Sonnen und TenneT setzen auf netzdienliches Laden

Der deutsche Batteriehersteller Sonnen erweitert sein bisher auf Stromspeichern basierendes virtuelles Kraftwerk („sonnenVPP“) um Elektroautos. Damit stehen dem Übertragungsnetzbetreiber TenneT bisher ungenutzte Speicherkapazitäten von E-Autos aus vernetzten Haushalten zur Verfügung. Um bidirektionales Laden handelt es sich aber nicht.

Stattdessen werden die Ladevorgänge netzdienlich gesteuert – auch wenn die Überschrift der Pressemitteilung, wonach Elektroautos in das Stromnetz eingebunden werden, und das später erwähnte Erbringen von Primärregelleistung eher danach klingt, dass die E-Autos auch wieder Strom in das Netz einspeisen. Das ist aber nicht der Fall.

Aber bereits die flexible und netzdienliche Steuerung der Ladevorgänge kann einen positiven Einfluss auf die Verteilnetze haben. Die E-Autos mehrerer Hersteller aus der sogenannten „sonnenCommunity“, die Sonnen in einem neuen „Kraftwerksblock“ seines „sonnenVPP“ zusammenfasst, können bereits heute überschüssige Strommengen schnell und sicher aufnehmen.

Im ersten Schritt verteilt Sonnen die Ladevorgänge aller angeschlossenen Elektroautos gleichmäßig über einen längeren Zeitraum und vermeidet so Lastspitzen zu einer bestimmten Tageszeit. Grundlage hierfür sind die Vorgaben der Kundinnen und Kunden, wann sie ihr Auto wieder benötigen. Im zweiten Schritt werden dann Frequenzabweichungen des Stromnetzes ausgeglichen, die Vorgaben dafür kommen von TenneT. Dafür wird die Ladeleistung bei Bedarf vorübergehend heruntergeregelt (im Falle einer Lastspitze). Ist aber zum Beispiel in der Nacht viel Windstrom im Netz, werden die Autos bevorzugt geladen, damit sie nicht tagsüber etwa mit Strom aus Gas- oder Kohlekraftwerken geladen werden müssen, wie Sonnen das Vorgehen in der Mitteilung beschreibt.

Sonnen will E-Autos aus 5.000 Haushalten einbinden

Nach einer erfolgreichen Testphase wurde diese Technologie nun erstmals in den Alltag von Haushalten überführt, wie Sonnen und TenneT mitteilen. Verwendet werden dabei E-Autos mehrerer Hersteller in verschiedenen Haushalten der „sonnenCommunity“. Neben ihrer normalen Nutzung im Alltag werden die Autos zum aktiven Teil des Stromnetzes: Erste Fahrzeuge sind im Netzgebiet von TenneT bereits in das „sonnenVPP“ integriert und können Primärregelleistung erbringen.

Im nächsten Schritt will Sonnen weitere 5.000 „sonnenCommunity“-Haushalte mit einem Elektroauto und einem „sonnenCharger“ für das virtuelle Kraftwerk nutzen. Gemeinsam mit den jeweiligen „sonnenBatterien“ der Haushalte entspricht das einem Potenzial von rund 80 Megawatt. TenneT hat einen Primärregelleistungsbedarf von 170 Megawatt.

„Bislang isoliert agierende Assets werden miteinander vernetzt und entfalten so ihr volles Potenzial. In der nächsten Stufe der Energiewende geht es nämlich darum, dass die Energie aus Solar- oder Windstrom immer zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort ist“, sagt Oliver Koch, CEO von Sonnen: „Mit der Aufnahme von Elektrofahrzeugen in unser virtuelles Kraftwerk machen wir einen großen Schritt, indem wir das Laden von Elektroautos nutzen, um gleichzeitig Angebot und Nachfrage im Stromnetz auszugleichen und es so stabilisieren. Damit können wir das enorme Speicherpotenzial von E-Autos bereits heute nutzen und dazu beitragen, dass wir fossile Kraftwerke früher abschalten können.“

„Für die nachhaltige und sichere Stromversorgung von morgen ist es wichtig, dass die Energiewende weitergedacht wird. Die Integration von E-Autos in das Stromnetz ist ein wichtiger Meilenstein, um auf die Herausforderungen der künftigen Stromverfügbarkeit reagieren zu können.“, sagt Tim Meyerjürgens, COO von TenneT. „Je mehr volatile, stark schwankende Wind- und Sonnenenergie in das Stromnetz einspeisen, umso elementarer ist die Schaffung neuer Speichermöglichkeiten zur Flexibilisierung und Stabilisierung des Gesamtsystems. Was heute erste E-Autos und Primärregelleistung sind, sind bald Millionen E-Autos und zahlreiche weitere Systemdienstleistungen für uns Netzbetreiber.“
sonnen.de, tennet.eu

1 Kommentar

zu „Sonnen und TenneT setzen auf netzdienliches Laden“
Uli Meßner
15.02.2023 um 19:42
Wir sind seit 5 Jahren in der „sonnenCommunity“ mit einer 16 kWh Hausbatterie und spüren von diesem virtuellen Kraftwerk nichts. Der sonnencharger funktionierte auch nach Gerätewechsel nur kurzzeitig, der Funktionsumfang ist ohnehin ernüchternd gering. Jetzt ist er mal wieder voll digital: entweder 0 oder 1 ;-) Sonnen reagiert auf Anfragen mit indifferenten Textversatzstücken, die keine Frage wirklich beantworten oder manchmal gar nicht. Insofern befürchte ich in der nunmehrigen Ankündigung auch nur heiße Luft...

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