Tesla verdoppelt Gewinn in 2022 / Ziel: 1,8 Mio BEV für 2023
Tesla hat 2022 seinen Gewinn auf 12,6 Milliarden Dollar mehr als verdoppelt. Im Geschäftsbericht erregen neben mehreren Finanz-Bestmarken auf Quartals- und Jahresebene aber vor allem zwei News Aufmerksamkeit: Der Cybertruck soll noch 2023 in Produktion gehen und Tesla bereitet eine „Fahrzeugplattform der nächsten Generation“ vor.
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Blicken wir zunächst auf die Bilanzen: Gut 1,3 Millionen Fahrzeuge hat Tesla 2022 ausgeliefert – ein Rekord, der sich in den Geschäftszahlen des kalifornischen Elektroautobauers natürlich widerspiegelt: Mit 81,46 Milliarden Dollar Umsatz und 12,6 Milliarden Dollar Gewinn geht 2022 bei Tesla als weiteres Wachstumsjahr in die Annalen ein. Die Kalifornier betonen zwar, dass die makroökonomische Lage aktuell und in naher Zukunft große Herausforderungen aufwirft. In der Bilanz für 2022 schlagen sich die steigenden Energiekosten und Zinsen auf den ersten Blick aber nicht auffällig nieder. Der E-Autobauer vergrößert sein Geschäft auf 81,46 Milliarden Dollar, ein Plus von 51 Prozent zu den 53,82 Milliarden Dollar Umsatz aus dem Vorjahr. Von den 81,46 Milliarden Dollar entfielen 2022 71,46 Milliarden Dollar auf die Autosparte.
Den Jahresgewinn konnte Tesla 2022 mehr als verdoppeln – von 5,52 Milliarden Dollar im Vorjahr auf nun 12,56 Milliarden Dollar. Noch 2019 schrieben die US-Amerikaner rote Zahlen. Das muss man sich immer mal vergegenwärtigen. Besonders hervor hebt das Unternehmen die operative Marge, die für das Gesamtjahr mit 16,8 Prozent in der Tat hoch ausfällt (2021: 12,1 Prozent). Es sei die höchste unter den Volumenherstellern, äußert das Unternehmen in seinem Geschäftsbericht selbstbewusst – und solle dies auch bleiben. Aber zum Ausblick später.
Die Einnahmen aus CO2-Zertifikaten beliefen sich 2022 auf 1,78 Milliarden Dollar und gewannen somit wieder leicht an Relevanz (+21 Prozent zu 2021). Aber auch ohne den Beitrag der „regulatory credits“ hätte ein Gewinn von knapp elf Milliarden Euro in den Büchern gestanden.
Bestwerte im vierten Quartal
Das vierte Quartal hat zu diesen Jahresresultaten am meisten beigetragen: 24,32 Milliarden Dollar Umsatz (+37 Prozent zu Q4/2021), davon 21,31 Milliarden Dollar aus dem Automobilgeschäft, bedeuteten ebenso eine neue Bestmarke wie 3,69 Millionen Dollar GAAP-Überschuss, ein Anstieg um 59 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreswert. Die operative Marge erreichte zwischen Oktober und Dezember mit 16 Prozent nicht ganz die jüngsten Ausreißer nach oben. In Q1/2022 kletterte sie auf 19,2 Prozent, in Q3/2022 auf 17,2 Prozent – sonst lag sie zuletzt recht konstant bei knapp 15 Prozent.
Tesla zufolge haben die steigenden Fahrzeug-Auslieferungen einen wesentlichen Anteil am Wachstum. Die Produktions- und Auslieferzahlen für das vierte Quartal 2022 und somit auch für das Gesamtjahr sind seit Anfang des Monats publik: Demnach lieferte der Hersteller in Q4/2022 405.278 Fahrzeuge aus und steigerte so die Auslieferungen im Gesamtjahr auf 1.313.851 Fahrzeuge – ein Plus von 40 Prozent gegenüber 2021. Die Produktion legte sogar um 47 Prozent zu (Q4/2022: 439.701 Fahrzeuge, Gesamtjahr 2022: 1.369.611 Fahrzeuge).
Daran zeigt sich: Die 2022 in Betrieb gegangenen Fabriken in Texas und Brandenburg steuern zunehmend steigende Stückzahlen zum Gesamtergebnis bei. In der Giga Berlin gebaute Fahrzeuge (Model Y) wurden bekanntlich im vergangenen März erstmals ausgeliefert, bei der Giga Texas war das im April der Fall. Zu beiden Standorten schreibt Tesla jetzt im Geschäftsbericht, dass jeweils gegen Ende des Jahres eine Produktionskapazität von 3.000 Fahrzeugen pro Woche erreicht worden sei. Noch besser hätten die Jahreszahlen sicher ausfallen können, hätte die Covid-Pandemie nicht Einschränkungen in China hervorgerufen. Im zweiten Quartal gab es bekanntlich wegen anhaltender Probleme mit den Lieferketten und der vorübergehenden Schließungen des Werks in Shanghai eine Delle in der Statistikkurve.
Shanghai blieb dennoch Teslas Output-stärkstes Werk. 2022 setzten die US-Amerikaner 710.865 in China gebaute Fahrzeuge ab – 439.770 blieben im Inland, 271.095 gingen in den Export. Der relative Zuwachs von 2021 auf 2022 beträgt 67 Prozent. Der Hersteller spricht davon, dass die Fabrik „annäherend an der Kapazitätsgrenze betrieben worden sei“.
