Batterie-Züge: Stadler adaptiert Flirt Akku für US-Markt
Zughersteller Stadler hat mit der Utah State University (USU) und dem ASPIRE Engineering Research Center einen Vertrag über die Entwicklung und Erprobung eines Batterie-betriebenen Personenzuges unterzeichnet. Basierend auf dem Flirt Akku bringt Stadler damit den ersten Triebzug mit Batterieantrieb nach Nordamerika.
Ziel der Zusammenarbeit aller drei Akteure ist nun, eine auf den amerikanischen Markt zugeschnittene Variante des Flirt Akku zu kreieren. „Dies erfordert umfangreiche Forschungs- und Entwicklungsarbeiten, um das Fahrzeug an die amerikanische Infrastruktur und sowie die nationalen Vorschriften anzupassen“, teilt Stadler mit. Während sich der Schweizer Hersteller auf die Konstruktion und Produktion des Zuges konzentrieren wird, arbeitet ASPIRE an der Entwicklung der streckenseitigen Ladeinfrastruktur für das Fahrzeug.
Durch die anschließend geplanten Testfahrten im US-Bundesstaat Utah erhoffen sich die drei Projektinitiatoren wichtige Erkenntnisse für die Dekarbonisierung des amerikanischen Personenverkehrs durch den Einsatz von batteriebetriebenen Zügen. „Wir fühlen uns geehrt, mit Stadler an diesem innovativen Projekt zu arbeiten. (…) Es wird den Weg zu elektrifizierten Nahverkehrs- und Stadtbahnsystemen entlang der Wasatch Front weisen“, äußert Dr. Regan Zane, Direktor des ASPIRE Engineering Research Center.
„Da es im öffentlichen Schienenverkehr in Nordamerika nur wenige bis gar keine elektrifizierten Strecken gibt, ist ein Batteriezug eine großartige emissionsfreie Alternative zu Diesel-betriebenen Fahrzeugen. Nach einem Auftrag für einen wasserstoffbetriebenen Flirt für Kalifornien freuen wir uns, nun auch unsere Batterielösung in die Vereinigten Staaten zu bringen“, betont Martin Ritter, CEO von Stadler US.
Der Flirt Akku ist ein zweiteiliger Triebzug für den Regionalverkehr und wurde von Stadler im Oktober 2018 vorgestellt und eignet sich insbesondere für Netze, in denen sich elektrifizierte Abschnitte mit Passagen ohne Oberleitung ablösen. Auf den elektrifizierten Strecken fahren die Züge wie klassische Elektrotriebwagen unter Fahrdraht und laden dabei gleichzeitig die Batterien. Die anschließende Autonomie für Oberleitungs-freie Strecken beträgt etwa 100 Kilometer.
Stadler hat für den Flirt Akku bereits mehrere Großaufträge an Land gezogen – allen voran in Deutschland. 2019 orderte Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein 55 Exemplare des Akku-Triebzugs, im November 2021 zog die DB Regio mit 44 Einheiten nach. Insgesamt soll sich der Auftragsbestand auf 110 Flirt Akku sumieren, gibt Stadler an.
Grundsätzlich bieten die Schweizer das Flirt-Modell mit elektrischem, Diesel- oder bi-modalem Antrieb an, außerdem mit besagtem Akku-Antrieb oder mit Wasserstoff. Der erste Auftraggeber über einen H2-Flirt ist übrigens die amerikanische San Bernardino County Transportation Authority (SBCTA).
Den Markt für Batterie-elektrische Triebzüge teilen sich wenige große Akteure. Darunter neben Stadler die Hersteller Alstom und Siemens. Letzterer Konzern hat beispielsweise 2021 den Zuschlag zur Lieferung von 31 Batterie-Zügen von der Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) erhalten. Die Exemplare vom Typ Mireo Plus B sollen ab Dezember 2024 als Regionalzüge in der Metropolregion Berlin-Brandenburg in den Dienst genommen werden. Ganz frisch ist auch ein Auftrag aus Hessen. Mit dem Mireo Plus H bietet Siemens auch eine Brennstoffzellen-Version an, die im September 2022 seine Jungfernfahrt absolviert hat.
stadlerrail.com (PDF)
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