Britishvolt soll angeblich vor Insolvenz stehen
Britishvolt muss Medienberichten zufolge wohl bald Insolvenz anmelden. Das Unternehmen soll die britische Regierung um einen Finanzierungsvorschuss von 30 Millionen Pfund gebeten haben. Dies wurde allerdings abgelehnt, so dass nun offenbar die Existenz des Unternehmens auf dem Spiel steht.
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Das geht unter anderem aus Berichten der BBC und von Sky News hervor. Britishvolt plant bekanntlich eine Batteriezellenfabrik in Blyth im Nordosten Englands und erhielt für den Aufbau der Produktionsstätte Anfang des Jahres eine Förderzusage der britischen Regierung über 100 Millionen Pfund. Diese staatliche Finanzspritze sollte den Weg für eine private Finanzierung ebnen. Gelder in Höhe von 1,7 Milliarden Pfund sollen unter anderem die Investoren Tritax und Abrdn zugesagt haben.
Die Förderung der Regierung ist allerdings an die Erfüllung bestimmter Kriterien geknüpft und nach Angaben der Medienberichte noch nicht ausbezahlt worden. Britishvolt soll die Regierung nun um einen Vorschuss von 30 Millionen Pfund gebeten haben, um das bereits angefangene Projekt fortsetzen zu können. Der neue Wirtschaftsminister Grant Shapps habe dies aber abgelehnt, heißt es.
Die BBC beruft sich bei diesen Angaben auf Aussagen von Ian Lavery, den Labour-Abgeordneten für den Distrikt Wansbeck, wo die Anlage aktuell entsteht. Demnach habe Lavery am Montag mit dem Vorsitzenden von Britishvolt gesprochen. Dieser habe angesichts der Absage der Regierung geäußert, dass „es sehr wahrscheinlich ist, dass Britishvolt in die Insolvenz gehen wird“.
Britishvolt hat sich schwer getan, Investoren zu finden, die den Bau der Zellenfabrik in Blyth finanzieren. Mehrfach mussten die Pläne verschoben werden. Ursprünglich sollte die Anlage Ende nächsten Jahres in Betrieb genommen werden. Im Anschluss wurde die Inbetriebnahme erst auf Ende 2024 und dann auf Mitte 2025 verlegt. Als Gründe wurden bei der jüngsten Verschiebung „schwierige externe wirtschaftliche Gegenwinde, einschließlich der galoppierenden Inflation und der steigenden Zinssätze“ angegeben.
Im August hatte Britishvolt bereits den Rücktritt seines Gründers und CEO Orral Nadjari bekannt gegeben. Schon zu diesem Zeitpunkt gab es Berichte über Finanzierungsprobleme. Angekündigt wurde das Projekt erstmals Mitte 2020, im Dezember desselben Jahres wurde Blyth als Standort der Batteriefabrik bestätigt. Seitdem hat das Unternehmen zahlreiche Rohstoff- und Entwicklungs-Partnerschaften geschlossen, auch mit deutschen Unternehmen wie Siemens und Manz. Seit dem Herbst 2021 laufen die Bauarbeiten.
Update 02.11.2022: Britishvolt hat die drohende Insolvenz offenbar vorerst abwenden können. Wie die BBC unter Berufung auf Insider berichtet, konnte Britishvolt Kapital generieren, um „kurz- bis mittelfristig über Wasser zu bleiben“. Um wie viel Geld es sich dabei handelt und von wem es stammt, ist aber noch unklar.
Update 03.11.2022: Einen Tag nach dem BBC-Bericht hat sich Britishvolt selbst zur aktuellen Lage geäußert – „angesichts der jüngsten Spekulationen über die Zukunft von Britishvolt“ wolle man die Situation für „alle unsere Stakeholder deutlich machen“, heißt es in der kurzen Mitteilung. Das Unternehmen habe jetzt „die notwendigen kurzfristigen Investitionen gesichert, die es uns unserer Meinung nach ermöglichen, die kommenden Wochen bis zu einer sichereren Finanzierungsposition für die Zukunft zu überbrücken“.
Um die kurzfristigen Kosten weiter zu senken, hätten die Britishvolt-Mitarbeiter „außerdem freiwillig einer vorübergehenden Gehaltskürzung für den Monat November zugestimmt“. Trotz der sich abschwächenden Wirtschaftslage führe man „weiterhin positive Gespräche mit potenziellen Investoren“. „Darüber hinaus haben wir in den vergangenen Tagen auch von mehreren weiteren internationalen Investoren vielversprechende Ansätze erhalten“, so das Unternehmen.
Konkrete Summen oder Fristen nennt Britishvolt derzeit aber nicht.
bbc.com, news.sky.com, bbc.com (Update I), britishvolt.com (Update II)
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