Wachsende Elektro-Postflotten in den Alpen-Nationen
Sie bilden jeweils die größte Flotte ihres Landes: Die Postkonzerne in Österreich und der Schweiz haben sich ehrgeizige Elektrifizierungsziele gesetzt. Beide Alpen-Republiken geben nun ein Update zum Fortschritt ihrer innerbetrieblich vorangetriebenen Antriebswende.
Sowohl in Österreich als auch in der Schweiz sollen bei den jeweiligen Postkonzernen bis 2030 Transporter mit Verbrennungsmotoren im Zulieferbetrieb ausgemustert werden. Das sind ambitioniertere Ziele als bei der Deutschen Post DHL Group, die bis 2030 60 Prozent der Lieferfahrzeuge für die letzte Meile auf Elektroantriebe umstellen will. Der Vergleich hinkt jedoch, ist letzterer Konzern doch eine weltweit agierende Gruppe mit 570.000 Mitarbeitern und entsprechend großem Fuhrpark.
In einer aktuellen Mitteilung gibt die Österreichische Post bekannt, dieser Tage ihr 3.000. Elektrofahrzeug in Betrieb genommen zu haben. Vorherige Marken waren das 2.000. E-Fahrzeug im Dezember 2020 und das 1.111. E-Fahrzeug im März 2016. Insgesamt kommt die Österreichische Post auf grob 10.500 ein- und mehrspurige Fahrzeuge. Die derzeitige E-Quote dürfte also bei ungefähr 30 Prozent liegen.
Unter den insgesamt nun 3.000 Elektrofahrzeugen der Post in Österreich befinden sich über 1.800 Transporter sowie etwa 1.200 E-Bikes, E-Lastenräder, E-Mopeds und E-Trikes. Schon seit Februar 2022 werden nur noch E-Fahrzeuge für die Zustellung beschafft. Jährlich sollen nun rund 1.000 weitere E-Fahrzeuge folgen.
In der Flotte kommen die unterschiedlichsten Modelle zum Einsatz – etwa der Renault Kangoo Z.E. oder ähnlich große Kastenwagen von Citroën, Opel oder Nissan. Bei den größeren Transportern mit bis zu elf Kubikmetern Laderaum setzt die Österreichische Post etwa den MAN eTGE oder Mercedes eSprinter ein. Hinzu kommen noch von Peugeot übernommene E-Transporter mit einem Ladevolumen von sechs Kubikmetern „und einer nochmal deutlich gesteigerten Reichweite, wodurch sie sich bestens für den Einsatz in ländlicheren Regionen eignen“. Das Modell nennt die Post nicht, es dürfte sich aber um den e-Expert handeln, der auf 6,6 Kubikmeter Ladevolumen und mit der 75-kWh-Batterie auf über 300 Kilometer WLTP-Reichweite kommt.
Das jetzige Jubiläums-Fahrzeug der gelb-grünen E-Flotte ist in Wien stationiert und markiert dort den Startschuss für die Umsetzung des Projekts Grünes Wien: Bis 2025 will die Post in der österreichischen Hauptstadt komplett CO2-frei zustellen. Bereits ab diesem Frühjahr sollen Teile des Geschäfts (alle Briefe, Werbesendungen, Printmedien und Kleinpakete) in der Bundeshauptstatt komplett elektrisch abgewickelt werden. Ab diesem Herbst will die Post dann den ersten Flächenbezirk komplett auf die CO2-freie Zustellung (inklusive große Pakete) umstellen.
Parallel dazu startet die Post den Ausbau von Ladestationen an ihren Wiener Logistikstandorten, um bis 2025 sukzessive alle 23 Bezirke vollständig auf E-Mobilität umzustellen. Das Unternehmen wird dafür allein in der Hauptstadt rund 350 Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor gegen neue E-Fahrzeuge austauschen. Das Investitionsvolumen wird sich nach Angaben des Postkonzerns auf rund 20 Millionen Euro belaufen.
Auch die Schweizerische Post AG will bis 2030 alle mit fossilen Kraftstoffen betriebenen Fahrzeuge in der Zustellung durch Fahrzeuge mit „umweltfreundlichen Antrieben“ ersetzen. Als Zwischenetappe strebt der Konzern an, bis 2025 Pakete in urbanen Gebieten möglichst nur noch mit E-Fahrzeugen auszuliefern. Ab 2040 will die Post dann komplett klimaneutral sein.
Bereits im Jahr 2010 begann die Schweizer Post mit der Erprobung erster elektrifizierter Zustellfahrzeuge. Laut einer aktuellen Mitteilung sind derzeit 7.230 Elektrofahrzeuge in der Flotte – der Großteil entfällt dabei auf dreirädrige Elektro-Roller. Bis 2030 sollen knapp 4.000 weitere E-Zustellfahrzeuge folgen. In der Schweiz umfasst der Fuhrpark demnach gut 11.000 Fahrzeuge. Im Gegensatz zu Nachbar Österreich sind hier schon deutlich mehr als die Hälfte der Fahrzeuge mit einem emissionsfreien Antrieb unterwegs.
Neu ist seit einigen Tagen, dass die Schweizer Post Briefe und Pakete in ihren Großstädten Zürich und Bern nur noch mit Elektrofahrzeugen zustellt. Insgesamt hat das Unternehmen in den beiden Städten nun 568 Stromer im Einsatz – konkret handelt es sich um 194 E-Lieferwagen und 374 E-Roller. Bis zum Jahresende 2024 will der Logistiker auch in Genf und Basel sowie an rund 50 weiteren Standorten vollelektrisch unterwegs sein. Von den schweizweit insgesamt rund 450 Zustellstellen der Post sind heute bereits rund 140 vollständig mit Ladestationen ausgerüstet.
Trotz der schon weit vorangeschrittenen Umstellung verweist die Schweizer Post auf die nach wie vor bestehenden Herausforderungen. Da nicht jedes genutzte Gebäude auch der Post gehört, sondern zum Teil nur angemietet ist, gestaltet sich etwa die Installation von Lademöglichkeiten „unterschiedlich anspruchsvoll“ – es kann also kompliziert werden. Auch die begrenzten Reichweiten stellen zum Teil noch eine Herausforderung dar, das sei „je nach Zustelltour mit Zusatzaufwand verbunden“.
Dennoch sieht es die Schweizer Post nach eigenen Angaben als Selbstverständlichkeit an, die Umstellung auf E-Antriebe voranzutreiben. „Als Unternehmen im Besitz des Bundes hat die Post immer auch eine Vorbildfunktion. Diese nehmen wir wahr“, sagt Johannes Cramer, Mitglied der Konzernleitung und Leiter des Konzernbereichs Logistik-Services der Post. „Mit der Elektrifizierung unserer Zustellflotte und der in der Folge ressourcenschonenden Logistik können nicht zuletzt auch unsere Kunden ihren CO2-Fußabdruck reduzieren.“
Bei der Deutschen Post DHL Group erfolgt die Umstellung auf Elektroantrieb in einem anderen weitaus größeren Maßstab als in den beiden Alpen-Nationen: 2025 soll die Zustellflotte weltweit bereits 37.000 E-Fahrzeuge umfassen. Erst kürzlich bestellte der Konzern mehr als 2.000 elektrische Lieferwagen bei Ford Pro. Außerdem kündigte die Deutsche Post DHL im Frühjahr 2022 an, auch 44 neue E-Lkw von Volvo für den Einsatz in Europa zu beschaffen. Neben der letzten Meile rückt also auch die Logistik zwischen den Postzentren bei der Elektrifizierung in den Fokus.
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