Daimler Truck tritt Motoren-Geschäft teils an Deutz ab
Daimler Truck bereitet sich über eine Kooperation mit dem Motorenbauer Deutz auf den Ausstieg aus dem Geschäft mit Verbrennungsmotoren vor. Hintergrund ist, dass Daimler Truck mit Blick auf seine E-Mobilitäts-Ambitionen keine Mittel mehr in die Weiterentwicklung der mittelschweren Euro-7-Motoren investieren will.
Kern der Kooperation sind zwei gegenläufige Transaktionen. So erwirbt Daimler Truck 4,19 Prozent der Anteile an der Deutz AG, im Gegenzug zahlt Deutz für den Zugriff auf Daimler-Truck-Verbrennermotoren. Beide Deals belaufen sich einer begleitenden Mitteilung zufolge insgesamt auf einen mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Betrag. Gegenstand der nun unterzeichneten Vereinbarung sind mittelschwere Motoren (Daimler-Truck-MDEG-Baureihe) zum Einsatz etwa in Baumaschinen sowie schwere Motoren (Daimler-Truck-HDEP-Baureihe), die zum Beispiel große Landmaschinen antreiben können.
Für den Erwerb der Lizenzrechte der schweren Motorenreihe zahlt Deutz nach eigenen Angaben einen zeitlich gestaffelten Barbetrag. Für den Erwerb der On-Highway-IP-Rechte der mittelschweren Motoren gibt Deutz unter Ausnutzung des bestehenden genehmigten Kapitals rund 5,285 Millionen neue auf den Inhaber lautende Stückaktien im Wege einer Sachkapitalerhöhung aus. Während die schweren Motoren weiterhin im Mercedes-Benz-Werk Mannheim von Daimler Truck gefertigt und an Deutz zur Vervollständigung des Motorensystems geliefert werden, soll die Produktion der mittelschweren Motoren voraussichtlich ab 2028 bei Deutz stattfinden.
„Im Rahmen unserer strategischen Ausrichtung auf den lokal CO2-neutralen Transport haben wir bereits im vergangenen Jahr angekündigt, dass Daimler Truck keine eigenen Mittel mehr in die Weiterentwicklung der eigenen mittelschweren Motoren für die Abgasstufe Euro VII investieren wird“, erklärt Andreas Gorbach, Technologievorstand von Daimler Truck, zu den Hintergründen der Kooperation mit Deutz. Das gilt wie berichtet auch für das Stadtbus-Segment.
Gorbach verkündete bereits im August 2021, die CO2-Emissionen der eigenen Lkw-Flotte bis 2030 massiv reduzieren zu wollen – sogar über die derzeit politisch fixierten Grenzwerte hinaus. Die Rede war seinerzeit davon, dass Daimler Truck „bis 2030 schon einen Anteil von 40, 50 oder 60 Prozent an CO2-neutralen Batterie- oder Brennstoffzellen-Lkw beim Absatz in der EU“ erreichen könnte. Vorgeschrieben ist zurzeit bekanntlich, dass Hersteller die CO2-Emissionen neuer schwerer Nutzfahrzeuge ab 2025 im Vergleich zu 2019 um durchschnittlich 15 Prozent und ab 2030 um 30 Prozent senken müssen. Diese politischen Vorgaben für den Lkw-Markt der EU stammen aus dem Jahr 2019. Die EU-Kommission will im kommenden Monat aber strengere CO2-Standards für schwere Nutzfahrzeuge vorschlagen.
Deutz verspricht sich von dem strategischen Deal mit Daimler Truck, „im Geschäft mit modernen Verbrennungsmotoren weiter zu wachsen“. Laut CEO Sebastian C. Schulte verbessere die Kooperation Deutz‘ Ausgangsposition in einem sich konsolidierenden Markt signifikant. „Gerade im Schwerlastbereich und in der Landwirtschaft werden konventionelle Antriebe mit Verbrennungsmotoren weiterhin noch benötigt – und können durch den Einsatz synthetischer Kraftstoffe umweltfreundlich betrieben werden. Wir werden deshalb in den nächsten Jahren nicht nur unser klimaneutrales Produktportfolio weiterentwickeln, sondern auch im klassischen Motorengeschäft weiter wachsen.“
Dass Deutz durchaus auch in die E-Mobilität investiert, zeigte der jüngste Auftritt des Herstellers bei der Baumaschinenmesse Bauma. Dort zeigte Deutz zusammen mit Partnern mehrere elektrische Baumaschinen, die zum Teil bald schon in Serie gehen sollen oder bereits angeboten werden. Neben einem E-Raupenkran oder Minibagger wurde beispielsweise auch eine Batterie-elektrische Betonpumpe vorgestellt.
deutz.com
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