Konsortium um Daimler Buses entwickelt E-Reisebus-Antriebe

Ab dem Ende dieses Jahrzehnts will Daimler Buses mit seinen Marken Mercedes-Benz und Setra vollelektrisch angetriebene Reisebusse anbieten. Zur Beschleunigung der Entwicklung hat sich Daimler Buses mit Forschungsinstituten und Praktikern aus der Branche zum Projekt Electrified Coach zusammengeschlossen – griffig abgekürzt als ELCH.

Ziel des von der Bundesregierung geförderten Projekts ist die Entwicklung eines modular aufgebauten Antriebsstrangs einschließlich zweier Demonstrationsfahrzeuge in den kommenden vier Jahren, die im Anschluss unter realen Einsatzbedingungen erprobt werden sollen. Die Erkenntnisse aus dem Aufbau der Demonstrationsfahrzeuge sollen dann die Grundlage für die „Planung kostengünstiger Produktions- und Montageprozesse elektrisch angetriebener Reisebusse“ bilden, wie Daimler Buses mitteilt.

Auch wenn an vielen Stellen in der Mitteilung nur allgemein von „lokal emissionsfreien Reisebussen“ oder „vollelektrisch angetriebenen Reisebussen“ die Rede ist (was neben Batterie-elektrischen Antrieben auch die Brennstoffzelle einschließen würde) wird dennoch spezifiziert, dass im Rahmen des ELCH-Projekts ein Batterie-elektrischer Antrieb entwickelt werden soll. Das überrascht etwas, denn noch im Frühjahr hatte Konzernchef Martin Daum die Brennstoffzelle als favorisierte Lösung verkündet: „Definitiv im Reisebusverkehr auf der Langstrecke.“ Denn: Bei Zielen abseits der großen Verkehrsadern seien „Wasserstofftanks als Energiespeicher sinnvoller als Batterien“.

Nun werden zumindest im Rahmen des Forschungsprojekts Batterie-elektrische Reisebus-Antriebe untersucht. Zunächst wird in einer Konzeptphase im Modellversuch ein modular aufgebauter Antriebsbaukasten mit Blick auf Energieverbrauch, Reichweite, Fahrleistung und Batterielebensdauer untersucht. Hier wollen die Bus-Entwickler auch Synergien zu Komponenten aus dem Lkw-Bereich von Daimler Truck beachten. Auf Basis der Konzeptbewertung, in die neben dem Modellversuch auch Faktoren wie die Gesamtkosten, Umweltwirkung und die mögliche Integration in bestehende Betriebskonzepte einfließen, sollen dann zwei Prototypen-Antriebsstränge entwickelt und in Demonstrator-Fahrzeuge integriert werden.

Zuladung und Fahrgastkapazität sollen gleich bleiben

Die Vorgaben hierbei: Der Bauraum der Fahrzeuge soll so weit wie möglich den heutigen Dieselbussen entsprechen. Außer deren Reichweite sind der Erhalt von Fahrgastkapazität inklusive der Zuladung für das Reisegepäck wichtige Voraussetzungen für den Erfolg von E-Reisebussen. Dabei soll aber nicht nur der Antrieb selbst optimiert werden, sondern auch die Aerodynamik und das Gewicht der Fahrzeuge.

Konkrete Entwicklungsziele bei der Reichweite und Ladedauer gibt Daimler Buses in der Mitteilung nicht an. Da das unter anderem von Daimler Truck unterstützte Lkw-Ladenetz Milence ausdrücklich auch für Reisebusse gedacht ist, dürfte wohl der Ladestandard MCS gesetzt sein.

Eine wichtige Rolle werden die abschließenden Tests der Demonstrator-Fahrzeuge spielen, denn die Akzeptanz der Technologie hänge „maßgeblich von deren Eignung in der Praxis ab“. Die Versuchsfahrten sollen daher „auf realen Kundenzyklen“ basieren und die Grundlage Weiterentwicklung der Antriebsstränge hin zur Serienreife bilden.

„Wir freuen uns als einziger Omnibushersteller unsere Entwicklungskompetenz in das Projekt ELCH einbringen zu können“, sagt Michael Klein, Leiter Produktentwicklung und Produktion Daimler Buses. „Als technologischer Vorreiter der Branche gehen wir das Thema sowohl rasch als auch umfassend und praxisorientiert an.“

Partner des von Daimler Buses koordinierten Projekts sind das Karlsruher Institut für Technologie KIT, die Uni Mannheim, die TU Kaiserslautern und der Betreiber Flix mit seinen grünen Flix-Fernbussen.
daimlertruck.com

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