CharIN verärgert über Teslas Stecker-Vorstoß in den USA
Nachdem Tesla kürzlich ankündigte, das Design seines proprietären Supercharger-Steckers freizugeben, um sein System zum Lade-Standard in Nordamerika zu machen, reagiert die CCS-Vereinigung CharIN verärgert. Tesla ist weiterhin Mitglied in dem Konsortium hinter dem Lade-Standard CCS.
Wie CharIN in einer Mitteilung schreibt, werde „Tesla als CharIN-Mitglied nachdrücklich ermutigt, mit den Mitgliedern von CharIN, den Normungsorganisationen und anderen zusammenzuarbeiten, um die Einführung einer vollständig interoperablen Ladelösung für Elektrofahrzeuge zu beschleunigen“.
Tesla war CharIN bereits 2016 beigetreten und wird auf der CharIN-Website weiterhin als Mitglied aufgeführt. Für die europäischen Märkte ist Tesla mit der Einführung des Model 3 auf den CCS2-Standard umgeschwenkt. Zuvor wurden das Model S und Model X mit einem von Tesla für die DC-Ladung modifizierten Typ-2-Stecker angeboten. In den USA haben alle Teslas seit dem Model S hingegen den proprietären Ladestandard, den Tesla nun als NACS bezeichnet.
CharIN betont, dass das Combined Charging System (CCS) und das Megawatt Charging System (MCS) „die weltweiten Standards zum Laden von Fahrzeugen aller Art“ seien. Man ermutige seine Mitglieder, „nach Möglichkeiten zu suchen, sich auf die Marktbeschleunigung zu konzentrieren, anstatt auf die Schaffung einer weiteren Formfaktor-Alternative, was zu weiterer Verwirrung bei den Verbrauchern führen und die Einführung von Elektrofahrzeugen verzögern“ werde.
Tesla hatte Mitte November erklärt, das Design des nun als „North American Charging Standard“ bezeichneten Supercharger-Steckers freizugeben, um es als Lade-Standard in Nordamerika zu etablieren. Das kompakte Design soll neben dem AC-Laden auch DC-Laden mit bis zu einem Megawatt ermöglichen. Zudem gebe es keine beweglichen Teile und sei „halb so groß und doppelt so leistungsfähig wie CCS-Anschlüsse“.
Bei all der Kritik zu dem Tesla-Vorstoß findet die CharIN aber auch lobende Worte – etwa für die Einbeziehung der Kommunikationsstandards DIN 70121 und ISO 15118-02 in den NACS-Vorschlag. „Wir schätzen auch die Bemühungen von Tesla, den E-Mobilitätsmarkt noch schneller voranzubringen, als er es jetzt tut“, so CharIN.
Tesla hat vor wenigen Tagen seine weltweit 40.000. Supercharger-Ladesäule in Betrieb genommen. CharIN gibt nun an, dass weltweit 61.000 Schnelllader den CCS-Standard nutzen. Der Tesla-Aussage, dass das „Supercharging-Netz 60 Prozent mehr NACS-Ladesäulen als alle mit CCS ausgestatteten Netze zusammen“ habe, widerspricht CharIN zudem: In Nordamerika (einschließlich der USA und Kanada) gebe es laut aktuellen Plugshare-Daten (einschließlich öffentlicher und eingeschränkter Nutzung) 18.880 CCS-Anschlüsse im Vergleich zu 18.405 Tesla-Supercharger-Anschlüssen.
Zieht man noch die nordamerikanischen AC-Lader hinzu, an denen CCS1-Fahrzeuge im Gegensatz zu den Teslas mit NACS-Anschluss ohne Adapter laden können, ist das Verhältnis mit 178.926 J1172-Anschlüsse im Vergleich zu 15.529 Tesla Destination Chargern deutlich zugunsten der CCS-Fahrzeuge verschoben.
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