Wenn das Zustellfahrzeug die Luft reinigt

In Graz hat die Österreichische Post seit dem Sommer zwei Mercedes eSprinter in ihrer Zustellflotte, die mit speziellen Feinstaub-Filtern ausgerüstet sind – vor dem Hintergrund der Euro-7-Vorschläge ein interessantes Projekt. Inzwischen liegen erste Ergebnisse aus dem Realbetrieb vor.

Äußerlich sind die beiden eSprinter in zwei unterschiedlichen Radständen nicht von den anderen Elektro-Zustellfahrzeugen der Österreichischen Post zu unterscheiden. Der vordere Teil der Kabine ist im Post-typischen Gelb gehalten, der Rest des Fahrzeugs ist grün foliert, um den sauberen Elektroantrieb zu betonen.

Im wahrsten Sinne unter der Haube sind beide Fahrzeuge aber besonders: In das Frontmodul sind Feinstaubfilter integriert, die nicht nur die Außenluft reinigen sollen, sondern auch zur Reduzierung von Feinstaubemissionen des Fahrzeugs selbst beitragen sollen. Die Filtertechnik wurde von der Post in Kooperation mit dem deutschen Spezialisten Mann+Hummel entwickelt.

Erstmals vorgestellt wurde das Konzept der Filtertechnik im Oktober 2021, als Mercedes-Benz Vans selbst eine Studie namens „Sustaineer“ als Ausblick auf das Lieferfahrzeug der Zukunft präsentiert hatte. Damals hieß es, dass die Feinstaubfilter an Frontmodul und Unterboden die „Emissionen um über 50 Prozent kompensieren können“.

Für das Österreich-Projekt ist nur noch der Filter im Frontmodul an Bord, der Filter am Unterboden oder das Solar-Panel auf dem Dach der „Sustaineer“-Studie wurden in Graz nicht getestet. Der Umbau war aber recht einfach, da die technischen Lösungen der Studie von Anfang an „auf eine mögliche Serienreife hin konzipiert“ wurden.

Luftreiniger während der Fahrt und Ladevorgänge

Der Frontmodul-Filter holt in Kombination mit dem bereits im Fahrzeug vorhandenen Sauglüfter Feinstaub aus der Luft. Dank der Sauglüfter soll das Fahrzeug laut Mercedes auch bei niedrigen Geschwindigkeiten oder im Stand, etwa während des Ladevorgangs, Feinstaub aus der Umgebungsluft filtern.  Zudem ist das Fahrzeug mit einem Feinstaubsensor ausgestattet. Dieser misst die Feinstaubkonzentration in der Luft und kann entsprechend die Filtrationsleistung steuern. So lässt sich das Fahrzeug auch als mobile Messstation nutzen.

In Graz absolvieren die beiden Fahrzeuge ihre Routen im wöchentlichen Wechsel, um über die verbauten Feinstaubsensoren repräsentative Werte zur Feinstaubkonzentration zu ermitteln. Eine Route ist im Schnitt 53 Kilometer lang und führt vom Post-Logistikzentrum in Kalsdorf in die Grazer Innenstadt und zurück. Auf einer Tour liefert jeder der beiden eSprinter im Durchschnitt 160 Pakete aus und stoppt knapp 100 Mal, so Mercedes in einer Mitteilung.

Seit Beginn des Pilotprojektes im August waren die eSprinter an knapp 60 Tagen im Einsatz und haben jeweils rund 6.400 Milligramm Staub aus der Umgebungsluft gefiltert. Das Wichtige dabei: In den Fahrzeugen wird der Feinstaub wird quellennah, also dort, wo die Feinstaubemissionen entstehen, direkt wieder gefiltert. So können sie gar nicht erst in die Umgebungs- und somit Atemluft gelangen. Bereits nach wenigen Wochen Testbetrieb sei klar geworden, „dass der Einsatz der Filter in dieser urbanen Ausliefersituation ein geeigneter Anwendungsfall ist“, wie es in der Mitteilung heißt. Ebenfalls wichtig: Die Überprüfungen der Filter durch Mann+Hummel haben ergeben, dass die Filter unbeschädigt und nicht verformt sind – und somit weiter ihre volle Filter-Wirkung entfalten können.

Neben der Dauerhaltbarkeit der Filter werden im Rahmen des Pilotprojekts auch die Auswirkungen auf die Fahrzeuge analysiert. Durch Druckverlustmessungen wurde die Haltbarkeit der Filter bestätigt und ein Beladungszustand von 15 Prozent festgestellt – sie können also noch eine Weile eingesetzt werden, bevor sie ausgetauscht werden müssen.

Das Institut für Energie- und Umwelttechnik (IUTA) in Duisburg begleitet das Projekt wissenschaftlich. Die weitere regelmäßige Überprüfung der Filter vor Ort erfolgt durch Mercedes-Benz Vans und den Filtrationsspezialisten Mann+Hummel. Bisher gibt es keine Einschränkungen im Betrieb und um weitere Erkenntnisse zu sammeln, läuft das Pilotprojekt noch bis Mitte des Jahres 2023.
mercedes-benz.com

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