Britishvolt meldet Insolvenz an
Das Batterie-Startup Britishvolt muss Insolvenz anmelden und hat mit sofortiger Wirkung die meisten seiner Mitarbeiter entlassen. Wie mehrere britische Medien berichten, sind Verhandlungen mit mehreren potenziellen Investoren zur Rettung des Unternehmens gescheitert.
Britishvolt habe am Dienstag die Bestellung eines Insolvenzverwalters beantragt, schreiben unter anderem der „Guardian“ und die BBC. Diese Aufgabe übernimmt die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY. Diese wird nun das Vermögen des Unternehmens bewerten, um die Gläubiger zu bezahlen, und die Geschäfte von Britishvolt anschließend abwickeln.
Da bereits von einer Abwicklung des Unternehmens die Rede ist, dürfte die Wahrscheinlichkeit, dass die geplante Batteriefabrik in Blyth tatsächlich fertiggestellt wird, derzeit eher gering sein. Zumal wie erwähnt die Mehrheit der etwa 300 Mitarbeitenden des Unternehmens umgehend entlassen wurden.
Berichte über eine schwierige Finanzlage bei Britishvolt gab es bereits seit Monaten. Im August zog sich Gründer und CEO Orral Nadjari zurück – offiziell, um den Weg für die „nächste Phase“ des Projekts freizumachen. Der „Guardian“ berichtete aber bereits im Sommer unter Berufung auf eine interne Präsentation, dass die Bauarbeiten auf dem Gelände in Blyth bis Februar stark eingeschränkt werden sollen, um wegen fehlender Finanzmittel die Ausgaben zu minimieren. Als dann die britische Regierung Ende Oktober einen Finanzierungsvorschuss über 30 Millionen Pfund ablehnte, verdichteten sich die Hinweise, dass Britishvolt bald Insolvenz anmelden müsse. Anfang November konnte das Unternehmen zwar „die notwendigen kurzfristigen Investitionen“ sichern. Aber Britishvolt gab selbst an, dass dies sogar mit einer freiwilligen Gehaltskürzung für den November nur eine Überbrückung sei.
Last-Minute-Übernahme ist gescheitert
Selbst als Britishvolt in diesem Januar bereit war, die Mehrheit der Anteile an Investoren zu veräußern, konnte das potenzielle Geldgeber offenbar nicht endgültig überzeugen. Um welche Summen es dabei ging, ist aber nicht bekannt. Die gesamten Baukosten für die Zellfabrik wurden bisher mit 3,8 Milliarden Pfund (derzeit 4,33 Milliarden Euro) beziffert. Wie der „Guardian“ nun schreibt, war einer der möglichen Investoren der in Großbritannien ansässige Private-Equity-Investor DeaLab, der gemeinsam mit dem Metallunternehmen Barracuda wohl bis zu 160 Millionen Pfund zuschießen wollte. Aber auch ein Konsortium aus Indonesien war Teil der Verhandlungen.
Nicht näher genannte Quellen gaben gegenüber der britischen Zeitung an, dass aber die bestehenden Investoren, die sich um eine Sicherung ihrer bisherigen Finanzbeteiligungen bemühten, näher an einem Deal gewesen seien als die neuen Interessenten. Klar ist: Zu einer Einigung ist es mit keiner der Parteien gekommen.
EY teilte bereits mit, dass das Unternehmen „aufgrund unzureichender Eigenkapitalinvestitionen sowohl für die laufende Forschung als auch für die Entwicklung seiner Standorte in den Midlands und im Nordosten Englands“ in die Insolvenz gegangen sei. In dem Werk hätten bis zu 3.000 Arbeitsplätze entstehen sollen.
Für die eMobility-Pläne der britischen Regierung ist das wahrscheinliche Ende des Projekts ein herber Rückschlag. Ohne Britishvolt bleiben derzeit nur die Pläne des chinesischen Unternehmens Envision AESC, eine große Batteriefabrik neben dem Nissan-Werk in Sunderland zu bauen. Diese soll nicht nur Nissan, sondern auch weitere Autobauer mit Batteriezellen versorgen – etwa Jaguar Land Rover. Dessen Eigentümer, die indische Tata Group, hatte kürzlich angekündigt, den Bau einer europäischen Batteriefabrik zu erwägen, was mit Blick auf die JLR-Werke vor allem in England Sinn ergeben würde.
Eine Reaktion der bisherigen Partner von Britishvolt – etwa Lotus, Aston Martin oder auch der deutsche Maschinenbauer Manz als Zulieferer für Teile der Produktionstechnik – ist noch nicht bekannt.
theguardian.com, bbc.com