Siemens streicht Lademöglichkeit für private E-Autos
Siemens-Mitarbeitende können private Elektroautos ab 2023 nicht mehr an den Standorten ihres Arbeitgebers laden. Da eine entsprechende Betriebsvereinbarung zum Jahresende ausläuft, wird das Gratis-Laden wohl eingestellt – selbst gegen Bezahlung können private E-Autos künftig nicht mehr geladen werden.
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Wie die Siemens AG ihren Mitarbeitenden kürzlich im Intranet mitteilte, wird die auslaufende Betriebsvereinbarung nicht verlängert. Der Hintergrund sind aber nicht die Kosten, welche die rund 3.800 Mitarbeitenden, die das Gratis-Laden seit 2017 genutzt hatten, verursacht haben. Vielmehr laufe aufgrund der Lieferschwierigkeiten der Aufbau neuer Ladepunkte zu langsam.
„Wie viele andere Industrien, ist auch Siemens von globalen Lieferengpässen betroffen. Der Ausbau der Ladeinfrastruktur geht langsamer voran als geplant“, heißt es in dem Intranet-Beitrag, der electrive.net von mehreren Quellen zugespielt wurde. „Daher wurde gemeinschaftlich auf Managementebene aller beteiligten Einheiten die Entscheidung getroffen, den Siemens Dienstfahrzeugen den Vorrang beim Laden zu geben. So kann sichergestellt werden, dass die Fahrzeuge stets einsatzbereit sind – zum Beispiel um Kunden zu besuchen oder für Serviceeinsätze.“
Unter den Mitarbeitenden wächst aber – bei allem Verständnis für die Gründe des langsamen Ausbaus – Unmut. Denn den inzwischen 1.300 E-Autos wird nicht der Vorrang, sondern gleich der exklusive Zugang zur Firmen-Ladeinfrastruktur gegeben. Das stelle einige Mitarbeiter, die nicht am Wohnort laden können oder weite Wege haben, „vor riesige Probleme“. Es sei bereits vor rund einem Jahr angekündigt worden, dass sich ab dem 1. Januar 2023 etwas ändern werde. „Dass es jedoch solche Ausmaße annehmen würde, hätte keiner geahnt“, so einer der Mitarbeitenden, der seinen Namen nicht genannt haben will. Es sei ein Modell mit Grundgebühr und Verrechnung der geladenen Energiemenge geplant gewesen. „Siemens gibt sich als ‚sustainibility leader‘ und lässt seine Mitarbeiter trotz massiv ausgebauter Ladeplätze (dafür Applaus) jetzt im Regen stehen“, kritisiert eine weitere unserer Quellen.
Auf Anfrage von electrive.net bestätigt Siemens das Auslaufen der Betriebsvereinbarung. Das Antwortschreiben ähnelt im Aufbau und Wortlaut dem Intranet-Eintrag sehr stark – mit einem entscheidenden Unterschied: Die Lieferengpässe und der langsamere Ausbau der Ladeinfrastruktur werden dort nicht erwähnt. Stattdessen schreibt ein Siemens-Sprecher: „Wir wollen beim Ausbau der Elektro-Fahrzeugflotte auch mit unserer Ladeinfrastruktur Schritt halten und deshalb haben wir beschlossen, den Siemens-Dienstfahrzeugen den Vorrang beim Laden zu geben. So kann sichergestellt werden, dass die Fahrzeuge stets einsatzbereit sind – zum Beispiel, um Kunden zu besuchen oder für Serviceeinsätze.“
Siemens betont zudem, dass man Mitglied der EV100-Initiative der Climate Group sei. Als EV100-Mitglied verpflichtet sich ein Unternehmen, seinen Fuhrpark bis 2030 komplett zu elektrifizieren.
Update 28.10.2022: Nachdem kürzlich die Nachricht für Unmut gesorgt hatte, dass Siemens-Mitarbeitende private Elektroautos ab 2023 nicht mehr an den Standorten ihres Arbeitgebers laden können, hat sich Siemens Deutschland nun auf Twitter zu dem Sachverhalt geäußert – und das mit einer anderen Erklärung als auf unsere Anfrage (siehe oben).
„Grundsätzlich sollen alle Mitarbeitenden weiterhin ihre Fahrzeuge an unseren Standorten aufladen können“, ist dort zu lesen. Aber: „Um kostenpflichtiges Laden anbieten zu können, benötigen wir geeichte Ladepunkte. Von unseren mehr als 770 Ladepunkten in Deutschland sind die meisten allerdings nicht geeicht.“
Die weltweit angespannte Situation der Lieferketten betreffe auch Teile, die zur Herstellung von geeichten Ladepunkten benötigt werden. „Alle Beteiligten arbeiten daran, den Mitarbeitenden eine Ladelösung zu bieten, sobald sich die Situation entspannt“, verspricht Siemens.
Quelle: Infos per E-Mail, twitter.com (Update)
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