USA: BMW kürt Envision AESC zu Rundzell-Lieferanten

BMW pumpt 1,7 Milliarden US-Dollar in die Produktion von Elektroautos in den USA. Die Investition fließt in die Umrüstung des US-Werks in Spartanburg und den Bau eines Batterie-Montagezentrums. Zellzulieferer wird Envision AESC. Der Konzern errichtet dafür eigens eine Zellfabrik in South Carolina.

Zunächst zur Batteriezellen-Strategie: BMW hat kürzlich den geplanten Einsatz von neuen Batteriezellen im Rundformat in den Elektromodellen der „Neuen Klasse“ ab 2025 bestätigt. Die Zellen sollen von drei Partnern in insgesamt sechs Fabriken hergestellt werden. Als Partner nannte BMW vor zwei Wochen bereits CATL und Eve Energy. Nun ist also klar: Dritter im Bunde wird Envision AESC – ein Zellspezialist, der u.a. auch von Renault und Nissan nachgefragt wird.

Durch die Partnerschaften will BMW die Batteriezellen dort einkaufen, wo auch die Produktion stattfindet („local for local“). In den USA sollen die Fäden in South Carolina zusammenlaufen. Das dortige Fahrzeugwerk in Spartanburg wird den aktuellen Angaben der Münchner zufolge mit einer Milliarde Dollar auf die Produktion von E-Autos vorbereitet. Weitere 700 Millionen Dollar nimmt der deutsche Hersteller für den Bau eines neuen Batterie-Montagezentrums im nahe gelegenen Ort Woodruff in die Hand. Bis 2030 will BMW dann „mindestens sechs vollelektrische BMW X-Modelle in den USA fertigen“.

Mit Envision AESC hat das Unternehmen nach eigenen Angaben einen Partner gefunden, „der in South Carolina eine neue Batteriezellfabrik aufbauen wird, um das Werk Spartanburg zu versorgen“. Ob die Lieferkooperation exklusiv ist oder Envision AESC auch andere OEMs aus der geplanten Fabrik beliefern wird, geht aus der begleitenden Mitteilung nicht hervor. BMW präzisiert lediglich, dass das Werk auf bis zu 30 GWh jährliche Produktionskapazität kommen soll und für die Elektromodelle der „Neuen Klasse“ ab 2025 neu entwickelte Rundzellen herstellen wird.

Die Rundzellen werden einen einheitlichen Durchmesser von 46 Millimeter und zwei verschiedenen Höhen haben (Format: 46XX). Beim Einbau entfällt laut BMW die Modulebene: Die Rundzellen werden „flexibel und platzsparend im Bauraum integriert“. Das Speichersystem übernimmt dabei eine tragende Rolle in der Karosseriestruktur. Im Fachjargon nennt sich dieses Batteriekonzept „Pack-to-open-body“.

Bereits länger ist bekannt, dass die Fahrzeuge der Neuen Klasse neben diesem Batteriekonzept auf ein 800-Volt-System mit bis zu 350 kW Ladeleistung zurückgreifen werden. Auf diese Weise lasse sich beim Gleichstrom-Laden bei einer Stromstärke von bis zu 500 Ampere eine deutlich gesteigerte Ladeleistung erzielen, präzisierte BMW jüngst. „Der erforderliche Zeitaufwand für das Aufladen von zehn auf 80 Prozent reduziert sich um bis zu 30 Prozent.“

In puncto Zellbeschaffung bestätigte BMW vor Kurzem Verträge mit CATL und Eve Energy (wie bereits im Vorfeld zutreffend spekuliert). Beide wurden mittels eines zweistelligen Milliarden-Eurobetrags mit dem Bau von vier Batteriezellfabriken à 20 GWh beauftragt – je zwei in China und Europa. Offizielle Angaben zu den Standorten gibt es nicht, aber mehrere Hinweise. So schrieb Reuters Mitte August unter Berufung auf Unternehmensunterlagen, dass Eve Energy eine große Fabrik für zylindrische Zellen in Zentralchina plane. Im April gab Eve Energy bekannt, eine 50-GWh-Fabrik in Chengdu zu bauen – um welches Zellformat es sich dabei handelt, wurde jedoch nicht genannt.

Perspektivisch könnte Eve Energy zudem das im Bau befindliche BMW-Werk im ungarischen Debrecen lokal beliefern. Denn Ende März gab es Berichte, wonach Eve Energy ebenfalls in Debrecen seine erste europäische Batteriezellfabrik bauen will. Laut der damaligen Mitteilung hatte Eve Energy eine unverbindliche Absichtserklärung mit der Stadtverwaltung unterzeichnet, 45 Hektar in einem Industriegebiet zu erwerben, um dort eine Anlage zur Produktion von zylindrischen Zellen zu bauen.

Schon vor zwei Wochen kündigte BMW an, dass mittels eines dritten Partners auch zwei Batteriezellfabriken in der Region der nordamerikanischen Freihandelszone USMCA entstehen sollen. Die nun für South Carolina angekündigte Fabrik von Envision AESC ist also nur die erste von zwei geplanten US-Produktionsstätten. Die Angabe, dass dort 30 GWh avisiert sind, überrascht etwas, hatten die Münchner doch zuvor von insgesamt sechs Fabriken mit je 20 GWh gesprochen.

So oder so: Die Zellen dürften über das neu geplante Montagezentrum in Woodruff nach Spartanburg gelangen. Dieses wird in der Anfangsphase rund 9,3 Hektar umfassen. Das Fahrzeugwerk selbst hat nach Unternehmensangaben zurzeit eine jährliche Produktionskapazität von bis zu 450.000 Fahrzeugen. Beheimatet sind dort elf Modelle, darunter die Plug-in-Hybride X3 xDrive30e und X5 xDrive45e. Demnächst zudem der neue Plug-in-Hybrid BMW XM. Im Jahr 2021 habe das US-Werk fast 70.000 elektrifizierte BMW X-Modelle produziert, heißt es.

„Das Werk Spartanburg ist seit Jahrzehnten ein Eckpfeiler des weltweiten Erfolgs der BMW Group. Es ist die Heimat der weltweit beliebten BMW X Modelle und wird künftig auch ein wichtiger Treiber unserer Elektrifizierungsstrategie sein. Bis 2030 werden wir hier mindestens sechs vollelektrische BMW X-Modelle produzieren.“, sagte Zipse. „Darüber hinaus verfolgen wir konsequent unseren Grundsatz ‚local for local‘: Unsere neu entwickelten Batteriezellen der sechsten Generation, die speziell für die vollelektrischen Fahrzeuge der nächsten Generation entwickelt wurden, beziehen wir hier aus South Carolina – wo das ‚X‘ elektrisch wird.“

Die BMW Group hat als Ziel ausgegeben, den Anteil von vollelektrisch angetriebenen Fahrzeugen am weltweiten Absatz bis 2030 auf mindestens 50 Prozent zu erhöhen.
press.bmwgroup.com

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