Abseits der BYD-Kooperation: ADL enthüllt eigene E-Busse
Nachdem Alexander Dennis Limited (ADL) im August ankündigt hatte, sein Angebot um neue E-Busse zu erweitern, hat der britische Bushersteller nun den Doppeldecker Enviro400EV und den Midibus Enviro100EV enthüllt. Flankiert von einer neuen Generation des Wasserstoff-Doppeldeckers Enviro400FCEV.
Die neuen Modelle sind auf der Euro Bus Expo 2022 in Birmingham zu sehen. Sie basieren alle drei auf einer neuen Konzern-Plattform für BEV und FCEV, in die laut ADL „die Erkenntnisse der gesamten NFI-Gruppe“ eingeflossen sind. Der neue Batterie-elektrische Doppeldecker trägt weiterhin den Namen Enviro400EV, heißt also identisch wie der bisherige Elektro-Doppeldecker der BYD-ADL-Kooperation. Das ist erstaunlich, handelt es sich doch um vom Aufbau her verschiedene Busse.
Und diese Unterschiede stellen sich wie folgt dar: Der 2019 eingeführte Enviro400EV von BYD und ADL hat zwei BYD-Motoren mit je maximal 150 kW und Eisenphosphatbatterien von BYD mit 375 oder 382 kWh an Bord. 87 Passagiere finden in dem Modell Platz, darunter 72 sitzend. Die angegebene Reichweite umfasst bis zu 160 Meilen (rund 257 Kilometer). Der nun in alleiniger Verantwortung von ADL konzipierte Enviro400EV soll auf eine Spitzenleistung von 410 kW kommen und mit zwei Batterieoptionen (472 oder 354 kWh) angeboten werden. Bei der Zellchemie schwenkt ADL auf NMC um. Die Fahrgastkapazität gibt der Hersteller mit 96 Fahrgästen und die maximale Reichweite mit 260 Meilen (rund 418 Kilometer) an.
Als Hauptmerkmale stellt ADL eine verbesserte Sitzanordnung im Unterdeck, den Einbau des E-Antriebssystems VEDS von Voith mit Permanentmagnet-Traktionsmotor und ein selbst entwickeltes Batteriedesign heraus, wobei das Batteriesystem von Impact Clean Power Technology montiert wird. Zum Zellzulieferer macht ADL keine Angaben. Beim Design fallen Unterschiede zum bisherigen Doppeldecker an der Front auf, etwa bei den Scheinwerfern. Außerdem soll durch eine Rundumverglasung und eine stärker geneigte Windschutzscheibe die Sicht der Fahrer verbessert worden sein.
Alexander Dennis betont in seiner Mitteilung, dass man „auch weiterhin die äußerst erfolgreichen Elektrobusse der BYD-ADL-Partnerschaft anbieten“ wolle. Konkret handelt es sich dabei um den Enviro200EV als Eindecker und besagten Enviro400EV als Doppeldecker. Letzteren gibt es auch in einer Kurzversion.
Unterdessen zeigt ADL in Birmingham auch den Enviro100EV – seinen neuen, 8,5 Meter langen und 2,35 Meter breiten Elektro-Midibus. Das Fahrzeug befördert bis zu 45 Gäste, darunter 25 sitzend. Das Antriebssystem stammt ebenfalls von Voith. Alexander Dennis nennt jedoch keine Leistungsdaten, es handele sich um die „Medium-Duty-Version“ des Systems, die für kleinere Fahrzeuge ausgelegt sei, heißt es lediglich. Die NMC-Batterie an Bord speichert entweder 236 oder 354 kWh Energie, was für Reichweiten von bis zu 285 Meilen (rund 459 Kilometer) reichen soll.
Zu beiden neuen Modellen heißt es, dass sie „speziell für die besonderen Anforderungen des Busbetriebs in Großbritannien und Irland konzipiert wurden“. Sie sollen über Vertriebspartner AD24 auf den Markt kommen – und zwar voraussichtlich 2023. Erste Bestellungen seien bereits eingegangen, teilt ADL mit.
Parallel zu den BEV-Modellen stellt der Bushersteller auf der Messe zudem den Wasserstoff-Doppeldecker Enviro400FCEV der nächsten Generation aus. In diesem Technologiefeld gab es von vorneherein keine Kooperation mit BYD. Von dem neuen Modell werden bekanntlich künftig 20 Exemplare in Liverpool fahren. Die Auslieferungen sollen in den kommenden Wochen beginnen.
Schon im März 2021 unter dem Projektnamen H2.0 angekündigt, gibt es nun die vollständigen technischen Daten zum Enviro400FCEV. So wird der 11,1 Meter lange Doppeldecker bis zu 88 Fahrgäste aufnehmen können, davon bis zu 73 sitzend. Auch der Wasserstoff-Doppeldecker erhält analog zum neuen Enviro400EV von ADL den Voith-Antrieb VEDS, allerdings mit einer auf 350 kW limitierten Spitzenleistung.
Die Brennstoffzelle an Bord stammt von Ballard („FCmove-HD“) und kommt auf 45 oder 60 kW, die 350-bar-Tanks fassen 29,4 kg Wasserstoff und sind über zwei Tankanschlüsse auf beiden Seiten des Fahrzeugs zu betanken. Die kleine Batterie mit LTO-Chemie an Bord – ebenfalls montiert von Impact Clean Power Technology – kommt auf 30 kWh. Als Reichweite gibt ADL bis zu 300 Meilen (rund 482 Kilometer) an.
„Die Einführung des Enviro400FCEV signalisiert den Beginn eines neuen Zeitalters für emissionsfreie Busse mit unserer Technologieplattform der nächsten Generation“, sagt Paul Davies, President & Managing Director von Alexander Dennis. „Mit dem Know-how früherer Prototypen und unserer umfassenden Erfahrung als langjähriger Marktführer für umweltfreundlichere Busse ist dies ein ausgereiftes Produkt für eine Branche, die maßgeschneiderte Lösungen von einem zuverlässigen Partner benötigt. Neben unseren neuen Batterie-elektrischen Bussen und den äußerst erfolgreichen Produkten, die wir auch weiterhin in Zusammenarbeit mit BYD herstellen werden, ergänzt der Enviro400FCEV das nun branchenweit umfangreichste Portfolio an emissionsfreien Lösungen um einen Wasserstoff-Brennstoffzellenbus, der die Anforderungen aller Busunternehmen, Verkehrsbetriebe und Städte erfüllt.“
alexander-dennis.com (Enviro400EV und Enviro100EV), alexander-dennis.com (Enviro400FCEV)
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