in Paris der Marktstart konkret – in Deutschland wurde er jüngst für den Januar 2023 bestätigt. Mit „The Next Ora Cat“ hatte Great Wall auch einen Ausblick auf die nächste Generation auf dem Messestand. Wie schon in München wurden auch der Wey Coffee 01 und der etwas kompaktere Coffee 02 als PHEV-SUVs ausgestellt. Ersteren hat Wey jetzt offiziell in Europa eingeführt.

Den Raum, den die etablierten Hersteller durch ihre Abwesenheit schaffen, haben die Messe-Verantwortlichen nicht nur mit Autobauern aus China gefüllt. Mit VinFast ist auch ein aufstrebendes Unternehmen aus einem anderen asiatischen Land vertreten. Der vietnamesische Hersteller hatte seine (inzwischen schon recht bekannten) E-SUV VF 8 und VF 9 auf der Messe – und als Ausblick auch die kleineren Studien VF 6 und VF 7. Ob sich der VF 8 und VF 9 auch in den Flotten wiederfinden werden, bleibt offen. Nicht nur die Marke an sich, sondern auch das bevorzugte Geschäftsmodell mit Batterie-Miete dürfte die ein oder andere Car Policy herausfordern. Wer dennoch Interesse hat: Auf der Messe gab VinFast bekannt, dass im November in Köln der erste deutsche Flagship-Store eröffnen soll.

Während sich von den großen deutschen Marken (abgesehen von dem Mercedes-Auftritt außerhalb des Messegeländes) keine in Paris blicken ließ, nutzte Next.e.GO.Mobile die Gelegenheit, stellte seinen E-Kleinstwagen e.GO e.wave X vor und kündigte zugleich dessen Verkaufsstart an. Bei dem Modell handelt es sich im Kern um eine Weiterentwicklung des e.GO Life. Der e.wave X ist ebenso wie sein Vorgänger nicht eben günstig: Er kann ab sofort von Vorbestellern zu Listenpreisen ab 24.990 Euro konfiguriert werden.

Im Segment der E-Kleinstwagen war der e.wave X in Paris aber nicht alleine – das fiel auf. Der chinesische Hersteller Leapmotor, der in seiner Heimat auch größere E-Limousinen und E-SUV baut, stellte in Paris den Kleinwagen T03 vor. Zudem gab es auffällig viele Elektro-Leichtfahrzeuge zu sehen, die zum Teil auch bewusst als Cargo-Variante für gewerbliche Kunden ausgelegt sind – etwa der Mobilize Duo als Nachfolger des Renault Twizy. Auch der E-Kabinenroller Microlino war vor Ort, ebenso Fahrzeuge wie der XEV Yoyo, der Silence S04 oder der City Transformer.

Wer mehr Platz braucht als in einem Leichtfahrzeug, wurde an der Porte de Versailles ebenfalls fündig: Bei Hyvia gab es die Serienversion des vor einem Jahr als seriennaher Prototyp präsentierten Master H2-Tech sowie die bereits bekannten Prototypen des Master City Bus H2-Tech und Master Plattformfahrgestell H2-Tech zu sehen. Peugeot und Citroën hatten ebenfalls die Brennstoffzellen-Varianten ihrer Transporter e-Expert und e-Jumpy dabei. Und als Batterie-elektrischen Transporter rückte unter anderem die SAIC-Marke Maxus den eDeliver 9 ins Rampenlicht.

Die Brennstoffzelle beschränkte sich in den Pariser Messehallen aber nicht auf die BZ-Transporter: Das französische Startup Hopium stellte seine Wasserstoff-Limousine Machina und Namx sein HUV genanntes Brennstoffzellenfahrzeug vor. Der Unterschied zu den Transportern: Wann genau diese BZ-Modelle auf die Straße kommen, ist noch ungewiss.

0 Kommentare

zu „Die Dienstwagen-Neuheiten vom Pariser Autosalon“

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lesen Sie auch