ZeroAvia: BZ-Erstflug mit umgerüsteter Dornier 228
Das auf elektrische Flugzeugantriebe spezialisierte Unternehmen ZeroAvia hat den erfolgreichen Erstflug einer auf Wasserstoff-Brennstoffzellenantrieb umgerüsteten Dornier 228 durchgeführt. Der Flug am Cotswold Airport im englischen Gloucestershire dauerte rund zehn Minuten.
Einer offiziellen Unternehmensmitteilung zufolge umfasste der Flug eine Rollphase, den Start, eine Platzrunde und die Landung. Alle Systeme hätten wie erwartet funktioniert, erklärt ZeroAvia.
Der im Rahmen des Projekts HyFlyer II entwickelte Flieger ist laut ZeroAvia das bisher größte Wasserstoff-elektrische Flugzeug weltweit. Dem Jungfernflug sollen nun eine Reihe weiterer Testflüge folgen. Im September 2020 gelang ZeroAvia im Rahmen des Vorgängerprojekts HyFlyer I bereits der Erstflug eines sechssitzigen H2-Flugzeugs auf Basis einer umgerüsteten Piper, gefolgt von gut 30 weiteren Flügen. Bereits damals wurde angekündigt, im nächsten Schritt ein Flugzeug mit zehn bis 20 Plätzen umrüsten zu wollen.
Seitdem widmen sich die Entwickler im HyFlyer-II-Programm der Umrüstung zweier 19-sitziger Flugzeuge des Typs Dornier 228. Je ein Exemplar ist dazu in Großbritannien und in den USA stationiert. Beide Flugzeuge waren bereits zuvor im kommerziellen Regionalverkehr unterwegs. Bei der Dornier 228 handelt es sich um eine zweimotorige Turboprop, die von dem deutschen Hersteller Dornier zwischen 1981 und 1998 in Oberpfaffenhofen gebaut wurde. Damit wird sich der auf den Brennstoffzellen-Antrieb umgebaute 19-Sitzer von der einmotorigen Piper unterscheiden. ZeroAvia gibt für die neue Antriebseinheit 600 kW Leistung an, während es bei der Piper noch 250 kW waren.
Der Jungfernflug mit dem Dornier-228-Testflugzeug erfolgte nun sozusagen in einer teilumgerüsteten Phase. So hob das Flugzeug mit dem neuentwickelten H2-Antriebsstrang in Originalgröße am linken Flügel, aber noch einem konventionellen Triebwerk (Honeywell TPE-331) am rechten Flügel ab. Zudem waren die H2-Tanks und BZ-Stromerzeugungssysteme in der Kabine untergebracht – und nicht wie später beabsichtigt externe Speicher. In zertifizierungsfähiger Konfiguration soll das Flugzeug aber noch im laufenden Jahr fertiggestellt werden.
Der 19-Sitzer wird künftig also über zwei 600-kW-Einheiten verfügen, die anstelle der Turbinen an den Flügeln montiert sind. Die Wasserstoff-Tanks sollen bis zu 100 Kilogramm komprimierten Wasserstoff speichern können. Für den geplanten Start des kommerziellen Betriebs im Jahr 2025 will ZeroAvia mit dieser Wasserstoff-Menge auf eine Reichweite von „zunächst 300 Meilen“ kommen, etwa 480 Kilometer. In früheren Mitteilungen sprach der Entwickler noch von angestrebten 500 Meilen.
Als mittel- und langfristige Strategie führt ZeroAvia zwar an, zunächst an zehn- bis 20-sitzigen Flugzeugen arbeiten zu wollen. Mit einer vor gut einem Jahr abgeschlossenen Finanzierungsrunde im Höhe von 35 Millionen US-Dollar zielt ZeroAvia aber bereits auf das daraufhin folgende Segment der 40- bis 80-sitzigen Flugzeuge ab. „Und zwar auf Turboprop-Flugzeuge bis 2026 und Regionaljets bis 2028“, wie das Unternehmen seinerzeit schrieb.
Aber alles zu seiner Zeit. Val Miftakhov, Gründer und CEO von ZeroAvia, will nun zunächst den Jungfernflug gewürdigt wissen: „Dies ist ein bedeutender Moment, nicht nur für ZeroAvia, sondern für die gesamte Luftfahrtindustrie, denn er zeigt, dass der echte emissionsfreie kommerzielle Flug nur noch wenige Jahre entfernt ist.“ Der Erstflug des 19-sitzigen Flugzeugs zeige, wie skalierbar die ZeroAvia-Technologie sei und unterstreiche den raschen Fortschritt bei der Entwicklung des emissionsfreien Antriebs.
zeroavia.com
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