VW plant wohl Flaggschiff-Modell Trinity neu
Der neue VW-Konzernchef Oliver Blume und Markenchef Thomas Schäfer justieren weiter die Planungen ihrer Vorgänger nach. Laut einem Medienbericht ist der Designentwurf zum neuen Elektro-Flaggschiff Trinity durchgefallen – das Modell wird demnach neu geplant.
Wie die „Automobilwoche“ berichtet, soll der bisherige Karosserie-Entwurf einer flachen E-Limousine bei der neuen VW-Spitze nicht gut angekommen sein – so wurde Trinity unter dem damaligen Konzernchef Herbert Diess und dem Ex-Markenchef Ralf Brandstätter geplant. „Wegen der besseren Chancen am Markt“ soll das neu geplante Trinity-Modell „deutlich stärker Richtung SUV“ gehen, so der Bericht.
Mit der SUV-Karosserie – oder einem SUV-artigen Crossover-Modell – werde man zwar Abstriche bei der Aerodynamik (und damit der Reichweite) in Kauf nehmen. Wichtig sei aber, dass man sich an dem orientiere, „was die Kunden wünschen“. Eine weitere Vorgabe der neuen VW-Spitze: Es bleibe dabei, dass Trinity mit der besten Technik komme. Aber eben nicht mehr zwingend mit dem besten cW-Wert. Das war eines der Ziele von Brandstätter: Der cW-Wert des Trinity solle besser sein als beim ID.7, der auf 0,23 kommen soll.
Bei der Kritik von Blume und Schäfer ging es aber wohl nicht nur um das Karosseriekonzept selbst: „Zu brav, zu unscheinbar und viel zu wenig markant“ soll der Limousinen-Entwurf gewesen sein, heißt es in dem Bericht. Mit eher unscheinbaren und kaum polarisierenden Designs wie beim Golf oder Passat hat VW in der Vergangenheit viel Erfolg gehabt. Ob nur das Flaggschiff-Modell deutlich markanter werden soll oder auch das gesamte Markendesign umgeplant werden soll, ist noch offen. Zumindest bei dem alten Trinity-Konzept sind die Arbeiten an der Karosserie vorerst gestoppt.
Auch der ID. Life wurde neu geplant
Aber: Die „Automobilwoche“ gibt auch an, dass noch nichts entschieden sei. Es zeichnet sich also ab, dass eine Neuplanung läuft, aber welches Konzept am Ende umgesetzt wird, ist demnach noch offen. Auch bisher war schon ein Trinity-SUV geplant – nach der flachen Limousine. Ob diese Vorhaben nun umgedreht werden oder ein Crossover-Modell mit Anleihen bei beiden Karosseriekonzepten beide Modelle ersetzt, geht aus dem Bericht nicht hervor.
Trinity ist nicht das erste Modell, das neu geplant werden muss. Der kommende VW ID.2, dessen Design mit Retro-Anleihen auf der IAA 2021 als Studie ID. Life präsentiert wurde, ist bei Schäfer ebenfalls durchgefallen und musste neu geplant werden. Der neue Entwurf wurde aber wohl abgesegnet.
Dass bei dem Trinity-Projekt nicht alles rund läuft, hatte sich bereits abgezeichnet. So stellte Blume anderen Berichten zufolge das geplante Trinity-Werk in Wolfsburg-Warmenau intern in Frage. Statt in einem komplett neuen Elektroauto-Werk auf der grünen Wiese, soll das Modell offenbar innerhalb des bestehenden Stammwerks gebaut werden. Ein modernes Werk war eines der Kernprojekte von Herbert Diess, um Tesla auch bei der Produktion Paroli zu bieten – das alte, gewachsene Wolfsburger Werk war mit seiner komplexen Logistik und den Platzbedingungen aus seiner Sicht nicht geeignet.
Mit der Neuplanung bei der Produktion und nun offenbar auch beim Fahrzeug selbst ist der ursprüngliche Zeitplan wohl kaum zu halten. Statt 2026 soll das Modell laut der „Automobilwoche“ erst 2028 auf den Markt kommen. Das „Manager Magazin“ hatte kürzlich berichtet, dass der Launch des Trinity sogar um rund vier Jahre auf 2030 verschoben werden soll.
Für die Verschiebung des Trinity-Marktstarts ist aber nicht nur das Karosserie-Design verantwortlich, sondern auch die Software. Da das Flaggschiff-Modell nicht nur auf der neuen Plattform SSP basieren soll, sondern auch als erstes Modell die Software 2.0 für autonomes Fahren nach Level 4 erhalten soll, ist die Software mindestens ein so wichtiger Faktor wie die Hardware – ohne sie geht beim Trinity nichts.
Der neue Volkswagen-Chef Oliver Blume bereitet eine neue Softwarestrategie vor, die den Konzern zukunftsfähig halten soll. Eckpunkte der Strategie will Blume am 15. Dezember in einer Aufsichtsratssitzung vorstellen, erfuhr das Handelsblatt aus Konzernkreisen. Nachdem sich das Prestigeprojekt Trinity und die damit verbundene Software 2.0 verzögern, müssen die vorhandenen Softwarearchitekturen 1.1 und 1.2 weiterentwickelt werden. So werde die Softwareversion 1.2, die vor allem für die Premiummarken Porsche und Audi wichtig ist, nun für eine Laufzeit bis Ende des Jahrzehnts aufgerüstet und erhalte einen neuen Namen: Software Premium.
automobilwoche.de (Trinity), handelsblatt.com (Software)
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