Heilbronn: Audi und EnBW erproben Second-Life-Speicher
Audi und EnBW haben auf dem Kraftwerksgelände der EnBW in Heilbronn einen stationären Energiespeicher mit einer Gesamtleistung von einem Megawatt aus gebrauchten Elektroauto-Batterien in Betrieb genommen. Die Anlage soll Strom aus erneuerbaren Energien speichern und abgeben.
Der neue Batteriespeicher in Heilbronn besteht aus zwölf Hochvolt-Batteriesystemen, die aus zerlegten Entwicklungsfahrzeugen von Audi stammen. Zusammengeschaltet bringen sie es nach Angaben der Partner auf eine Gesamtleistung von einem Megawatt. „Damit könnte der sofort einsatzbereite Speicher etwa eine Stunde lang den Stromverbrauch von rund 3.000 Haushalten decken“, teilt die EnBW mit. Als Besonderheit hebt der Energiekonzern den beim Bau des Speichers verwendeten „Plug & Play“-Ansatz hervor, mit dem die Fahrzeugbatterien einfach und somit sehr kostengünstig zu einem Speichersystem zusammengeschaltet werden können sollen.
Die Zusammenarbeit von Audi und EnBW auf diesem Feld begann Mitte 2020. Wie bei allen Second Life-Speichern wollen die Akteure ausrangieren Batterien aus E-Autos ein zweites Leben als Speicheranlage ermöglichen, um – in diesem Fall – Strom aus Erneuerbaren Energien zu speichern, Schwankungen im Stromnetz ausgleichen und damit zur Versorgungssicherheit beizutragen.
Der Standort für das Referenzprojekt in Heilbronn auf dem Kraftwerksgelände der EnBW liegt unweit des Audi-Werks Neckarsulm – und insofern für beide Seiten günstig. Mit der Speicheranlage will die EnBW unter anderem testen, wie der Strom der eigenen Wind- und Photovoltaik-Parks in Phasen eines Energie-Überangebots zwischengelagert werden kann. So müssten die Anlagen bei temporär zu hoher Stromproduktion nicht mehr vom Netz genommen werden. Die Anlage könnte zudem bei einem Nachfrage-Überschuss Strom zurück ins Netz speisen und dieses so stabilisieren.
Laut der begleitenden Mitteilung dient die Heilbronner Anlage als Referenz für zunächst vier Projekte, die bei der EnBW für die nähere Zukunft geplant sind. Als Zielgruppe nennt der Energiekonzern unter anderem Stadtwerke, Industriebetriebe oder Betreiber von dezentralen Erzeugungsanlagen. In den kommenden Wochen soll nun aber zunächst die Leistungsfähigkeit des Pilot-Speichers geprüft und verschiedene Einsatzszenarien simuliert werden.
Im Vergleich zu ihrem ersten Leben werden die Batterien im Second Life-Einsatz mit deutlich niedrigeren und gleichmäßigeren Strömen genutzt. „Die Beanspruchungen sind damit deutlich geringer als im mobilen Einsatz, bei dem zum Beschleunigen viel Energie sehr schnell fließen muss“, heißt es. Die Projektverantwortlichen gehen deshalb für das zweite Leben der Zellen von einer Einsatzzeit von mindestens fünf bis zehn Jahren aus. Danach will Audi die Batterien einem endgültigen Recycling zuführen.
„Das Projekt mit EnBW ist für uns ein hervorragendes Beispiel dafür, wie sich vorhandene Ressourcen im nachhaltigen Sinne bestmöglich nutzen lassen“, äußert Hagen Seifert, Leiter des Bereichs Nachhaltigkeit, Recycling, CO₂ Flotten-/Verdunstungsemissionen bei Audi. Durch die Zusammenarbeit im Bereich der Energiespeicherung komme es zu einer sektorenübergreifenden Vernetzung, bei der Automobil- und Energiewirtschaft im Sinne der Kreislaufwirtschaft enger zusammenwachsen.
Für die Ingolstädter ist das Exemplar in Heilbronn übrigens nicht der erste stationäre Speicher: 2019 wurde auf dem Berliner EUREF-Campus ein 1,9-MWh-Speicher installiert, der ebenfalls die Batterien aus ausgedienten Entwicklungsfahrzeugen von Audi nutzt. Als Partner damals war unter anderem The Mobility House dabei.
enbw.com, audi-mediacenter.com
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