EKODA: Forschungsprojekt zur effizienteren Demontage von Autos
Fraunhofer-Forschende wollen im Projekt EKODA (Effiziente und wirtschaftliche kreislauforientierte Demontage und Aufbereitung) eine Alternative zur Verschrottung von Gebrauchtwagen oder Unfallautos entwickeln – nicht nur mit E-Antrieb. Denn diese werden oftmals mit hohem Energieaufwand verschrottet, selbst wenn viele Teile noch funktionsfähig sind.
In einem komplexen Testverfahren sollen laut der Mitteilung des Fraunhofer-Instituts für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU zunächst alle Komponenten untersucht werden. Ein Bewertungssystem gibt dann Empfehlungen, wie die Komponenten weiterverwendet werden könnten. Mit der Betrachtung und Analyse der Einzelkomponenten soll nichts weniger als das klassische Recycling des Gesamtsystems abgelöst werden, so das erklärte Ziel.
Das Konzept optimiere die Lebensdauer der einzelnen Teile und ermögliche den Aufbau einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft im Bereich der Mobilität, so das Fraunhofer IWU. Batterien, Getriebewellen oder Zahnräder könnten so auch in Anwendungen außerhalb des Automobils landen. Zu den Kernaufgaben des Projekts EKODA gehören im Bereich der Batterie die Demontage und die Analyse von Parametern wie Leistung, Ladezustand und Funktionstüchtigkeit.
Hierfür erfasst laut der Mitteilung zunächst ein Kamerasystem Typ, Modellbezeichnung, Leistungsklasse (in Kilowatt) und Seriennummer des aus einem Unfallwagen entnommenen Batteriepacks und gleicht diese mit einer internen Datenbank ab. Im nächsten Schritt wird die Abdeckung des Akkus halbautomatisch entfernt. Weitere Analysen folgen. Ein Messsystem erfasst den aktuellen Ladezustand, die Funktionsfähigkeit der Steuerelektronik sowie den Zustand der einzelnen Batteriezellen.
Aus den Daten erstellt eine vom Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU entwickelte Bewertungssoftware ein detailliertes Zustandsprofil, analysiert dieses und gibt Empfehlungen für die Weiterverwendung. Eine junge Batterie in gutem Zustand könnte demnach in einem Gebrauchtwagen verwendet werden, ein älterer Energiespeicher hingegen etwa in einer „kleineren landwirtschaftlichen Maschine“, so das Institut. „Sind mehrere Zellen defekt, könnte die Batterie im stationären Einsatz, etwa als Stromspeicher für eine Photovoltaikanlage im Eigenheim, noch gute Dienste leisten“, heißt es in der Mitteilung.
Nach demselben Prinzip sollen sich auch andere Autoteile prüfen und einer sekundären Verwendung zuführen lassen, so die Forschenden. „Entscheidend ist dabei eine sorgfältige, standardisierte und automatisierte Demontage der Einzelteile, die frühzeitig auf die mögliche Weiterverwendung der Komponenten zielt“, sagt Uwe Frieß, Abteilungsleiter Karosseriebau, Montage und Demontage am Fraunhofer IWU. „Wir wollen das klassische Recycling ablösen und betrachten jede Komponente eines Automobils als wertvolle Ressource – und zwar ganz unabhängig von ihrem aktuellen Einsatz in einem Auto. Darauf basierend arbeiten wir an einem Konzept, bei dem die einzelne Komponente auf ihre Eignung für die Weiter- oder Wiederverwendung in verschiedenen passenden Szenarien geprüft wird.“
Künftig sollen nicht nur technische Kriterien über die Ergebnisse der Analyse entscheiden. „Das Bewertungssystem, das wir aufbauen, ist als komplexes ganzheitliches System konzipiert. Es wird neben den technischen und ökonomischen Aspekten auch ökologische Kriterien gleichberechtigt miteinbeziehen. Ein Beispiel hierfür wären CO2-Emissionen oder Energieverbrauch, die bei der Weiterverwendung entstehen“, erklärt Patrick Alexander Schmidt, Forschender am Fraunhofer IWU. „Auch Schwankungen im Strompreis wird das Bewertungssystem dynamisch und tagesaktuell einberechnen.“
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