Langsamer Ausbau: Erst 58 Laternenlader in Berlin in Betrieb
Die Umsetzung des Plans, in Berlin über 1.000 Laternenladepunkte zu errichten, verläuft offenbar sehr schleppend und teilweise am Bedarf vorbei. Laut einem Medienbericht sind bislang nur 58 Exemplare installiert – 48 in Steglitz-Zehlendorf und zehn in Marzahn-Hellersdorf.
Das berichtet die „Berliner Zeitung“ unter Berufung auf Angaben der zuständigen Senatsumweltverwaltung. Laut internen Plänen der Verwaltung soll „bis zum Sommer eine dreistellige Anzahl an Laternenladepunkten“ installiert sein. Insgesamt sei nun auch nur noch von bis zu 1.000 Ladepunkten die Rede, deren Einrichtung bis Ende 2023 „angestrebt“ werde, heißt es in dem Artikel.
Kurz zur Einordnung: Shell-Tochter Ubitricity gewann im Frühjahr 2022 die öffentliche Ausschreibung zur Installation von mindestens 200 Laternenladepunkten in Berlin. Dieser Auftrag war Teil der erneuten Ausschreibung über 1.000 Ladepunkte im November 2020, nachdem die erste Ausschreibung wie erwähnt gescheitert war. Das Vorhaben wird im Rahmen des Sofortprogramms Saubere Luft öffentlich gefördert. Gemäß dessen Verlängerung (Projektschluss war eigentlich Ende 2022) können bis Ende 2023 bis zu 800 weitere – also insgesamt bis zu 1.000 Laternenladepunkte – aufgestellt werden, allen voran in den Außenbezirken Berlins. Das gesamte Projekt firmiert unter dem Forschungstitel EIMobileBerlin.
Um die Beschaffung, Errichtung und den Betrieb der Laternenlader kümmert sich Ubitricity. Die Shell-Tochter setzt dabei auf ihren Ladepunkt „Heinz“, der 3,7 kW liefert und zusammen mit Ebee explizit für den deutschen Markt entwickelt wurde. Laut „Berliner Zeitung“ beläuft sich der Auftragswert auf bis zu sieben Millionen Euro. Der Aufbau sollte eigentlich im zweiten Quartal 2022 starten. Der erste Laternen-Lader wurde aber erst im Juli 2022 eingeweiht. Neben Steglitz-Zehlendorf und Marzahn-Hellersdorf sollen einer offiziellen Mitteilung zufolge dieses Jahr bis zu 150 Laternenladepunkte im Bezirk Treptow-Köpenick entstehen. Auch in Reinickendorf ist der Roll-out der Ladesäulen geplant.
Auf Nachfrage der „Berliner Zeitung“ werden als Gründe für den langsamen Aufbau Senats-seitig die Vielzahl zu involvierender Akteure, das insgesamt sehr hohe Netzanschlussaufkommen in Berlin, der allgemein hohe Krankenstand auf allen Seiten und witterungsbedingte Einschränkungen beim Tiefbau genannt. Und: Es handele sich um „ein anspruchsvolles Pilotprojekt mit technischen, regulativen und logistischen Herausforderungen.“ Der Ausbau erfolge derzeit allmählich, aber kontinuierlich.
Ubitricity klagt nach Angaben der Zeitung seinerseits über aufwendige Abstimmungen und lange Wartezeiten (etwa bei der Freigabe durch den Stromnetzbetreiber). Außerdem sollen sich viele Laternenmasten als untauglich herausgestellt haben, sodass Adapter entwickelt bzw. alte Betonmasten ausgetauscht werden müssen.
Als Kritik geht aus dem Bericht der „Berliner Zeitung“ zudem hervor, dass die Laternenladepunkte im Bezirk Marzahn-Hellersdorf ausgerechnet in einer Gegend mit hohem Eigenheim-Anteil installiert worden sein sollen. Gedacht ist diese Art der Ladeinfrastruktur bekanntlich vor allem für das langsame öffentliche Laden über Nacht für Anwohner, die keine eigene Wallbox installieren können.
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