Imerys plant Lithium-Abbau in Zentralfrankreich

Der französische Bergbaukonzern Imerys will durch ein neues Projekt zu einem der führenden Anbieter von Lithium in Europa werden. Konkret geht es um eine Mine am Standort Beauvoir im französischen Departement Allier, wo ab 2028 rund 34.000 Tonnen Lithium jährlich abgebaut werden könnten.

Imerys ist mit Blick auf den Standort im französischen Zentralmassiv aktuell noch mit technischen Studien befasst. Das Unternehmen betont, dass das „Emili“-Projekt eines der größten Lithiumabbauprojekte der Europäischen Union werden könnte. In vollständigem Betrieb soll das Rohmaterial reichen, um jährlich 700.000 Elektrofahrzeuge mit Lithium-Ionen-Batterien auszustatten.

In der EU gelten zurzeit zehn Lithium-Abbauprojekte als vielversprechend. Das französische Emili-Projekt würde sich nach dem Aus des „Jadar“-Projekts von Rio Tinto in Serbien als zweitgrößtes Vorhaben einreihen, so die Beteiligten laut einem Bericht der französischen Zeitung „Sud-Ouest“. Und zwar hinter dem Oberrheingraben-Vorhaben des deutsch-australischen Lithium-Förderers Vulcan Energy Resources.

Am Standort Beauvoir wird laut Imerys seit dem späten 19. Jahrhundert Kaolin für die Keramikherstellung gewonnen. Bereits in den 1960er Jahren hatte das Bureau de Recherches Géologiques et Minières (BRGM) in dem Untergrund auch Lithium-Vorkommen identifiziert. Doch Imerys – seines Zeichens Spezialist für Keramikprodukte und Betreiber des bestehenden Minenstandorts – gibt an, bis vor Kurzem nichts über dessen Gehalt gewusst zu haben. Nach dem aktuellen Stand der Studien soll die Konzentration bei 0,9 bis 1 Prozent liegen – das heißt, man muss fast 100 Tonnen Gestein abbauen, um eine Tonne Lithium zu erhalten.

In „Sud-Ouest“ wird Alessandro Dazza, CEO von Imerys, mit den Worten zitiert, dass man das Vorkommen auf etwa eine Million Tonnen Lithiumoxid schätze, was „viel mehr ist, als das BRGM ursprünglich angenommen hatte“. Das staatliche Institut ging seinerzeit von 320.000 Tonnen aus. In der offiziellen Mitteilung spricht Imerys von einer Abbauspanne von mindestens 25 Jahren. Dabei handelt es sich aber um eine konservative Schätzung. „Wir werden die Studien fortsetzen, um zu sehen, ob wir den Betrieb auf 30 oder 35 Jahre ausdehnen können“, so Dazza der Zeitung zufolge.

Die französische Regierung unterstützt das Vorhaben: „Dieses Projekt, das in Bezug auf Umwelt und Klima beispielhaft ist, wird unseren Bedarf an Lithium-Importen drastisch reduzieren“, wird der französische Wirtschaftsminister Bruno Le Maire in dem Blatt zitiert.

Langfristig könnten durch den Lithiumabbau in der Region Auvergne-Rhône-Alpes den offiziellen Angaben zufolge 1.000 direkte und indirekte Arbeitsplätze an zwei Standorten entstehen: Zum einen in der Mine selbst in 75 bis 350 Metern Tiefe und zum anderen in einer Anlage zur Reinigung der Mineralien und zur Umwandlung des Rohmaterials in Lithiumhydroxid, die weniger als 100 Kilometer von der Mine entfernt liegen soll. Als Erschließungs- und Baukosten nimmt das Unternehmen etwa 1 Milliarde Euro an, betont aber, dass es sich dabei um eine vorläufige Schätzung auf Basis des aktuellen Studienstands handelt. Die Produktionskosten für das in Beauvoir gewonnene Lithium werden auf 7 bis 9 Euro pro Kilogramm geschätzt, womit sich Imerys für wettbewerbsfähig – „insbesondere auf dem europäischen Markt“ – hält.

Zum Zeitplan ist Folgendes spruchreif: Nach Abschluss einer Laborphase und einer industriellen Pilotphase wollen die Franzosen die Produktion und die Kommerzialisierung binnen fünf Jahren beginnen – und zwar gemäß IRMA-Standard, der als Maßstab für verantwortungsvollen Bergbau gilt. So plant das Unternehmen unter anderem, unterirdische Abbaumethoden anzuwenden, um „die Auswirkungen auf den natürlichen Lebensraum zu minimieren“. Außerdem soll der Projektentwurf „unter Einbeziehung aller privaten und öffentlichen Interessengruppen vor Ort entwickelt werden“.

Imerys gibt an, Lithium mit weniger als der Hälfte der CO2-Emissionen typischen bestehenden Hartgestein-Lithiumbetriebe in der Welt fördern zu wollen. Dazu soll unter anderem eine elektrisch betriebene Bergbauflotte, der Transport durch unterirdische Pipelines, Züge und die Nutzung des französischen Strommixes (mit einem hohen Anteil Atomstrom) beitragen.

Imerys hat seinen Sitz in Paris und produziert unter anderem Industrieruß und synthetischen Graphit. Das Unternehmen hat Produktionsstandorte in Willebroek in Belgien und Bodio in der Schweiz. Mit dem Emili-Lithiumprojekt strebt der Konzern eine strategische Neuausrichtung an. Künftig wolle man sich auf Spezialmineralien mit Schwerpunkt auf nachhaltiger Energie konzentrieren, heißt es.

„Ich bin vom Potenzial unseres Lithiumprojekts begeistert und sehr stolz auf die Arbeit, die unsere Teams in den letzten 18 Monaten geleistet haben, um es zu entwickeln“, äußert CEO Alessandro Dazza. „Nach erfolgreicher Fertigstellung würde das Emili-Projekt eine nachhaltige, wettbewerbsfähige, einheimische Quelle für die Lithiumversorgung französischer und europäischer Automobilhersteller darstellen und einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung der Herausforderungen der Energiewende leisten. Während des gesamten Prozesses wird Imerys mit allen Beteiligten, von den lokalen Gemeinden bis hin zu den politischen Entscheidungsträgern, in einem Geist der Offenheit und Transparenz zusammenarbeiten. Dieses Projekt kann ein echter Wendepunkt für Imerys sein.“
imerys.com, sudouest.fr (auf Französisch)

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