Fast 233.000 neue Elektro-Pkw in deutschen Flotten in 2022
Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) hat einige weitere Statistiken zu den Fahrzeug-Neuzulassungen 2022 veröffentlicht. Demnach entfiel fast die Hälfte der BEV-Zulassungen auf gewerbliche Kunden – etwas weniger als im Vorjahr. 2023 dürfte bei den gewerblichen BEV-Zulassungen ein interessantes Jahr werden.
Von den wie berichtet 470.559 Elektro-Pkw, die 2022 erstmals in Deutschland zugelassen wurden, ist laut der jüngsten KBA-Veröffentlichung bei 232.979 Neuzulassungen ein Unternehmen als Halter eingetragen. Das ergibt 49,5 Prozent – bei 237.274 Neuzulassungen ist eine Privatperson im Fahrzeugschein als Halter eingetragen, was im vergangenen Jahr mit 50,5 Prozent knapp der Mehrheit entsprach. Weniger als 5.000 Elektroautos haben – zumindest in der Statistik – den Unterschied ausgemacht. In der Praxis dürfte es anders aussehen, da Selbständige und kleinere Unternehmen ihre Fahrzeuge mitunter privat zulassen – und diese somit zu den privaten anstelle der gewerblichen Zulassungen gezählt werden.
In 2021 hatten mit 178.373 zu 177.388 Neuzulassungen noch die Gewerbekunden in der BEV-Statistik die Nase vorne – mit 50,1 zu 49,9 Prozent. Was in 2022 zu der Trendwende geführt hat, lässt sich anhand der KBA-Daten nicht sagen. Dass die Abschmelzung des Umweltbonus zum Jahreswechsel eher Privatkunden zu einem (vorzeitigen) Fahrzeugkauf bewogen hat, kann einer der Gründe sein.
Der Fuhrpark-Spezialist Dataforce macht für die vor allem zum Jahresende sehr guten Zahlen vor allem solche Vorzieheffekte verantwortlich. „Durch die Reduzierung des Umweltbonus von 6.000 auf 4.500 Euro Bundesanteil für Elektroautos und den Wegfall der Prämie für Plug-In Hybride gaben die Hersteller alles, um ihre Steckerfahrzeuge noch 2022 zum Kunden zu bringen“, schreiben die Dataforce-Experten in einer Analyse. Dataforce hat im Vergleich der Dezember-Zahlen von 2022 mit den „Vor-Corona-Jahren (2016-2019)“ rund 41.000 vorgezogene Fahrzeuge errechnet– davon 14.599 im relevanten Flottenmarkt. So sei in dem Dezember-Vergleich der Flottenmarkt um 52 Prozent gestiegen, der Privatkundenmarkt um 28 Prozent.
Zu einem Teil der gewerblich zugelassenen Elektroautos gibt es weitere Angaben: Laut dem KBA entfielen satte 48.025 E-Autos auf den Kfz-Handel, 13.742 auf die Kfz-Hersteller und immerhin 27.461 E-Autos wurden von Kfz-Vermietungen zugelassen. Zum Vergleich: 2021 lagen die Zulassungen von Handel und Hersteller fast auf vergleichbarem Niveau. Auf Kfz-Vermieter wurden damals nur 11.816 E-Autos neu zugelassen. Dieses Segment ist also um 132 Prozent gewachsen – wer die Ankündigungen der Unternehmen in unserem Fleet-Newsletter verfolgt hat, konnte so eine Entwicklung absehen. Die Anbieter selbst wollen sauberer werden und die Kunden fragen auch vermehrt E-Mietwagen nach.
Interessant ist auch ein Blick in die PHEV-Spalte der KBA-Tabelle, denn dort sieht das Verhältnis zwischen privaten und gewerblichen Haltern bei den Neuzulassungen ganz anders aus. Mit 244.460 zu 117.280 entfallen recht genau zwei Drittel (oder konkret 67,5 Prozent) auf gewerbliche Halter. Pikant: Kfz-Handel und Kfz-Hersteller haben in 2022 mehr PHEV zugelassen als BEV. Bei den Vermietern war es anders herum: Hier wurden nur 24.037 PHEV vom KBA erfasst.
Diese Zahlen, besonders der hohe PHEV-Anteil bei den gewerblichen Haltern, zeigen auch, dass der Flottenmarkt etwas anders tickt als jener für Privatkunden: Lässt man die Brennstoffzellenautos für eine Sekunde außen vor (gleich dazu mehr), lag das Verhältnis bei den 354.661 elektrifizierten Privat-Pkw bei 66,9 zu 30,1 Prozent BEV zu PHEV. Bei den Gewerbekunden mit insgesamt 478.167 elektrifizierten Neuzulassungen waren nur 48,7 Prozent ein BEV, 51,3 Prozent hatten nur einen teilelektrischen Antrieb.
In der Verbrenner-Vergangenheit war es oft so, dass die in der Anschaffung etwas teureren Diesel nach der Leasingdauer von 12 bis 36 Monaten als junge Gebrauchte auf dem Gebrauchtwagenmarkt landeten – und dann auf diesem Weg in die Hände von Privatkunden gekommen sind. Ob sich das auch bei Batterie-elektrischen Autos und Plug-in-Hybriden so einspielen wird, ist offen – die private Nachfrage nach gebrauchten PHEV in 2025 ist nur schwer zu prognostizieren.
Blicken wir noch kurz auf die KBA-Statistik zu den Brennstoffzellenautos (FCEV). Hiervon wurden in 2022 835 Fahrzeuge neu zugelassen. Gerade einmal 107 davon wurden auf Privatpersonen eingetragen (mit der erwähnten Unschärfe bei Selbstständigen und Kleingewerbe), 728 FCEV hingegen auf Unternehmen – oder 87,2 Prozent. Dabei wiederum auffällig: 289 FCEV wurden vom Kfz-Handel zugelassen, das ist mehr als ein Drittel aller Brennstoffzellen-Neuzulassungen. Die Hersteller (28) und Vermieter (20) kommen da auf deutlich geringere Stückzahlen. Bei den Brennstoffzellen-Pkw war also auch 2022 der Markt von Unternehmen geprägt, eine private Nachfrage existiert bei der beschränkten Modellauswahl und dem kleinen, aber wachsenden Tankstellennetz kaum.
kba.de (Download Tabelle FZ28), Info per E-Mail (Dataforce)