Clean Logistics will Montag Insolvenzantrag stellen

Der in finanzielle Schieflage geratene Lkw- und Bus-Umrüster Clean Logistics hat per Ad-hoc-Mitteilung bekanntgegeben, dass er für sich selbst und seine Tochtergesellschaften voraussichtlich am Montag einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens stellen wird.

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Bemühungen, eine weitere Finanzierung der Gesellschaft zu gewährleisten, seien gescheitert, heißt es in der kurzen Ad-hoc-Mitteilung des Verwaltungsrats. Die geplante Kapitalerhöhung werde nicht durchgeführt.

Die erwähnte Kapitalerhöhung hatte das Unternehmen kurz vor Weihnachten beschlossen. Bereits damals hieß es, dass man sich derzeit in einer schwierigen finanziellen Situation befinde, was „kurzfristigen Handlungsbedarf zur Sicherung der Überlebensfähigkeit der Gesellschaft erfordert“. Von den 2,7 Millionen Aktien, die im Rahmen der Kapitalerhöhung ausgegeben werden sollten, erhoffte sich Clean Logistics Einnahmen von rund 4,86 Millionen Euro. „Große Aktionäre der Gesellschaft“ hätten zudem ihre Bereitschaft erklärt, sich an der Kapitalerhöhung zu beteiligen – nur einen Tag später wurden durch bestehende Großaktionäre Aktien im Wert von über 1,2 Millionen Euro bereits vorab gezeichnet.

Warum es nun doch zur offenkundig unausweichlichen Insolvenz kommt, geht aus der Ad-hoc-Mitteilung nicht hervor. Im Januar wollte das Unternehmen Aktionären ein öffentliches Bezugsangebot mit Bezugsrechtshandel zu identischen Konditionen unterbreiten, um die weiteren Aktien der Kapitalerhöhung zu platzieren.

Klar ist, dass es in dem Unternehmen einige personelle Wechsel im Top-Management gab. Der erst im September 2022 als Finanzchef geholte Jürgen Akkermann verließ das Unternehmen bereits wieder Anfang Dezember. Erst Anfang dieser Woche gab Clean Logistics bekannt, dass Dirk Graszt als CEO und Verwaltungsratsmitglied des Unternehmens ausscheidet.

Unter Graszt hatte das Unternehmen die strategische Entscheidung getroffen, sein bestehendes Geschäftsmodell – nämlich die Umrüstung von Bestandsfahrzeugen auf Wasserstoffantrieb – auszuweiten und künftig auch Neufahrzeuge zu bauen. In diesen Fahrzeugen sollten zahlreiche selbst entwickelte Komponenten verbaut werden. Im Juli übernahm Clean Logistics in diesem Zusammenhang den niederländischen Lkw-Hersteller GINAF Nederland. Seitdem verfügte die Clean-Logistics-Gruppe über einen eigenständigen Fahrzeugproduzenten mit entsprechenden Zulassungsvoraussetzungen für eigene Fahrzeugen in Europa. Zur finanziellen Stabilisierung des Unternehmens wurde GINAF Nederland aber inzwischen wieder veräußert.

Dennoch: Die „hohen Aufwendungen für den planmäßigen deutlichen Ausbau der Geschäftsaktivitäten von Clean Logistics“ waren laut dem Geschäftsbericht auch der Grund für den Halbjahresverlust von rund 5,5 Millionen Euro.

Im Juni hatte das Unternehmen seinen ersten Wasserstoff-betriebenen Truck Fyuriant vorgestellt, zuvor – im Sommer 2021 – kam bereits der umgerüstete Bus Pyuron mit Brennstoffzellen-Wasserstoff-Antrieb heraus. Mit GP Joule unterzeichnete die Firma dann im August einen Rahmenvertrag für die Lieferung von 5.000 wasserstoffelektrischen 40-Tonner-Lkw. Die Übergabe der Fahrzeuge ist für den Zeitraum von 2023 bis 2027 vorgesehen. Einen Liefervertrag gibt es auch mit Hylane, einer Tochtergesellschaft des Versicherers DEVK, außerdem öffentlich geförderte Projekte namens CryoTruck und BETH2REX, an denen Clean Logistics beteiligt ist.

Ob es nun noch zu den angekündigten Auslieferungen kommen wird, wird vom Ausgang des offenbar anstehenden Insolvenzverfahrens abhängen.

Update 22.02.2023: Clean Logistics hat nun auf seiner Homepage bestätigt, dass das Unternehmen den Ende vergangener Woche angekündigten Insolvenzantrag gestellt hat. Von der Insolvenz betroffen ist nicht nur die Clean Logistics SE, sondern zum Beispiel auch die Tochtergesellschaft E-Cap Mobility in Winsen. Dort wurden die Lkw-Prototypen mit Elektro- und Brennstoffzellenantrieb entwickelt.
onvista.de, cleanlogistics.de (Update)

2 Kommentare

zu „Clean Logistics will Montag Insolvenzantrag stellen“
ganzjahresreichweite
23.02.2023 um 09:39
Europa/Deutschland ist doch sehr gesättigt mit großen OEMs, was es neunen Playern nicht gerade leicht macht. Erinnert mich an das Aus von streetscooter.
Frank Fullhardt
23.02.2023 um 10:39
Im Grunde haben die beiden Firmengründer in einem wachsenden Markt falsche Entscheidungen getroffen Und damit auch die eigentlich "gesunden" Unternehmen der Gruppe mit in den Abgrund gerissen. Aktionären und den Mitarbeitern wurde der Zustand bis zuletzt verschwiegen. Darüber hinaus scheint die Geschäftsleitung überhaupt nicht im Bilde gewesen zu sein, woran es in den Unternehmen den eigentlich krankt. Und so haben sich die strategischen Entscheidungen als fatal erwiesen. Ich bin nach wie vor überzeugt, dass der Markt für diese Art von Unternehmen da ist. Wenn man es denn richtig anpackt. Und so schreiben die Aktionäre ihr Kapital in den Wind und, sehr bitter, die Angestellten dürfen sich neue Jobs suchen. Wie heißt es so schön? Danke für nichts an die Herren Lehmann und Graszt...

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