Audi baut ab 2029 in jedem Werk mindestens ein E-Modell
Audi hat unter dem Schlagwort „360factory“ seinen Plan für Produktion der Zukunft vorgestellt. Bis zum Ende dieses Jahrzehnts wird die Marke an allen Produktionsstandorten weltweit elektrisch angetriebene Modelle fertigen.
Hintergrund ist die Ankündigung von Audi, ab 2026 nur noch neue Modelle auf den Markt zu bringen, die rein elektrisch angetrieben sind und die Produktion der Verbrenner bis 2033 nach und nach auslaufen zu lassen. Eine Hintertüre hatten sich die Ingolstädter bei der Ankündigung jedoch für den chinesischen Markt offen gelassen: Dort rechne man mit anhaltendem Bedarf über 2033 hinaus, weshalb es dort ein Angebot von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren aus lokaler Produktion geben könnte.
In Europa soll es hingegen vollelektrisch werden. Aktuell produzieren zwei Audi-Standorte vollelektrische Fahrzeuge in Serie: die Böllinger Höfe (Neckarsulm) und Brüssel. In Brüssel wird der Q8 e-tron gebaut, in den Böllinger Höfen der e-tron GT. Die MEB-Modelle Q4 e-tron und Q4 Sportback e-tron werden bekanntlich nicht in einem Audi-Werk, sondern bei Volkswagen in Zwickau gebaut.
In Ingolstadt fährt laut der aktuellen Mitteilung ab 2023 mit dem Audi Q6 e-tron erstmals ein reines Elektromodell vom Band – Audi hält also am Zeitplan 2023 fest, während Porsche bereits im Juli für den E-Macan eine Verzögerung auf 2024 bestätigt hatte. Auch in Neckarsulm, San José Chiapa und Győr startet in den Jahren darauf sukzessive die Produktion reiner Elektroautos. Im Jahr 2029 werden alle Produktionsstandorte mindestens ein vollelektrisches Fahrzeug fertigen.
Audi setzt auf bestehende Werke
Konkrete E-Modelle für die Standorte, die heute noch kein BEV bauen, gibt Audi in der Mitteilung nicht an. Für das Hauptwerk in Neckarsulm gelten jedoch der A6 e-tron und das zugehörige Kombi-Modell als gesetzt. Wenn es bei der bisherigen Aufteilung der Werke bleibt, könnte im ungarischen Győr (aktuell A3) ein Kompakt-Modell gefertigt werden. Im mexikanischen San José Chiapa wird derzeit der Q5 für die Weltmärkte gebaut. Klar ist aber: Bis 2025 sollen alle Mitarbeitenden in den Produktionswerken weitergebildet werden, hierfür kalkuliert Audi in Budget von 500 Millionen Euro ein.
Audi gibt an, dass man „anders als viele Wettbewerber“ auf das bestehende Produktionsnetzwerk baue – BMW zieht etwa für die E-Modelle der „Neuen Klasse“ ein komplett neues Werk in Debrecen hoch. „Wir führen alle Standorte Schritt für Schritt in die Zukunft“, sagt Audi-Produktionsvorstand Gerd Walker. „Wir wollen keine singulären Leuchtturmprojekte auf der grünen Wiese. Wir investieren vielmehr in unsere existierenden Werke, so dass sie am Ende ebenso effizient und flexibel sind wie neu gebaute Produktionsstandorte, so genannte Greenfield-Werke.“
Die Produktion der verbleibenden Verbrennermodelle wird, „angepasst an die örtlichen Gegebenheiten“, bis Anfang des kommenden Jahrzehnts nach und nach auslaufen. Neue Werke entstehen ausschließlich dort, wo zusätzliche Kapazitäten benötigt werden: So baut Audi derzeit zusammen mit FAW im chinesischen Changchun eine Produktionsstätte für die lokale Fertigung von Elektromodellen auf Basis der Premium Platform Electric (PPE).
Der grundlegende Wandel in der Produktion beim Umstieg auf E-Autos soll Audi auch bei der Produktivität helfen. „Wir werden den Umstieg in die E-Mobilität nutzen, um über die notwendigen Umrüstungen auch große Produktivitäts- und Optimierungssprünge zu machen“, sagt Walker. Das für die Zukunft gewappnete Produktionsnetzwerk von Audi soll „wirtschaftlich, nachhaltig, attraktiv und flexibel“ sein. Konkret sollen die jährlichen Fabrikkosten bis 2033 um die Hälfte reduziert werden – etwa mit einer geringeren Komplexität der Fahrzeuge, aber auch mit einem digitalisierten und schlanken Produktionsprozess. So soll die Produktion schon „ganz früh in der Entwicklung der Fahrzeuge bedacht“ werden.
Wie Walker angibt, sollen die Produktionsprozesse weiter flexibilisiert werden. „Wir wollen sowohl Produkt als auch Fertigung so aufbauen, dass wir das Optimum für unsere Kund_innen herausholen“, sagt der Produktionsvorstand. Ein Beispiel: Das PPE-Modell Q6 e-tron soll in Ingolstadt gemeinsam mit den MLB-Modellen A4 und A5 auf einer Linie gebaut werden – um dann je nach Nachfrage die E-Produktion zulasten der Verbrenner erhöhen zu können.
audi-mediacenter.com
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