ChargeX führt bidirektionales Laden ein
Das Münchner E-Mobility Unternehmen ChargeX hat mit dem Aqueduct Power Sharing Modul eine Erweiterung für das selbst entwickelte Ladesystem Aqueduct vorgestellt, um bidirektionales Laden zu ermöglichen. Allerdings handelt es sich dabei um eine Speziallösung, nicht um Vehicle-to-Grid-Anwendungen.
Zur Erinnerung: Das Aqueduct-Ladesystem hatte ChargeX auf der IAA 2021 in München präsentiert. Dabei handelt es sich um ein modulares Ladesystem, welches nur einen Stromanschluss benötigt – mittels Plug & Play kann das System dann um bis zu zehn Ladepunkte und Zusatzfunktionen erweitert werden. Das Startmodul muss einmal von einem Elektriker installiert werden und steuert die Erweiterungsmodule so, dass die Anschlussleistung von 22 kW nie überschritten wird. Anstatt also zehn Wallboxen mit eigenen Anschlüssen zu installieren (etwa auf einem Firmenparkplatz oder in der Tiefgarage von Wohngebäuden), soll das Aqueduct-System mit seinem lokalen Micro Grid deutlich günstiger sein.
Beim bidirektionalen Laden setzt ChargeX – im Gegensatz zu bekannten Konzepten wie Vehicle-to-Grid oder Vehicle-to-Home – auf einen Vehicle-to-Vehicle-Ansatz, allerdings nur innerhalb des eigenen Micro Grids. Das bedeutet, dass Energie zwischen den Batterien mehrerer Elektroautos übertragen werden kann, die am gleichen Ladesystem angeschlossen sind. Dadurch wird der lokale Stromanschluss entlastet und an einem Unternehmensstandort können deutlich mehr Ladepunkte aufgebaut werden, so das Unternehmen.
Konkret kann das Aqueduct Power Sharing Modul wie ein zusätzlicher Ladepunkt per Plug & Play in ein bestehendes Aqueduct-Micro-Grid integriert werden. Dieses Modul kommuniziert über die Ladenorm ISO 15118 und trennt gleichzeitig das Microgrid in zwei Nanogrids auf. „Eines davon wird weiterhin durch das lokale Stromnetz versorgt, das zweite Nanogrid wird, getrennt vom Stromnetz, durch das einspeisende Elektroauto versorgt. Durch den Off-Grid Ansatz entfallen regulatorische Hürden und es ist keine Genehmigung seitens des Netzbetreibers notwendig“, erklärt das Unternehmen die Funktionsweise.
Das System von ChargeX ist somit ein Sonderfall von V2V: Es werden zwar Fahrzeuge mit dem Strom aus einem anderen Fahrzeugakku geladen, wenn auch nur über das lokale Micro Grid. Ein direktes Laden eines anderen E-Autos über den Ladeanschluss – wie es etwa Volvo mit dem EX90 einführen will – ist damit also nicht möglich. Auch andere Anwendungen des bidirektionalen Ladens, wie etwa Vehicle-to Grid oder der von Hyundai-Kia gewählte Vehicle-to-Device-Ansatz, sind damit nicht möglich.
Und: ChargeX ist bei seinem Ansatz darauf angewiesen, dass es sich bei dem „Spenderfahrzeug“ um ein Fahrzeug mit einem bidirektionalen Onboard-Charger handelt, der Wechselstrom in das Micro Grid abgeben kann – wie etwa ein Volvo EX90 oder das Schwestermodell Polestar 3. Der VW-Konzern setzt bei seinem bidirektionalen Ansatz bekanntlich auf das DC-Laden. Solche Fahrzeuge kämen bei dem ChargeX-System nur als Empfänger in Frage, könnten aber keinen Wechselstrom abgeben.
Zentraler Bestandteil des Vehicle-to-Vehicle-Konzepts ist – neben dem Modul selbst – die „Drop Power Sharing App“ von ChargeX. Darüber wird das Priorisieren, aber auch das Entladen gesteuert. Das neue Power Sharing Modul soll in allen Aqueduct-Ladesystemen nachgerüstet werden können, die seit Dezember 2021 ausgeliefert wurden.
„Statt eines teuren, stationären Energiespeichers, nutzen wir die Ressourcen, die ohnehin vorhanden sind: die großen Batterien der Elektroautos“, sagt Tobias Wagner, Co-Founder & CEO von ChargeX.
chargex.de (PDF)
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