Konsortium diagnostiziert häufigste Fehler beim Laden

Bild: Daniel Bönnighausen

Im 2021 gestarteten Projekt „Wirkkette Laden“ haben Akteure aus Wirtschaft und Wissenschaft Fehlerquellen beim Laden von E-Fahrzeugen diagnostiziert und darauf basierend einen Maßnahmenkatalog für eine nutzerfreundlichere öffentliche Ladeinfrastruktur erstellt.

Was verhindert zuverlässiges, reibungsloses Laden von E-Fahrzeugen? Diese Frage diente dem Konsortium unter Führung der CCS-Initiative CharIN (Charging Interface Initiative) als Ausgangsfragestellung im Mitte 2021 gestarteten Projekt „Wirkkette Laden“. Seinerzeit konstatierten die Initiatoren, dass die zahlreichen Marktteilnehmenden zusammen eine reibungslos funktionierende Wirkkette bilden müssten, damit Fahrzeuge zuverlässig geladen werden können. „Das funktioniert nicht in allen Fällen. In zehn bis 15 Prozent der Fälle kann ein Fahrzeug, das einen Ladepunkt angefahren hat, dort nicht geladen werden“, vergegenwärtigten sie seinerzeit.

Auf Basis von Daten realer Ladevorgänge ermittelten die Beteiligten seitdem, welche Fehler und Fehlerursachen am häufigsten entlang der „Wirkkette Laden“ vorkommen. Dies wurde mit Erkenntnissen aus Reallabor-Versuchen mit Probanden in München und Hamburg ergänzt. „61 Personen, die ein Elektrofahrzeug nutzen, dokumentierten sechs Monate lang ihre Ladevorgänge. Hierzu standen verschiedene Fahrzeugmodelle unterschiedlicher Hersteller und Ladestationen von 11 kW bis 350 kW Leistung bereit“, heißt es in einer aktuellen Mitteilung zum Projektabschluss.

In einem weiteren Schritt analysierte das Konsortium die Qualität von Normen und Vorgaben, die die Schnittstellen des gesamten Ladevorgangs jeweils spezifizieren. Neben Konsortialführer CharIN waren an dem Projekt die Uni Stuttgart, das Fraunhofer IAO, ABB, Stromnetz Hamburg, BMW, EWE, EcoG, Digital Charging Solutions und Ionity als Partner beteiligt. Als Koordinatoren agierten die NOW GmbH des Bundes und Projektträger Jülich. Die Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur unter dem Dach der NOW GmbH unterstützte das Projekt zudem inhaltlich. Öffentlich gefördert wurde die „Wirkkette Laden“ mit insgesamt 1,1 Millionen Euro.

Ein Ergebnis des Projekts ist, dass in 44 Prozent der Fälle das technische Problem im „Ökosystem Laden“ an der Ladestation selbst verortet werden konnte. Dieses Ökosystem besteht aus etlichen Schnittstellen, die sich zwischen dem Aufsuchen einer Ladesäule via App über das Laden bis hin zum Bezahlvorgang zwischen Kunden, Geräteherstellern, Ladestationsbetreibern, Netzwirtschaft und Fahrstromanbietern ergeben.

Gebündelt wurden die Erkenntnisse aus dem Projekt nun in einem verbindlichen Maßnahmenkatalog namens „12 Gestaltungsprämissen für öffentliche Ladestationen“. Dieser führt sechs „obligatorische“ und sechs „empfohlene“ Prämissen auf. Eine Basisprämisse ist etwa die einheitliche Verwendung des individuellen EVSE-Identifikationscodes, mit dem jede Station versehen ist, bzw. eines Teiles davon (EVSE steht für Electric Vehicle Supply Equipment). Die Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur gibt bereits an, die Umsetzung des Maßnahmenkatalogs beim Masterplan Ladeinfrastruktur II berücksichtigen zu wollen.

„Durch die sektorübergreifende gute Zusammenarbeit der Projektpartner konnten die Schnittstellen des Ökosystems Laden definiert werden. Mit der Weiterentwicklung der Lade-Use-Cases und den Anforderungen an eine ideale Ladestation wurden die Grundlagen für eine kontinuierliche Verbesserung des Ladeerlebnisses geschaffen. Jetzt gilt es, die spezifizierten Umfänge in den geeigneten Gremien zu vereinbaren und die identifizierten Handlungsfelder über Folgeprojekte adäquat zu adressieren“, äußert CharIN-Vorsitzender Claas Bracklo.

CharIN nahm in seiner Position als Konsortialführer die Rolle als neutrale Schnittstelle zu allen Akteuren ein. Die Initiative ist ein eingetragener Verein mit mittlerweile mehr als 200 Mitgliedern. Oberste Priorität hat bei CharIN die Verbreitung des Combined Charging System (CCS) als globaler Standard für E-Fahrzeuge aller Art, daneben beschäftigt sich der Verein mit spezielleren Themen, etwa V2G, der Entwicklung eines Lkw-Ladestandards oder Plug&Charge.
now-gmbh.de, nationale-leitstelle.de

4 Kommentare

zu „Konsortium diagnostiziert häufigste Fehler beim Laden“
Sig
23.01.2023 um 07:21
es wurde also das bestehende System untersucht. Überall Langsam Laden, z.B. an Bahnparkplätzen? Bezahlen wie beim Tanken oder anderen Automaten? wäre ein guter Zusatz .
Titan
24.01.2023 um 09:40
Preis ausweisen EC, KRedit oder NFC Karte/Handy dran halten Einfach LADEN Aber selbst das bekommen #Wissing und #Buschmann nicht auf die Reihe
gerd
24.01.2023 um 10:27
Ramsauer, Dobrint und Scheuert nicht vergessen! Wäre das Stromgeschäft ein Markt, würden sich die Markt-Teilnehmer darum kümmern. aber ja Dieser Markt...
Dieter Schleenstein
24.01.2023 um 20:17
Aus Nutzersicht alles vergebliche Liebesmüh. Das Haupthindernis sind Fahrzeuge, die an der Ladestation parken, aber nicht laden. Ein zweites Hindernis ist ein nicht verriegelter Stecker, kommt bei HPC-Ladern häufiger vor. Das dritthäufigste Hindernis ist der Abbruch, dafür kommen unterschiedlicher Fehler in Betracht. Das vierthäufigste ist die Störung der Ladestation, das wird häufig nicht erkannt, deshalb auch nicht zeitnah behoben und auch nicht gemeldet. Hitzeausfälle hatten wir im letzten Jahr häufig, die Reparaturzeiten konnte man in Monaten rechnen.

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