Etwas Luft ist bei den Gesamt-Fahrzeugzahlen jedoch noch nach oben, denn zur maximal möglichen Auslastung macht Tesla folgende, seit dem Sommer weitgehend unveränderte Übersicht geltend: Die Fabriken Grünheide und Texas sollen je 250.000 Einheiten beitragen können, Shanghai 750.000 Einheiten und Fremont 650.000 Einheiten – in Summe kommt man so auf bis zu 1,9 Millionen Autos pro Jahr. Die künftigen Modelle Cybertruck, Semi, Roadster 2, „Robotaxi und andere“ sind darin noch nicht berücksichtigt. Den Cybertruck, der in Texas vom Band laufen wird, bestätigen die Kalifornier nun aber explizit noch für dieses Jahr. Der Semi ist zwar bereits in Pilotproduktion, offenbar aber in noch irrelevanter Stückzahl. Jedenfalls nennt Tesla zum jetzigen Zeitpunkt keine Kapazitäten für den E-Lkw, der ganz frischen Infos zufolge in Nevada hergestellt wird.
Wesentlich relevanter für den Volumenmarkt dürfte unterdessen ein anderer Satz im Geschäftsbericht sein: „Unsere Fahrzeugplattform der nächsten Generation befindet sich in Entwicklung“, äußert Tesla. Details dazu sollen beim Investoren-Tag am 1. März enthüllt werden. Es handelt sich konkret um die dritte Generation der Plattform, die unter anderem die Herstellungskosten nach unten drücken soll.
Mehrere strategische Weichenstellungen sind Tesla darüber hinaus im Geschäftsbericht eine ausführlichere Erwähnung wert. So skizziert der Autobauer, wie seine bereits vor einigen Monaten publik gemachte Neustrukturierung der Logistik Früchte trägt. Ballten sich die Auslieferungen bisher stets am Ende jedes Quartals, hat dieser Druck nun etwas nachgelassen: von 71 Prozent der Q2-Auslieferungen im dritten Quartalsmonat hin zu 64 Prozent und 51 Prozent in Q3 und Q4. Hintergrund dieser Änderung ist, dass es durch steigende Produktionsvolumina zunehmend schwieriger wurde, zum jeweiligen Quartalsende „Fahrzeugtransportkapazitäten zu angemessenen Kosten zu sichern“. Die Kehrseite der Medaille ist, dass aktuell die Diskrepanz zwischen produzierten und ausgelieferten Fahrzeugen recht hoch ausfällt.
Interessant auch: Ein für die neuen Rekord-Finanzzahlen begünstigender Faktor war auch in Q4/2022 ein nochmals erhöhter durchschnittlicher Fahrzeugpreis. Hintergrund ist, dass Tesla in den vergangenen Monaten in zahlreichen Ländern die Preise erhöht hat und auch bei der Priorisierung der Produktion teurere Modelle bevorzugt. Gleichzeitig beteuert Tesla unter Rückgriff auf 2017 (als es nur die teuren Premiummodelle S und X gab) und im Einklang mit den jüngsten (erst im nächsten Geschäftsbericht Q1/2023 Wirkung entfaltenden) massiven Preisnachlässen, dass „unsere durchschnittlichen Fahrzeugpreise im Allgemeinen seit vielen Jahren auf einem Abwärtstrend sind“. Denn: „Um ein millionenschwerer Fahrzeughersteller zu werden, muss die Erschwinglichkeit verbessert werden.“
Damit ist vieles gesagt. Für 2023 nennt Tesla seit Langem auch wieder ein konkretes Produktionsziel: Rund 1,8 Millionen BEV sollen im laufenden Jahr hergestellt werden. Dieses Ziel paart der Hersteller mit der bereits geläufigen Formulierung, über einen mehrjährigen Horizont das Volumen im Schnitt pro Jahr um 50 Prozent steigern zu wollen. Von 2020 auf 2021 wuchs Tesla an diesem Ziel gemessen überdurchschnittlich, von 2021 auf 2022 unterdurchschnittlich (besagte 47 bzw. 40 Prozent bei Produktion und Auslieferung). Die 1,8 Millionen angestrebten Fahrzeuge sind vor diesem Hintergrund ein sehr niedrig angesetzter Wert. Die Steigerung zu den gut 1,3 Millionen Fahrzeugen in 2022 beträgt nämlich nicht einmal 30 Prozent.
Gut möglich, dass Tesla im laufenden Jahr unberechenbare externe Faktoren fürchtet. So liest sich jedenfalls folgendes Statement: „In jedem Szenario sind wir auf kurzfristige Unsicherheiten vorbereitet und konzentrieren uns gleichzeitig auf das langfristige Potenzial von Autonomie, Elektrifizierung und Energielösungen. Aufgrund unserer unnachgiebigen Kostenkontrolle und -innovation sind wir der Meinung, dass kein anderer OEM besser gerüstet ist als wir, um das Jahr 2023 zu überstehen und langfristig erfolgreich zu sein.“
Bleibt zum Abschluss noch der Blick auf das Supercharger-Netzwerk, dessen Ausbau mit den steigenden Auslieferungen Schritt halten sollte. Hier weist Tesla in seinem Geschäftsbericht einen Zuwachs von 35 Prozent aus – bei der Anzahl der Standorte, aber auch der Ladestationen selbst. Ende 2022 gab es 4.678 Standorte mit in der Summe 42.419 Schnellladepunkten. Zum Vergleich: Zum Jahreswechsel 2021/2022 waren es nur 3.476 Standorte mit 31.498 Ladepunkten.
Während Tesla bei den Superchargern annähernd mit dem Wachstum der Auslieferungen mithalten konnte, kann man das beim Service-Netz nicht behaupten. Weltweit verfügt Tesla laut dem Geschäftsbericht über 764 „store and service locations“, nur 19 Prozent mehr als 2021. Die „mobile service fleet“ der Tesla-Ranger wuchs immerhin um 24 Prozent auf 1.584 Fahrzeuge.
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