Uber strebt Roll-out von 25.000 Tata-Stromern in Indien an
Der Fahrtenvermittler Uber wird über seine Plattform in den kommenden drei Jahren 25.000 Elektroautos in Indien einführen. Eine mit Tata Motors unterzeichnete Absichtserklärung sieht die schrittweise Lieferung von 25.000 Exemplaren des Tata-Stromers Xpres-T EV ab diesem Monat vor.
Die E-Autos sollen im Raum Delhi, in Mumbai, Kalkutta, Chennai, Hyderabad, Bengaluru und Ahmedabad zum Einsatz kommen. Wie bei Vereinbarungen zwischen Uber und Fahrzeugherstellern (für Europa sind dies unter anderem Kia und Hyundai, aber auch Autovermieter Hertz) üblich, dürften die Uber-Fahrer für die Beschaffung des Tata-Modells Sonderkonditionen erhalten. Explizit erwähnt wird dies aber weder von Tata Motors noch von Uber. Auch zum Wert des Gesamtdeals gibt es keine Auskunft.
Der Fahrtenvermittler äußert in einer Mitteilung vielmehr, dass die Vereinbarung „das bisher größte Elektrofahrzeug-Engagement zwischen einem Automobilhersteller und einer Ridesharing-Plattform in Indien“ darstelle. Aktuell handelt es sich zwar nur um eine Absichtserklärung, aber der Zeitplan mit ersten geplanten Auslieferungen noch diesen Monat spricht dafür, dass der Deal in kürzester Zeit einen verpflichtenden Status erhält.
Für Uber ist die Zusammenarbeit ein Schritt zur Realisierung der selbst auferlegten Verpflichtung, bis zum Jahr 2040 weltweit alle über seine Plattform gebuchten Fahrten mit Elektrofahrzeugen bzw. Mikromobilitäts-Angeboten wie E-Scooter oder Mietfahrrädern zu gewährleisten. In den USA, Kanada und Europa soll dieses Ziel bekanntlich schon 2030 erreicht werden. In London bereits 2025.
Tata verfügt über eigene Marke für Flottenkunden
„Wir werden ein großer Katalysator bei der Beschleunigung des (Elektroauto)-Ökosystems sein“, äußerte Prabhjeet Singh, Präsident von Uber Indien und Südasien, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. In der konzerneigenen Mitteilung wird Singh mit den Worten zitiert, dass man entschlossen sei, „unseren Teil dazu beizutragen, die Hürden für den Umstieg auf Elektrofahrzeuge zu senken, indem wir mit Partnern aus der Branche zusammenarbeiten, die den Wandel anführen“.
Damit ist im Fall von Indien Tata Motors gemeint. Der indische Autohersteller gibt an, auf seinem Heimmarkt bisher gut 50.000 Elektroautos ausgeliefert zu haben. Darin sind sowohl Privat- als auch Flottenverkäufe begriffen. Mit „Xpres“ führt Tata seit Juli 2021 eine Marke speziell für Flottenkunden, die nun durch den Deal mit Uber erstmals auch uns ein Begriff wird.
Die Elektro-Limousine Xpres-T EV ist Tatas erstes Fahrzeug unter dieser Marke. Es handelt sich also um ein speziell auf Flottendienste ausgerichtetes Modell. Laut dem Hersteller soll sich die Reichweite auf 315 oder 277 Kilometer belaufen. Allerdings nach einem inländischen Testzyklus der Automotive Research Association of India. Dafür, dass die Reichweite nach WLTP kürzer ausfallen dürfte, spricht die recht kleine Batterie, die Tata mit einem Energiegehalt von 26 oder 25,5 kWh angibt. Als Ladezeit werden 59 bzw. 110 Minuten von 0 auf 80 Prozent SoC angegeben. Weitere technische Infos zum Fahrzeug selbst sind in der Mitteilung nicht enthalten.
Auf der Tata-Webseite ist aber unter anderem noch in Erfahrung zu bringen, dass der Xpres-T EV vier Meter lang ist und mit einem Radstand von 2,45 Metern aufwartet. Als Leistungsspitze werden dort 30 kW genannt. Allerdings heißt es auf der Webseite auch, dass der Batterie-Energiegehalt bei 21,5 kWh liege. Gut möglich also, dass angesichts der Bestell-Größenordnung für Uber individuelle Anpassungen vorgenommen werden.
Shailesh Chandra, Geschäftsführer von Tata Motors Passenger Vehicles und Tata Passenger Electric Mobility erhofft sich durch die Kooperation mit Uber eine eMobility-Initialzündung im Land: „Indem wir unseren Kunden unsere umweltfreundlichen E-Fahrten über den Premium-Kategorie-Service von Uber anbieten, werden wir die Akzeptanz von umweltfreundlichen und sauberen Mitfahrgelegenheiten beschleunigen. Der XPRES-T EV ist sowohl für Kunden als auch für Betreiber eine sehr attraktive Option.“ Und: Die Partnerschaft werde Tatas Marktposition im Flottensegment weiter festigen.
Tata verfügt international über Niederlassungen in Großbritannien, Südkorea, Thailand, Südafrika und Indonesien. Als Hauptvertriebsmärkte nennt das Unternehmen Afrika, den Nahen Osten, Süd- und Südostasien, Australien, Südamerika, Russland und weitere GUS-Staaten. Der Konzern plant die Einführung von zehn Elektromodellen bis März 2026 und geht einem früheren Reuters-Bericht zufolge davon aus, dass E-Autos bis 2025 ein Viertel des Gesamtabsatzes ausmachen werden.
Neben dem Pkw-Markt ist Tata Motors auch im Nutzfahrzeugmarkt aktiv. Über die indische CESL-Förderung wurden jüngst mehrere E-Bus-Großbestellungen bei dem indischen Hersteller bekannt – so von der West Bengal Transport Corporation und der Bengaluru Metropolitan Transport Corporation über 2.000 E-Busse und von der Delhi Transport Corporation über 1.500 E-Busse.
Der indische Automarkt ist im Vergleich zur enormen Bevölkerungszahl winzig. Der Anteil der Elektromodelle an den gesamten Autoverkäufen von rund 3,8 Millionen Fahrzeugen betrug laut Reuters im vergangenen Jahr gerade einmal ein Prozent. In diesem Bereich aktive oder vor dem Markteintritt stehende Hersteller sind neben den Lokalmatadoren Tata Motors und Mahindra & Mahindra auch die chinesischen Marken BYD und MG Motors.
reuters.com, tatamotors.com, uber.com
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