Mercedes baut eigenes HPC-Netz auf

Mercedes-Benz hat im Rahmen der CES weitreichende Pläne für den Aufbau eines eigenen globalen High-Power-Charging-Netzwerks in Nordamerika, Europa, China und anderen Kernmärkten angekündigt. Dabei nehmen die Stuttgarter aber nicht den Fernverkehr, sondern die Städte und Ballungszentren ins Visier.

Geplant ist der Bau von insgesamt mehr als 10.000 HPC-Ladern bis zum Ende dieses Jahrzehnts, wie es in der Ankündigung heißt. Denn dann will Mercedes-Benz wie berichtet überall dort, wo es die Marktbedingungen zulassen, vollelektrisch sein. Mit dem eigenen HPC-Netz will man nun eben jene Marktbedingungen selbst verbessern.

Das Konzept des HPC-Netzes wird sich aber zum Beispiel für Europa von Ionity unterscheiden, an dem Mercedes bekanntlich beteiligt ist: Die Schnellladehubs sollen in wichtigen Städten und Ballungszentren in der Nähe von Hauptverkehrsadern und verkehrsgünstigen Einzelhandels- und Dienstleistungsstandorten entstehen, einschließlich teilnehmender Autohäuser des Herstellers. Sie werden sich in erster Linie an Kundinnen und Kunden von Mercedes-Benz richten, die sich durch eine Reservierungsfunktion und „weitere Vorteile über einen bevorzugten Zugang“ freuen können, schreibt Mercedes in der Mitteilung.

Grundsätzlich werden die Ladeparks aber auch allen anderen Fahrzeugmarken mit „kompatibler Technologie“ offenstehen – hier spielen die Stuttgarter wohl auf die unterschiedlichen Ladestandards an, die in den einzelnen Märkten verbreitet sind. Damit geht Mercedes einen ähnlichen Weg wie Audi bei seinen Charging Hubs: Die Ladepunkte stehen öffentlich zur Verfügung, die eigenen Kunden bekommen aber Benefits wie die Reservierungsfunktion oder reduzierte Preise. Allerdings wird Mercedes wohl anders als Audi keine eigene Lounge für die HPC-Station anbieten – bei Ladeparks im Einzelhandel oder bei den eigenen Autohäusern wäre das wohl ohnehin nicht nötig.

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Auf der CES kündigte der Autobauer an, dass die Errichtung des eigenen HPC-Netzwerks noch in diesem Jahr in Nordamerika mit Kooperationspartnern wie MN8 Energy und ChargePoint beginnen wird. Bis 2027 soll in den USA und Kanada ein Netzwerk von insgesamt mehr als 400 Standorten mit mehr als 2.500 HPC-Ladern entstehen. Die Gesamtinvestitionskosten für das nordamerikanische Netzwerk werden sich auf etwas mehr als eine Milliarde Euro belaufen und in den nächsten sechs bis sieben Jahren umgesetzt. Das Kapital dafür stellen etwa je zur Hälfte Mercedes-Benz und MN8 bereit. Für Europa und China wurden noch keine Partner oder derart konkreten Zeit- und Ausbaupläne verkündet, zudem wird keine Gesamtinvestition genannt.

Je nach Region und Standort werden die Schnellladehubs vier bis zwölf und maximal bis zu 30 High-Power-Lader mit bis zu 350 kW Leistung bieten. Ein intelligentes Lademanagement soll es ermöglichen, jedes Fahrzeug mit seiner maximalen Kapazität zu laden. Zudem soll die „optimierte Architektur der Ladestationen“ viel Platz rund um das Fahrzeug bieten und ein ungehindertes Laden von beiden Seiten ermöglichen. Wo es möglich ist, werden die Ladepunkte laut der Ankündigung wettergeschützt überdacht.

Mercedes will Kunden Mehrwert bieten

Mercedes macht aber klar, dass es sich bei dem neuen Projekt um eine Ergänzung zu HPC-Angeboten geht, die auf den Fernverkehr abzielen. „Der Aufbau eines eigenen Ladenetzwerks zielt neben der laufenden Unterstützung von gemeinsamen Netzwerken wie Ionity auch darauf ab, die weltweite Verbreitung der Elektromobilität voranzutreiben“, heißt es in der Mitteilung.

Es ist allerdings kein selbstloser Akt zur Unterstützung der Elektromobilität. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben davon überzeugt, dass „dieser strategische Schritt die Benutzerfreundlichkeit und den Komfort seiner neuen Elektrofahrzeug-Generation erheblich verbessert und das Erlebnis, einen Mercedes-Benz zu besitzen, differenzieren und die vollelektrische Transformation beschleunigen wird“.

„Mercedes-Benz bietet in unseren Augen die besten Elektrofahrzeuge auf dem Markt an. Aber um den Wandel hin zur Elektromobilität zu beschleunigen, müssen wir sicherstellen, dass auch das Ladeerlebnis Schritt hält“, sagt Mercedes-CEO Ola Källenius. „Unsere Kundinnen und Kunden verdienen ein überzeugendes Laderlebnis, das den Besitz eines Elektrofahrzeugs und Langstreckenfahrten unkompliziert macht. Wir wollen nicht zusehen und abwarten, bis es gebaut ist. Daher errichten wir selbst ein globales Schnellladenetzwerk. Es soll für Besitzerinnen und Besitzer eines Mercedes-Benz ein weiteres Unterscheidungsmerkmal und für unser Unternehmen ein Vermögenswert mit Wertschöpfungspotenzial werden.“

Dabei soll den Mercedes-Kunden selbst ein manuelles Reservieren des Ladepunkts erspart bleiben: Im Fahrzeug kalkuliert die Navigation mit „Electric Intelligence“, wie Mercedes die Lade-Routenplanung nennt, die beste Strecke ans Ziel und plant nicht nur (wie in den aktuellen Modellen) die Ladestopps ein, sondern reserviert wenn möglich auch die Ladesäulen im Voraus. Das System kennt die Auslastung an den einzelnen Standorten und sorgt zur gewünschten Zeit für einen sofortigen Zugang zum reservierten Ladepunkt. Vor Ort soll dann per Plug & Charge auch die Authentifizierung und Abrechnung automatisch erfolgen – nur noch das Kabel einstecken müssen die Kunden selbst.
mercedes-benz.com

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